Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Bertha. Den Tod vor mir! Furchtbares Schicksal! Solch' eine grausame Strafe für ein kleines Ver- gehen! Anna. Siehst du nun, wohin dich deine romantische Entführungs-Geschichte gebracht hat? Bertha. O schweige! Jn diesem Augenblicke -- Anna. Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schwester! Mein Brief an Hugo von Hohenfels ist jetzt in dessen Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier sein. Bertha. Gebe es Gott! -- Wenn nicht, so muß ich sterben. Anna. Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als deine letzte bestimmt hat, werde ich mich auf jenen Söller begeben, um die Straffe zu beobachten, auf welcher Hugo mit seinen Reisigen hieherreitet. Viel- leicht wird es dir möglich, dir von deinem grau- samen Gatten Aufschub zu erflehen, bis die Retter da sind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein Leid zu thun. 12*
Bertha. Den Tod vor mir! Furchtbares Schickſal! Solch’ eine grauſame Strafe für ein kleines Ver- gehen! Anna. Siehſt du nun, wohin dich deine romantiſche Entführungs-Geſchichte gebracht hat? Bertha. O ſchweige! Jn dieſem Augenblicke — Anna. Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schweſter! Mein Brief an Hugo von Hohenfels iſt jetzt in deſſen Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier ſein. Bertha. Gebe es Gott! — Wenn nicht, ſo muß ich ſterben. Anna. Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als deine letzte beſtimmt hat, werde ich mich auf jenen Söller begeben, um die Straffe zu beobachten, auf welcher Hugo mit ſeinen Reiſigen hieherreitet. Viel- leicht wird es dir möglich, dir von deinem grau- ſamen Gatten Aufſchub zu erflehen, bis die Retter da ſind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein Leid zu thun. 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0185" n="179"/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Den Tod vor mir! Furchtbares Schickſal!<lb/> Solch’ eine grauſame Strafe für ein kleines Ver-<lb/> gehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Anna.</hi> </speaker><lb/> <p>Siehſt du nun, wohin dich deine romantiſche<lb/> Entführungs-Geſchichte gebracht hat?</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>O ſchweige! Jn <hi rendition="#g">dieſem</hi> Augenblicke —</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Anna.</hi> </speaker><lb/> <p>Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schweſter! Mein<lb/> Brief an Hugo von Hohenfels iſt jetzt in deſſen<lb/> Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier<lb/> ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Gebe es Gott! — Wenn nicht, ſo muß ich<lb/> ſterben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker> <hi rendition="#c">Anna.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als<lb/> deine letzte beſtimmt hat, werde ich mich auf jenen<lb/> Söller begeben, um die Straffe zu beobachten, auf<lb/> welcher Hugo mit ſeinen Reiſigen hieherreitet. Viel-<lb/> leicht wird es dir möglich, dir von deinem grau-<lb/> ſamen Gatten Aufſchub zu erflehen, bis die Retter<lb/> da ſind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein<lb/> Leid zu thun.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0185]
Bertha.
Den Tod vor mir! Furchtbares Schickſal!
Solch’ eine grauſame Strafe für ein kleines Ver-
gehen!
Anna.
Siehſt du nun, wohin dich deine romantiſche
Entführungs-Geſchichte gebracht hat?
Bertha.
O ſchweige! Jn dieſem Augenblicke —
Anna.
Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schweſter! Mein
Brief an Hugo von Hohenfels iſt jetzt in deſſen
Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier
ſein.
Bertha.
Gebe es Gott! — Wenn nicht, ſo muß ich
ſterben.
Anna.
Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als
deine letzte beſtimmt hat, werde ich mich auf jenen
Söller begeben, um die Straffe zu beobachten, auf
welcher Hugo mit ſeinen Reiſigen hieherreitet. Viel-
leicht wird es dir möglich, dir von deinem grau-
ſamen Gatten Aufſchub zu erflehen, bis die Retter
da ſind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein
Leid zu thun.
12*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |