Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.Berwandlung. Enges Erkerstübchen. Eine alte Frau sitzt an der Spindel und spinnt. Zu ihren Füssen ein knurrender Kater. Die Alte (singt.) Jch sinn' und spinne manches Jahr Den Faden fein wie Frauenhaar; Die Welt dreht sich in Einem fort, Doch Alles bleibt am alten Ort. Sie dreht sich fort im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. Als Eva Adam nahm zum Mann, Sie auch das Spinnen gleich begann; Sie spann und webte Hemdlein schon Für Kain, ihren ersten Sohn. Die Welt dreht sich im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. Und also that das erste Weib, Es spann zu seinem Zeitvertreib, Und dieß war bei den Andern all, Die ihm nachfolgen, auch der Fall. Die Welt dreht sich im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. Berwandlung. Enges Erkerſtübchen. Eine alte Frau ſitzt an der Spindel und ſpinnt. Zu ihren Füſſen ein knurrender Kater. Die Alte (ſingt.) Jch ſinn’ und ſpinne manches Jahr Den Faden fein wie Frauenhaar; Die Welt dreht ſich in Einem fort, Doch Alles bleibt am alten Ort. Sie dreht ſich fort im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. Als Eva Adam nahm zum Mann, Sie auch das Spinnen gleich begann; Sie ſpann und webte Hemdlein ſchon Für Kain, ihren erſten Sohn. Die Welt dreht ſich im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. Und alſo that das erſte Weib, Es ſpann zu ſeinem Zeitvertreib, Und dieß war bei den Andern all, Die ihm nachfolgen, auch der Fall. Die Welt dreht ſich im Schwindel Wie in der Hand die Spindel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0257" n="251"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Berwandlung.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Enges Erkerſtübchen.</hi> </hi> </p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Eine alte Frau ſitzt an der Spindel und ſpinnt.<lb/> Zu ihren Füſſen ein knurrender Kater.</hi> </stage><lb/> <sp who="#ALT"> <speaker>Die Alte</speaker> <stage>(ſingt.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Jch ſinn’ und ſpinne manches Jahr</l><lb/> <l>Den Faden fein wie Frauenhaar;</l><lb/> <l>Die Welt dreht ſich in Einem fort,</l><lb/> <l>Doch Alles bleibt am alten Ort.</l><lb/> <l>Sie dreht ſich fort im Schwindel</l><lb/> <l>Wie in der Hand die Spindel.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als Eva Adam nahm zum Mann,</l><lb/> <l>Sie auch das Spinnen gleich begann;</l><lb/> <l>Sie ſpann und webte Hemdlein ſchon</l><lb/> <l>Für Kain, ihren erſten Sohn.</l><lb/> <l>Die Welt dreht ſich im Schwindel</l><lb/> <l>Wie in der Hand die Spindel.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und alſo that das erſte Weib,</l><lb/> <l>Es ſpann zu ſeinem Zeitvertreib,</l><lb/> <l>Und dieß war bei den Andern all,</l><lb/> <l>Die ihm nachfolgen, auch der Fall.</l><lb/> <l>Die Welt dreht ſich im Schwindel</l><lb/> <l>Wie in der Hand die Spindel.</l> </lg> </lg><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0257]
Berwandlung.
Enges Erkerſtübchen.
Eine alte Frau ſitzt an der Spindel und ſpinnt.
Zu ihren Füſſen ein knurrender Kater.
Die Alte (ſingt.)
Jch ſinn’ und ſpinne manches Jahr
Den Faden fein wie Frauenhaar;
Die Welt dreht ſich in Einem fort,
Doch Alles bleibt am alten Ort.
Sie dreht ſich fort im Schwindel
Wie in der Hand die Spindel.
Als Eva Adam nahm zum Mann,
Sie auch das Spinnen gleich begann;
Sie ſpann und webte Hemdlein ſchon
Für Kain, ihren erſten Sohn.
Die Welt dreht ſich im Schwindel
Wie in der Hand die Spindel.
Und alſo that das erſte Weib,
Es ſpann zu ſeinem Zeitvertreib,
Und dieß war bei den Andern all,
Die ihm nachfolgen, auch der Fall.
Die Welt dreht ſich im Schwindel
Wie in der Hand die Spindel.
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