Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
Minnamunt.
Himmel, welche Schönheit!
Christoph.
Köhler haben es einst am Gemäuer gefunden,
dort unter der Dornhecke, die das Schloß überwuchert
hat. Das arme, liebe Dornröslein!
(weint.)
Minnamunt.
O reizendes Bild, wie bin ich von dir begei-
stert! Dornröschen, dich muß ich erlösen! Dich muß
ich besitzen!
Christoph.
Hütet Euch, edler junger Herr, Euch in so nam-
hafte Gefahr zu begeben! Mit Riesen und Hexen
ist kein Spaß zu machen.
Minnamunt.
Gleichviel! Es läßt mir keine Ruhe mehr! Auf,
Auf! Zu ihr, zu ihr! und sollt ich mit allen Teu-
feln um sie kämpfen müssen!
(Stürzt hinaus.)
Christoph.
Armer junger Held! Fürwahr, ich meine, daß
ist so Einer wie mein guter Herr war, so eine ro-
mantische Natur, die auch Stoff sucht. Gott schütz'
ihn! Mag er mit Riesen kämpfen, ich leg' mich
auf die faule Haut. Jch denke ich werde bald ein-
schlafen und kein verliebter Prinz wird mich wecken.
Also gute Nacht!
(ab.)
Minnamunt.
Himmel, welche Schönheit!
Chriſtoph.
Köhler haben es einſt am Gemäuer gefunden,
dort unter der Dornhecke, die das Schloß überwuchert
hat. Das arme, liebe Dornröslein!
(weint.)
Minnamunt.
O reizendes Bild, wie bin ich von dir begei-
ſtert! Dornröschen, dich muß ich erlöſen! Dich muß
ich beſitzen!
Chriſtoph.
Hütet Euch, edler junger Herr, Euch in ſo nam-
hafte Gefahr zu begeben! Mit Rieſen und Hexen
iſt kein Spaß zu machen.
Minnamunt.
Gleichviel! Es läßt mir keine Ruhe mehr! Auf,
Auf! Zu ihr, zu ihr! und ſollt ich mit allen Teu-
feln um ſie kämpfen müſſen!
(Stürzt hinaus.)
Chriſtoph.
Armer junger Held! Fürwahr, ich meine, daß
iſt ſo Einer wie mein guter Herr war, ſo eine ro-
mantiſche Natur, die auch Stoff ſucht. Gott ſchütz’
ihn! Mag er mit Rieſen kämpfen, ich leg’ mich
auf die faule Haut. Jch denke ich werde bald ein-
ſchlafen und kein verliebter Prinz wird mich wecken.
Alſo gute Nacht!
(ab.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0272" n="266"/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#c">Minnamunt.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Himmel, welche Schönheit!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#c">Chri&#x017F;toph.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Köhler haben es ein&#x017F;t am Gemäuer gefunden,<lb/>
dort unter der Dornhecke, die das Schloß überwuchert<lb/>
hat. Das arme, liebe Dornröslein!</p>
            <stage>(weint.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#c">Minnamunt.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O reizendes Bild, wie bin ich von dir begei-<lb/>
&#x017F;tert! Dornröschen, dich muß ich erlö&#x017F;en! Dich muß<lb/>
ich be&#x017F;itzen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#c">Chri&#x017F;toph.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Hütet Euch, edler junger Herr, Euch in &#x017F;o nam-<lb/>
hafte Gefahr zu begeben! Mit Rie&#x017F;en und Hexen<lb/>
i&#x017F;t kein Spaß zu machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#c">Minnamunt.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Gleichviel! Es läßt mir keine Ruhe mehr! Auf,<lb/>
Auf! Zu ihr, zu ihr! und &#x017F;ollt ich mit allen Teu-<lb/>
feln um &#x017F;ie kämpfen mü&#x017F;&#x017F;en!</p>
            <stage>(Stürzt hinaus.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#c">Chri&#x017F;toph.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Armer junger Held! Fürwahr, ich meine, daß<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o Einer wie mein guter Herr war, &#x017F;o eine ro-<lb/>
manti&#x017F;che Natur, die auch Stoff &#x017F;ucht. Gott &#x017F;chütz&#x2019;<lb/>
ihn! Mag er mit Rie&#x017F;en kämpfen, ich leg&#x2019; mich<lb/>
auf die faule Haut. Jch denke ich werde bald ein-<lb/>
&#x017F;chlafen und kein verliebter Prinz wird mich wecken.<lb/>
Al&#x017F;o gute Nacht!</p>
          </sp>
          <stage>(ab.)</stage><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0272] Minnamunt. Himmel, welche Schönheit! Chriſtoph. Köhler haben es einſt am Gemäuer gefunden, dort unter der Dornhecke, die das Schloß überwuchert hat. Das arme, liebe Dornröslein! (weint.) Minnamunt. O reizendes Bild, wie bin ich von dir begei- ſtert! Dornröschen, dich muß ich erlöſen! Dich muß ich beſitzen! Chriſtoph. Hütet Euch, edler junger Herr, Euch in ſo nam- hafte Gefahr zu begeben! Mit Rieſen und Hexen iſt kein Spaß zu machen. Minnamunt. Gleichviel! Es läßt mir keine Ruhe mehr! Auf, Auf! Zu ihr, zu ihr! und ſollt ich mit allen Teu- feln um ſie kämpfen müſſen! (Stürzt hinaus.) Chriſtoph. Armer junger Held! Fürwahr, ich meine, daß iſt ſo Einer wie mein guter Herr war, ſo eine ro- mantiſche Natur, die auch Stoff ſucht. Gott ſchütz’ ihn! Mag er mit Rieſen kämpfen, ich leg’ mich auf die faule Haut. Jch denke ich werde bald ein- ſchlafen und kein verliebter Prinz wird mich wecken. Alſo gute Nacht! (ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/272
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/272>, abgerufen am 21.11.2024.