Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
der genauesten mikroscopischen Beobachtungen gelang es mir noch nicht zu entdecken, ob die Excremente der Sepia annulata aus rein animalischen oder ve- getabilischen Atomen bestehen, worüber ich bereits am achthundertsten Bogen einer ausführlichen Ab- handlung arbeite. Noch ein paar Monate, und der preußische Dam- pfer Aquila, der mich hier auf Staatskosten ausge- setzt, wird mich wieder abholen. Es bleibt mir also nur noch kurze Zeit für meine Forschung. Wie dem auch sei, jedenfalls kehre ich, reich an Erfahrungen, mit einer Sammlung von 40,000 naturwissenschaftlichen Objekten nach Europa zurück. -- Ei! was seh ich da kommen? Eine Art Papa- gei? Ein Psittacus formosus? -- Die Species scheint mir neu. Jch will mich etwas verbergen und beobachten. (rersteckt sich.) Casperl (tritt ein.) Schlapperdibix! das ist ja eine miserable Land- schaft! Kein Wirthshaus weit und breit! Keine menschliche Seel! Nix als Affen, Papperln und son- stige Menagerievieher! Das ist ja zum verhungern. Hätt' ich nit a paar Schnecken g'funden -- leider ohne Sauerkraut! -- so wär ich schon hin! Mein
der genaueſten mikroscopiſchen Beobachtungen gelang es mir noch nicht zu entdecken, ob die Excremente der Sepia annulata aus rein animaliſchen oder ve- getabiliſchen Atomen beſtehen, worüber ich bereits am achthundertſten Bogen einer ausführlichen Ab- handlung arbeite. Noch ein paar Monate, und der preußiſche Dam- pfer Aquila, der mich hier auf Staatskoſten ausge- ſetzt, wird mich wieder abholen. Es bleibt mir alſo nur noch kurze Zeit für meine Forſchung. Wie dem auch ſei, jedenfalls kehre ich, reich an Erfahrungen, mit einer Sammlung von 40,000 naturwiſſenſchaftlichen Objekten nach Europa zurück. — Ei! was ſeh ich da kommen? Eine Art Papa- gei? Ein Psittacus formosus? — Die Species ſcheint mir neu. Jch will mich etwas verbergen und beobachten. (rerſteckt ſich.) Casperl (tritt ein.) Schlapperdibix! das iſt ja eine miſerable Land- ſchaft! Kein Wirthshaus weit und breit! Keine menſchliche Seel! Nix als Affen, Papperln und ſon- ſtige Menagerievieher! Das iſt ja zum verhungern. Hätt’ ich nit a paar Schnecken g’funden — leider ohne Sauerkraut! — ſo wär ich ſchon hin! Mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GER"> <p><pb facs="#f0053" n="47"/> der genaueſten mikroscopiſchen Beobachtungen gelang<lb/> es mir noch nicht zu entdecken, ob die Excremente<lb/> der <hi rendition="#aq">Sepia annulata</hi> aus rein animaliſchen oder ve-<lb/> getabiliſchen Atomen beſtehen, worüber ich bereits<lb/> am achthundertſten Bogen einer ausführlichen Ab-<lb/> handlung arbeite.</p><lb/> <p>Noch ein paar Monate, und der preußiſche Dam-<lb/> pfer Aquila, der mich hier auf Staatskoſten ausge-<lb/> ſetzt, wird mich wieder abholen. Es bleibt mir alſo<lb/> nur noch kurze Zeit für meine Forſchung.</p><lb/> <p>Wie dem auch ſei, jedenfalls kehre ich, reich an<lb/> Erfahrungen, mit einer Sammlung von 40,000<lb/> naturwiſſenſchaftlichen Objekten nach Europa zurück.<lb/> — Ei! was ſeh ich da kommen? Eine Art Papa-<lb/> gei? Ein <hi rendition="#aq">Psittacus formosus?</hi> — Die Species<lb/> ſcheint mir neu. Jch will mich etwas verbergen<lb/> und beobachten.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(rerſteckt ſich.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPE"> <speaker>Casperl</speaker> <stage>(tritt ein.)</stage><lb/> <p>Schlapperdibix! das iſt ja eine miſerable Land-<lb/> ſchaft! Kein Wirthshaus weit und breit! Keine<lb/> menſchliche Seel! Nix als Affen, Papperln und ſon-<lb/> ſtige Menagerievieher! Das iſt ja zum verhungern.<lb/> Hätt’ ich nit a paar Schnecken g’funden — leider<lb/> ohne Sauerkraut! — ſo wär ich ſchon hin! Mein<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0053]
der genaueſten mikroscopiſchen Beobachtungen gelang
es mir noch nicht zu entdecken, ob die Excremente
der Sepia annulata aus rein animaliſchen oder ve-
getabiliſchen Atomen beſtehen, worüber ich bereits
am achthundertſten Bogen einer ausführlichen Ab-
handlung arbeite.
Noch ein paar Monate, und der preußiſche Dam-
pfer Aquila, der mich hier auf Staatskoſten ausge-
ſetzt, wird mich wieder abholen. Es bleibt mir alſo
nur noch kurze Zeit für meine Forſchung.
Wie dem auch ſei, jedenfalls kehre ich, reich an
Erfahrungen, mit einer Sammlung von 40,000
naturwiſſenſchaftlichen Objekten nach Europa zurück.
— Ei! was ſeh ich da kommen? Eine Art Papa-
gei? Ein Psittacus formosus? — Die Species
ſcheint mir neu. Jch will mich etwas verbergen
und beobachten.
(rerſteckt ſich.)
Casperl (tritt ein.)
Schlapperdibix! das iſt ja eine miſerable Land-
ſchaft! Kein Wirthshaus weit und breit! Keine
menſchliche Seel! Nix als Affen, Papperln und ſon-
ſtige Menagerievieher! Das iſt ja zum verhungern.
Hätt’ ich nit a paar Schnecken g’funden — leider
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