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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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trage zu nahen. Der reichste Privatier des Landes,
Herr von Lüpel, dessen Ahnen zu den ältesten Ge-
schlechtern Europas gehören, in dessen Adern dy-
nastisches obgleich mediatisirtes Blut rinnt, wünscht
Jhre Hand zu besitzen und fleht in diesem Briefe
um Jhr Herz, welches er glücklich zu machen sich
bestreben wird.
Rosalinde.
Wie? welche Zumuthung! glauben Sie -- --
Gummielastico (sie unterbrechend.)
O ich glaube Alles, nur das nicht, daß Jhre
Durchlaucht die Hand des mächtigsten Edelmannes
von sich weisen könnten, der im Stande ist, alle
Jhre Wünsche zu befriedigen.
Rosalinde.
Welche Unverschämtheit! Jch sollte mich mit
einem Manne vermählen, dessen ungeschlachte Ge-
stalt allein schon jede Verbindung hindert. Ein
Riese, dessen Brutalität allbekannt ist; ein Mensch
ohne Lebensart, ohne Erziehung, ohne Bildung
sollte Gatte einer Prinzessin werden?
Gummielastico.
Ueberlegen Höchstdieselben wohl, was Sie sagen.
Bedenken Sie den unermeßlichen Reichthum des
trage zu nahen. Der reichſte Privatier des Landes,
Herr von Lüpel, deſſen Ahnen zu den älteſten Ge-
ſchlechtern Europas gehören, in deſſen Adern dy-
naſtiſches obgleich mediatiſirtes Blut rinnt, wünſcht
Jhre Hand zu beſitzen und fleht in dieſem Briefe
um Jhr Herz, welches er glücklich zu machen ſich
beſtreben wird.
Roſalinde.
Wie? welche Zumuthung! glauben Sie — —
Gummielaſtico (ſie unterbrechend.)
O ich glaube Alles, nur das nicht, daß Jhre
Durchlaucht die Hand des mächtigſten Edelmannes
von ſich weiſen könnten, der im Stande iſt, alle
Jhre Wünſche zu befriedigen.
Roſalinde.
Welche Unverſchämtheit! Jch ſollte mich mit
einem Manne vermählen, deſſen ungeſchlachte Ge-
ſtalt allein ſchon jede Verbindung hindert. Ein
Rieſe, deſſen Brutalität allbekannt iſt; ein Menſch
ohne Lebensart, ohne Erziehung, ohne Bildung
ſollte Gatte einer Prinzeſſin werden?
Gummielaſtico.
Ueberlegen Höchſtdieſelben wohl, was Sie ſagen.
Bedenken Sie den unermeßlichen Reichthum des
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[201/0221] trage zu nahen. Der reichſte Privatier des Landes, Herr von Lüpel, deſſen Ahnen zu den älteſten Ge- ſchlechtern Europas gehören, in deſſen Adern dy- naſtiſches obgleich mediatiſirtes Blut rinnt, wünſcht Jhre Hand zu beſitzen und fleht in dieſem Briefe um Jhr Herz, welches er glücklich zu machen ſich beſtreben wird. Roſalinde. Wie? welche Zumuthung! glauben Sie — — Gummielaſtico (ſie unterbrechend.) O ich glaube Alles, nur das nicht, daß Jhre Durchlaucht die Hand des mächtigſten Edelmannes von ſich weiſen könnten, der im Stande iſt, alle Jhre Wünſche zu befriedigen. Roſalinde. Welche Unverſchämtheit! Jch ſollte mich mit einem Manne vermählen, deſſen ungeſchlachte Ge- ſtalt allein ſchon jede Verbindung hindert. Ein Rieſe, deſſen Brutalität allbekannt iſt; ein Menſch ohne Lebensart, ohne Erziehung, ohne Bildung ſollte Gatte einer Prinzeſſin werden? Gummielaſtico. Ueberlegen Höchſtdieſelben wohl, was Sie ſagen. Bedenken Sie den unermeßlichen Reichthum des

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/221>, abgerufen am 21.11.2024.