Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.I. Aufzug. Höhle, bewohnbar eingerichtet, mit magischen Geräthschaften. Mobed, vorne in einem Buche studierend. Prinz Herbed schläft auf einer mit einem Tigerfell bedeckten Erhöhung. Mobed. Jch les' es in den Gestirnen: bald wird die Zeit der Prüfung vorüber sein. Die Sonne nähert sich dem Jupiter, das Sternbild des Schützen ver- dunkelt. Armer Prinz! von königlicher Pracht warst du als Kind umgeben; darben mußtest du als Jüng- ling. Statt auf sammtnen Kissen zu ruhen, hast du in dieser kalten Höhle einen harten Stein zum Ruhebett; statt der köstlichsten Kleider umhüllt dich ein Thierfell; nicht herrliche Speisen nähren dich, die Frucht des Dattelbaums und der Trank aus der Quelle müßen dir genügen, kein golden Diadem schmückt deine Stirne! -- Edel bist du und stark an Geist und Leib! Wohl denn; es ist an der Zeit, daß ich dich aus deinem Traume wecke. Her- bed! Herbed! I. Aufzug. Höhle, bewohnbar eingerichtet, mit magiſchen Geräthſchaften. Mobed, vorne in einem Buche ſtudierend. Prinz Herbed ſchläft auf einer mit einem Tigerfell bedeckten Erhöhung. Mobed. Jch les’ es in den Geſtirnen: bald wird die Zeit der Prüfung vorüber ſein. Die Sonne nähert ſich dem Jupiter, das Sternbild des Schützen ver- dunkelt. Armer Prinz! von königlicher Pracht warſt du als Kind umgeben; darben mußteſt du als Jüng- ling. Statt auf ſammtnen Kiſſen zu ruhen, haſt du in dieſer kalten Höhle einen harten Stein zum Ruhebett; ſtatt der köſtlichſten Kleider umhüllt dich ein Thierfell; nicht herrliche Speiſen nähren dich, die Frucht des Dattelbaums und der Trank aus der Quelle müßen dir genügen, kein golden Diadem ſchmückt deine Stirne! — Edel biſt du und ſtark an Geiſt und Leib! Wohl denn; es iſt an der Zeit, daß ich dich aus deinem Traume wecke. Her- bed! Herbed! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0249"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Höhle, bewohnbar eingerichtet, mit magiſchen<lb/> Geräthſchaften.</hi> </hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mobed,</hi> vorne in einem Buche ſtudierend. Prinz <hi rendition="#g">Herbed</hi> ſchläft<lb/> auf einer mit einem Tigerfell bedeckten Erhöhung.</hi> </stage><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch les’ es in den Geſtirnen: bald wird die<lb/> Zeit der Prüfung vorüber ſein. Die Sonne nähert<lb/> ſich dem Jupiter, das Sternbild des Schützen ver-<lb/> dunkelt. Armer Prinz! von königlicher Pracht warſt<lb/> du als Kind umgeben; darben mußteſt du als Jüng-<lb/> ling. Statt auf ſammtnen Kiſſen zu ruhen, haſt<lb/> du in dieſer kalten Höhle einen harten Stein zum<lb/> Ruhebett; ſtatt der köſtlichſten Kleider umhüllt dich<lb/> ein Thierfell; nicht herrliche Speiſen nähren dich,<lb/> die Frucht des Dattelbaums und der Trank aus der<lb/> Quelle müßen dir genügen, kein golden Diadem<lb/> ſchmückt deine Stirne! — Edel biſt du und ſtark<lb/> an Geiſt und Leib! Wohl denn; es iſt an der<lb/> Zeit, daß ich dich aus deinem Traume wecke. Her-<lb/> bed! Herbed!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0249]
I. Aufzug.
Höhle, bewohnbar eingerichtet, mit magiſchen
Geräthſchaften.
Mobed, vorne in einem Buche ſtudierend. Prinz Herbed ſchläft
auf einer mit einem Tigerfell bedeckten Erhöhung.
Mobed.
Jch les’ es in den Geſtirnen: bald wird die
Zeit der Prüfung vorüber ſein. Die Sonne nähert
ſich dem Jupiter, das Sternbild des Schützen ver-
dunkelt. Armer Prinz! von königlicher Pracht warſt
du als Kind umgeben; darben mußteſt du als Jüng-
ling. Statt auf ſammtnen Kiſſen zu ruhen, haſt
du in dieſer kalten Höhle einen harten Stein zum
Ruhebett; ſtatt der köſtlichſten Kleider umhüllt dich
ein Thierfell; nicht herrliche Speiſen nähren dich,
die Frucht des Dattelbaums und der Trank aus der
Quelle müßen dir genügen, kein golden Diadem
ſchmückt deine Stirne! — Edel biſt du und ſtark
an Geiſt und Leib! Wohl denn; es iſt an der
Zeit, daß ich dich aus deinem Traume wecke. Her-
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