Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Amtsstube des Bürgermeisters.
Bürgermeister Salzmaier. Dann Spritzler.
Salzmaier (am Arbeitstische sitzend).
Spritzler! -- Spritzler! wo steckt Er wieder?
Spritzler (Akten unter dem Arme).
Da bin, da bin ich, Herr Bürgermeister; hab
nur in der Registratur Etwas holen müssen.
Salzmaier.
Flausen, Flausen! Jch kenne Seine Registra-
tur schon. Das ist die Rathdienersstuben unten
bei der Weinflaschen oder im "grünen Ochsen"
drüben beim Bierkrug. Jch werde aber dem Miß-
stand bald abhelfen. Der Rathdiener darf keinen
Wein mehr abgeben aus seinem Keller. Wird
mir das ganze Personale verdorben mit der beque-
men Gelegenheit zum Frühschöppeln. 'S ist eine
Schand! Schau Er sich nur einmal in den Spie-
gel. Vorigs Jahr war seine Nasen roth und heuer
ist sie schon ganz violettblau Das wär mir eigent-
lich ganz einerlei, ob Er eine rothe oder eine
Amtsſtube des Bürgermeiſters.
Bürgermeiſter Salzmaier. Dann Spritzler.
Salzmaier (am Arbeitstiſche ſitzend).
Spritzler! — Spritzler! wo ſteckt Er wieder?
Spritzler (Akten unter dem Arme).
Da bin, da bin ich, Herr Bürgermeiſter; hab
nur in der Regiſtratur Etwas holen müſſen.
Salzmaier.
Flauſen, Flauſen! Jch kenne Seine Regiſtra-
tur ſchon. Das iſt die Rathdienersſtuben unten
bei der Weinflaſchen oder im „grünen Ochſen‟
drüben beim Bierkrug. Jch werde aber dem Miß-
ſtand bald abhelfen. Der Rathdiener darf keinen
Wein mehr abgeben aus ſeinem Keller. Wird
mir das ganze Perſonale verdorben mit der beque-
men Gelegenheit zum Frühſchöppeln. ’S iſt eine
Schand! Schau Er ſich nur einmal in den Spie-
gel. Vorigs Jahr war ſeine Naſen roth und heuer
iſt ſie ſchon ganz violettblau Das wär mir eigent-
lich ganz einerlei, ob Er eine rothe oder eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0301"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Amts&#x017F;tube des Bürgermei&#x017F;ters.</hi><lb/>
Bürgermei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Salzmaier.</hi> Dann <hi rendition="#g">Spritzler.</hi></head><lb/>
          <sp who="#SALZ">
            <speaker>Salzmaier</speaker>
            <stage>(am Arbeitsti&#x017F;che &#x017F;itzend).</stage><lb/>
            <p>Spritzler! &#x2014; Spritzler! wo &#x017F;teckt Er wieder?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPR">
            <speaker>Spritzler</speaker>
            <stage>(Akten unter dem Arme).</stage><lb/>
            <p>Da bin, da bin ich, Herr Bürgermei&#x017F;ter; hab<lb/>
nur in der Regi&#x017F;tratur Etwas holen mü&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SALZ">
            <speaker> <hi rendition="#c">Salzmaier.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Flau&#x017F;en, Flau&#x017F;en! Jch kenne Seine Regi&#x017F;tra-<lb/>
tur &#x017F;chon. Das i&#x017F;t die Rathdieners&#x017F;tuben unten<lb/>
bei der Weinfla&#x017F;chen oder im &#x201E;grünen Och&#x017F;en&#x201F;<lb/>
drüben beim Bierkrug. Jch werde aber dem Miß-<lb/>
&#x017F;tand bald abhelfen. Der Rathdiener darf keinen<lb/>
Wein mehr abgeben aus &#x017F;einem Keller. Wird<lb/>
mir das ganze Per&#x017F;onale verdorben mit der beque-<lb/>
men Gelegenheit zum Früh&#x017F;chöppeln. &#x2019;S i&#x017F;t eine<lb/>
Schand! Schau Er &#x017F;ich nur einmal in den Spie-<lb/>
gel. Vorigs Jahr war &#x017F;eine Na&#x017F;en roth und heuer<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;chon ganz violettblau Das wär mir eigent-<lb/>
lich ganz einerlei, ob Er eine rothe oder eine<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0301] Amtsſtube des Bürgermeiſters. Bürgermeiſter Salzmaier. Dann Spritzler. Salzmaier (am Arbeitstiſche ſitzend). Spritzler! — Spritzler! wo ſteckt Er wieder? Spritzler (Akten unter dem Arme). Da bin, da bin ich, Herr Bürgermeiſter; hab nur in der Regiſtratur Etwas holen müſſen. Salzmaier. Flauſen, Flauſen! Jch kenne Seine Regiſtra- tur ſchon. Das iſt die Rathdienersſtuben unten bei der Weinflaſchen oder im „grünen Ochſen‟ drüben beim Bierkrug. Jch werde aber dem Miß- ſtand bald abhelfen. Der Rathdiener darf keinen Wein mehr abgeben aus ſeinem Keller. Wird mir das ganze Perſonale verdorben mit der beque- men Gelegenheit zum Frühſchöppeln. ’S iſt eine Schand! Schau Er ſich nur einmal in den Spie- gel. Vorigs Jahr war ſeine Naſen roth und heuer iſt ſie ſchon ganz violettblau Das wär mir eigent- lich ganz einerlei, ob Er eine rothe oder eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/301
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/301>, abgerufen am 22.11.2024.