Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.Verwandlung. Freie Gegend vor dem Walde (wie im I. Aufzug). Wolf (rennt herein.) Was so'n Wolf doch für'nen Hunger hat! (versteckt sich.) Zwei Schafe fraß ich und grad bin ich satt. Hier will ich zur Verdauung etwas ruh'n, Dann hol ich zum Dessert mir noch ein Huhn. Das ganze Dorf ist auf den Füßen Und endlich wird man mich erschießen; Flieh'n muß ich, weil der Wolf es will, Der arme Heriwolf hielt gerne still, Damit, könnt' er dadurch Erlösung hoffen, Er von des Jägers Kugel werd' getroffen. Sieh da! Rothkäppchen kömmt den Weg; Schon trippelt sie dort auf dem Steg. Jch will mich hinter einen Busch verstecken; Sie könnte gar zu sehr an mir erschrecken. Rothkäppchen (tritt ein). Ach, die arme Großmutter! heute muß sie gar im Bett liegen, so schwach ist sie. Jch fürchte, daß die gute Frau nicht lang mehr lebt. Schon gestern Verwandlung. Freie Gegend vor dem Walde (wie im I. Aufzug). Wolf (rennt herein.) Was ſo’n Wolf doch für’nen Hunger hat! (verſteckt ſich.) Zwei Schafe fraß ich und grad bin ich ſatt. Hier will ich zur Verdauung etwas ruh’n, Dann hol ich zum Deſſert mir noch ein Huhn. Das ganze Dorf iſt auf den Füßen Und endlich wird man mich erſchießen; Flieh’n muß ich, weil der Wolf es will, Der arme Heriwolf hielt gerne ſtill, Damit, könnt’ er dadurch Erlöſung hoffen, Er von des Jägers Kugel werd’ getroffen. Sieh da! Rothkäppchen kömmt den Weg; Schon trippelt ſie dort auf dem Steg. Jch will mich hinter einen Buſch verſtecken; Sie könnte gar zu ſehr an mir erſchrecken. Rothkäppchen (tritt ein). Ach, die arme Großmutter! heute muß ſie gar im Bett liegen, ſo ſchwach iſt ſie. Jch fürchte, daß die gute Frau nicht lang mehr lebt. Schon geſtern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" n="126"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Verwandlung.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Freie Gegend vor dem Walde</hi> (wie im <hi rendition="#aq">I.</hi> Aufzug).</hi> </stage><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#b">Wolf</hi> </speaker> <stage>(rennt herein.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Was ſo’n Wolf doch für’nen Hunger hat!</l><lb/> <l>Zwei Schafe fraß ich und grad bin ich ſatt.</l><lb/> <l>Hier will ich zur Verdauung etwas ruh’n,</l><lb/> <l>Dann hol ich zum Deſſert mir noch ein Huhn.</l><lb/> <l>Das ganze Dorf iſt auf den Füßen</l><lb/> <l>Und endlich wird man mich erſchießen;</l><lb/> <l>Flieh’n muß ich, weil der Wolf es will,</l><lb/> <l>Der arme Heriwolf hielt gerne ſtill,</l><lb/> <l>Damit, könnt’ er dadurch Erlöſung hoffen,</l><lb/> <l>Er von des Jägers Kugel werd’ getroffen.</l><lb/> <l>Sieh da! Rothkäppchen kömmt den Weg;</l><lb/> <l>Schon trippelt ſie dort auf dem Steg.</l><lb/> <l>Jch will mich hinter einen Buſch verſtecken;</l><lb/> <l>Sie könnte gar zu ſehr an mir erſchrecken.</l> </lg><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(verſteckt ſich.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker> <hi rendition="#b">Rothkäppchen</hi> </speaker> <stage>(tritt ein).</stage><lb/> <p>Ach, die arme Großmutter! heute muß ſie gar<lb/> im Bett liegen, ſo ſchwach iſt ſie. Jch fürchte, daß<lb/> die gute Frau nicht lang mehr lebt. Schon geſtern<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0130]
Verwandlung.
Freie Gegend vor dem Walde (wie im I. Aufzug).
Wolf (rennt herein.)
Was ſo’n Wolf doch für’nen Hunger hat!
Zwei Schafe fraß ich und grad bin ich ſatt.
Hier will ich zur Verdauung etwas ruh’n,
Dann hol ich zum Deſſert mir noch ein Huhn.
Das ganze Dorf iſt auf den Füßen
Und endlich wird man mich erſchießen;
Flieh’n muß ich, weil der Wolf es will,
Der arme Heriwolf hielt gerne ſtill,
Damit, könnt’ er dadurch Erlöſung hoffen,
Er von des Jägers Kugel werd’ getroffen.
Sieh da! Rothkäppchen kömmt den Weg;
Schon trippelt ſie dort auf dem Steg.
Jch will mich hinter einen Buſch verſtecken;
Sie könnte gar zu ſehr an mir erſchrecken.
(verſteckt ſich.)
Rothkäppchen (tritt ein).
Ach, die arme Großmutter! heute muß ſie gar
im Bett liegen, ſo ſchwach iſt ſie. Jch fürchte, daß
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