Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Schnapper.
Und meine Gurgel empfindet seit gestern eine
gewisse Sehnsucht nach stärkender Erfrischung; das
reine Quellwasser ist ein gar fader Trunk.
Fangauf.
Nun, so versuchen wir's heut wieder einmal, uns
zusammen auf die Lauer zu legen. Eine halbe
Stunde von hier kreuzt sich der Weg zur Stadt.
Es wird uns doch eine arme Seele kommen, der
wir den Gefallen thun können, ihre Taschen leichter
zu machen!
Schnapper.
Beim heiligen Merkurius! Zu Zweien geht's
vielleicht besser. Komm', laß uns gehen. Auf dem
Kreuzweg hinter's Gebüsch in den Graben!
[Beide ab.]
Kasperl tritt von der andern Seite ein.
Kasperl.
So, also jetzt bin ich frei wie die Spatzen auf'm
Dach, aber's Futter fehlt. Jch stehe sozusagen auf
meine eignen Füß, aber ich verspür', daß diese
eigenen Geboine, von Seite des nahrungs- und
kraftstoffbietenden edelsten Körpertheiles vernachlässigt,
ihren Dienst zu versagen anfangen. Die vor Kur-
zem genossenen 1/2pfündigen Bauernknödel sind be-
reits in den conservirenden Reproduktionsstoff ver-
Schnapper.
Und meine Gurgel empfindet ſeit geſtern eine
gewiſſe Sehnſucht nach ſtärkender Erfriſchung; das
reine Quellwaſſer iſt ein gar fader Trunk.
Fangauf.
Nun, ſo verſuchen wir’s heut wieder einmal, uns
zuſammen auf die Lauer zu legen. Eine halbe
Stunde von hier kreuzt ſich der Weg zur Stadt.
Es wird uns doch eine arme Seele kommen, der
wir den Gefallen thun können, ihre Taſchen leichter
zu machen!
Schnapper.
Beim heiligen Merkurius! Zu Zweien geht’s
vielleicht beſſer. Komm’, laß uns gehen. Auf dem
Kreuzweg hinter’s Gebüſch in den Graben!
[Beide ab.]
Kasperl tritt von der andern Seite ein.
Kasperl.
So, alſo jetzt bin ich frei wie die Spatzen auf’m
Dach, aber’s Futter fehlt. Jch ſtehe ſozuſagen auf
meine eignen Füß, aber ich verſpür’, daß dieſe
eigenen Geboine, von Seite des nahrungs- und
kraftſtoffbietenden edelſten Körpertheiles vernachläſſigt,
ihren Dienſt zu verſagen anfangen. Die vor Kur-
zem genoſſenen ½pfündigen Bauernknödel ſind be-
reits in den conſervirenden Reproduktionsſtoff ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0201" n="197"/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Schnapper.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Und meine Gurgel empfindet &#x017F;eit ge&#x017F;tern eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Sehn&#x017F;ucht nach &#x017F;tärkender Erfri&#x017F;chung; das<lb/>
reine Quellwa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t ein gar fader Trunk.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FAN">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fangauf.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Nun, &#x017F;o ver&#x017F;uchen wir&#x2019;s heut wieder einmal, uns<lb/>
zu&#x017F;ammen auf die Lauer zu legen. Eine halbe<lb/>
Stunde von hier kreuzt &#x017F;ich der Weg zur Stadt.<lb/>
Es wird uns doch <hi rendition="#g">eine</hi> arme Seele kommen, der<lb/>
wir den Gefallen thun können, ihre Ta&#x017F;chen leichter<lb/>
zu machen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Schnapper.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Beim heiligen Merkurius! Zu Zweien geht&#x2019;s<lb/>
vielleicht be&#x017F;&#x017F;er. Komm&#x2019;, laß uns gehen. Auf dem<lb/>
Kreuzweg hinter&#x2019;s Gebü&#x017F;ch in den Graben!</p>
              <stage>[Beide ab.]</stage><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kasperl</hi> tritt von der andern Seite ein.</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KASPERL_LA">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kasperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>So, al&#x017F;o jetzt bin ich frei wie die Spatzen auf&#x2019;m<lb/>
Dach, aber&#x2019;s Futter fehlt. Jch &#x017F;tehe &#x017F;ozu&#x017F;agen auf<lb/>
meine eignen Füß, aber ich ver&#x017F;pür&#x2019;, daß die&#x017F;e<lb/>
eigenen <hi rendition="#g">Geboine,</hi> von Seite des nahrungs- und<lb/>
kraft&#x017F;toffbietenden edel&#x017F;ten Körpertheiles vernachlä&#x017F;&#x017F;igt,<lb/>
ihren Dien&#x017F;t zu ver&#x017F;agen anfangen. Die vor Kur-<lb/>
zem geno&#x017F;&#x017F;enen ½pfündigen Bauernknödel &#x017F;ind be-<lb/>
reits in den con&#x017F;ervirenden Reproduktions&#x017F;toff ver-<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0201] Schnapper. Und meine Gurgel empfindet ſeit geſtern eine gewiſſe Sehnſucht nach ſtärkender Erfriſchung; das reine Quellwaſſer iſt ein gar fader Trunk. Fangauf. Nun, ſo verſuchen wir’s heut wieder einmal, uns zuſammen auf die Lauer zu legen. Eine halbe Stunde von hier kreuzt ſich der Weg zur Stadt. Es wird uns doch eine arme Seele kommen, der wir den Gefallen thun können, ihre Taſchen leichter zu machen! Schnapper. Beim heiligen Merkurius! Zu Zweien geht’s vielleicht beſſer. Komm’, laß uns gehen. Auf dem Kreuzweg hinter’s Gebüſch in den Graben! [Beide ab.] Kasperl tritt von der andern Seite ein. Kasperl. So, alſo jetzt bin ich frei wie die Spatzen auf’m Dach, aber’s Futter fehlt. Jch ſtehe ſozuſagen auf meine eignen Füß, aber ich verſpür’, daß dieſe eigenen Geboine, von Seite des nahrungs- und kraftſtoffbietenden edelſten Körpertheiles vernachläſſigt, ihren Dienſt zu verſagen anfangen. Die vor Kur- zem genoſſenen ½pfündigen Bauernknödel ſind be- reits in den conſervirenden Reproduktionsſtoff ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/201
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/201>, abgerufen am 21.11.2024.