Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Mariane. Aber was wollt's denn amtiren in dem einsamen Wald? Gottlob, bei uns gibts keine Spitzbub'n und keine Rauba. Schnauzbart. Das hohe Amt und ich, dessen Bote -- wir wissen sehr wohl, daß es in diesem Walde keine Spitzbuben und Räuber gibt -- Dank unserer weisen Fürsorge; allein man ist dennoch einem fürchterlichen Wesen auf der Spur. Peter. Da wissen wir nichts davon. Schnauzbart. Möglich -- aber dem hochweisen Amte und mir, dessen Boten, ist Nichts unbekannt. Es scheint mir oder vielmehr ich weiß es, daß ihr ehrliche Leute seid; also hört: Es ist dem hochweisen Amte durch ein Frauenzimmer angezeigt worden, daß in diesem Walde an einem sehr verborgenen Orte ein Häus- lein steht, in welchem ein gelehrter Professor logirt, der neben seinem Studium die sonderbare Gewohn- heit hat, Menschen zu fressen. Mariane (im größten Schrecken.) Gott im Himmel, der hat unsre Kinder g'fressen! Mariane. Aber was wollt’s denn amtiren in dem einſamen Wald? Gottlob, bei uns gibts keine Spitzbub’n und keine Rauba. Schnauzbart. Das hohe Amt und ich, deſſen Bote — wir wiſſen ſehr wohl, daß es in dieſem Walde keine Spitzbuben und Räuber gibt — Dank unſerer weiſen Fürſorge; allein man iſt dennoch einem fürchterlichen Weſen auf der Spur. Peter. Da wiſſen wir nichts davon. Schnauzbart. Möglich — aber dem hochweiſen Amte und mir, deſſen Boten, iſt Nichts unbekannt. Es ſcheint mir oder vielmehr ich weiß es, daß ihr ehrliche Leute ſeid; alſo hört: Es iſt dem hochweiſen Amte durch ein Frauenzimmer angezeigt worden, daß in dieſem Walde an einem ſehr verborgenen Orte ein Häus- lein ſteht, in welchem ein gelehrter Profeſſor logirt, der neben ſeinem Studium die ſonderbare Gewohn- heit hat, Menſchen zu freſſen. Mariane (im größten Schrecken.) Gott im Himmel, der hat unſre Kinder g’freſſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0036" n="32"/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mariane.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber was wollt’s denn amtiren in dem einſamen<lb/> Wald? Gottlob, bei uns gibts keine Spitzbub’n und<lb/> keine Rauba.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNAUZ"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Schnauzbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das hohe Amt und ich, deſſen Bote — wir<lb/> wiſſen ſehr wohl, daß es in dieſem Walde keine<lb/> Spitzbuben und Räuber gibt — Dank unſerer weiſen<lb/> Fürſorge; allein man iſt dennoch einem fürchterlichen<lb/> Weſen auf der Spur.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Peter.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Da wiſſen wir nichts davon.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNAUZ"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Schnauzbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Möglich — aber dem hochweiſen Amte und mir,<lb/> deſſen Boten, iſt Nichts unbekannt. Es ſcheint mir<lb/> oder vielmehr ich weiß es, daß ihr ehrliche Leute<lb/> ſeid; alſo hört: Es iſt dem hochweiſen Amte durch<lb/> ein Frauenzimmer angezeigt worden, daß in dieſem<lb/> Walde an einem ſehr verborgenen Orte ein Häus-<lb/> lein ſteht, in welchem ein gelehrter Profeſſor logirt,<lb/> der neben ſeinem Studium die ſonderbare Gewohn-<lb/> heit hat, Menſchen zu freſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Mariane</hi> </speaker> <stage>(im größten Schrecken.)</stage><lb/> <p>Gott im Himmel, der hat unſre Kinder g’freſſen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0036]
Mariane.
Aber was wollt’s denn amtiren in dem einſamen
Wald? Gottlob, bei uns gibts keine Spitzbub’n und
keine Rauba.
Schnauzbart.
Das hohe Amt und ich, deſſen Bote — wir
wiſſen ſehr wohl, daß es in dieſem Walde keine
Spitzbuben und Räuber gibt — Dank unſerer weiſen
Fürſorge; allein man iſt dennoch einem fürchterlichen
Weſen auf der Spur.
Peter.
Da wiſſen wir nichts davon.
Schnauzbart.
Möglich — aber dem hochweiſen Amte und mir,
deſſen Boten, iſt Nichts unbekannt. Es ſcheint mir
oder vielmehr ich weiß es, daß ihr ehrliche Leute
ſeid; alſo hört: Es iſt dem hochweiſen Amte durch
ein Frauenzimmer angezeigt worden, daß in dieſem
Walde an einem ſehr verborgenen Orte ein Häus-
lein ſteht, in welchem ein gelehrter Profeſſor logirt,
der neben ſeinem Studium die ſonderbare Gewohn-
heit hat, Menſchen zu freſſen.
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