Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Jahre rascher Flug macht sie zu Männern.
Dir mag's gefallen; aber ich, dein Weib,
Soll leben alle Zeit in Einsamkeit?
Mir gönnest du kein Kind, das mir verbleibe --
Kein Wesen, daß sich innig an mich ranket --
Die Tochter nicht, der Mutter Herzensfreude?
Eckart.
Was sollt' ich's nicht? Doch habe nur Geduld;
Wer weiß, ob nicht dein Wunsch sich noch erfülle?
Siglind.
Nein! nimmermehr! Schon längst wär's Zeit ge-
wesen,
Daß ich von einem Töchterlein genesen;
Ein bös Geschick verfolgt mich --
Eckart.
Laß die Thorheit!
Der Himmel könnte, deines Jammers müde,
Wohl dich und mich in uns'ren Söhnen strafen,
Die er uns gnädig gab. Drum danke lieber,
Statt durch der Klage Ungestüm zu freveln.
Siglind (immer heftiger.)
Und Spott noch, Hohn des armen Weibes Kummer?
Dieß ist so Mannes Art! O könnt' ich Alle
7*
Der Jahre raſcher Flug macht ſie zu Männern.
Dir mag’s gefallen; aber ich, dein Weib,
Soll leben alle Zeit in Einſamkeit?
Mir gönneſt du kein Kind, das mir verbleibe —
Kein Weſen, daß ſich innig an mich ranket —
Die Tochter nicht, der Mutter Herzensfreude?
Eckart.
Was ſollt’ ich’s nicht? Doch habe nur Geduld;
Wer weiß, ob nicht dein Wunſch ſich noch erfülle?
Siglind.
Nein! nimmermehr! Schon längſt wär’s Zeit ge-
weſen,
Daß ich von einem Töchterlein geneſen;
Ein bös Geſchick verfolgt mich —
Eckart.
Laß die Thorheit!
Der Himmel könnte, deines Jammers müde,
Wohl dich und mich in unſ’ren Söhnen ſtrafen,
Die er uns gnädig gab. Drum danke lieber,
Statt durch der Klage Ungeſtüm zu freveln.
Siglind (immer heftiger.)
Und Spott noch, Hohn des armen Weibes Kummer?
Dieß iſt ſo Mannes Art! O könnt’ ich Alle
7*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SIG">
            <p><pb facs="#f0105" n="99"/>
Der Jahre ra&#x017F;cher Flug macht &#x017F;ie zu Männern.<lb/>
Dir mag&#x2019;s gefallen; aber ich, dein Weib,<lb/>
Soll leben alle Zeit in Ein&#x017F;amkeit?<lb/>
Mir gönne&#x017F;t du kein Kind, das mir verbleibe &#x2014;<lb/>
Kein We&#x017F;en, daß &#x017F;ich innig an mich ranket &#x2014;<lb/>
Die Tochter nicht, der Mutter Herzensfreude?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ECK">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eckart.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Was &#x017F;ollt&#x2019; ich&#x2019;s nicht? Doch habe nur Geduld;<lb/>
Wer weiß, ob nicht dein Wun&#x017F;ch &#x017F;ich noch erfülle?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIG">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Siglind.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nein! nimmermehr! Schon läng&#x017F;t wär&#x2019;s Zeit ge-<lb/><hi rendition="#et">we&#x017F;en,</hi><lb/>
Daß ich von einem Töchterlein gene&#x017F;en;<lb/>
Ein bös Ge&#x017F;chick verfolgt mich &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ECK">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eckart.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Laß die Thorheit!</hi><lb/>
Der Himmel könnte, deines Jammers müde,<lb/>
Wohl dich und mich in un&#x017F;&#x2019;ren Söhnen &#x017F;trafen,<lb/>
Die er uns gnädig gab. Drum danke lieber,<lb/>
Statt durch der Klage Unge&#x017F;tüm zu freveln.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIG">
            <speaker> <hi rendition="#b">Siglind</hi> </speaker>
            <stage>(immer heftiger.)</stage><lb/>
            <p>Und Spott noch, Hohn des armen Weibes Kummer?<lb/>
Dieß i&#x017F;t &#x017F;o Mannes Art! O könnt&#x2019; ich Alle<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">7*</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0105] Der Jahre raſcher Flug macht ſie zu Männern. Dir mag’s gefallen; aber ich, dein Weib, Soll leben alle Zeit in Einſamkeit? Mir gönneſt du kein Kind, das mir verbleibe — Kein Weſen, daß ſich innig an mich ranket — Die Tochter nicht, der Mutter Herzensfreude? Eckart. Was ſollt’ ich’s nicht? Doch habe nur Geduld; Wer weiß, ob nicht dein Wunſch ſich noch erfülle? Siglind. Nein! nimmermehr! Schon längſt wär’s Zeit ge- weſen, Daß ich von einem Töchterlein geneſen; Ein bös Geſchick verfolgt mich — Eckart. Laß die Thorheit! Der Himmel könnte, deines Jammers müde, Wohl dich und mich in unſ’ren Söhnen ſtrafen, Die er uns gnädig gab. Drum danke lieber, Statt durch der Klage Ungeſtüm zu freveln. Siglind (immer heftiger.) Und Spott noch, Hohn des armen Weibes Kummer? Dieß iſt ſo Mannes Art! O könnt’ ich Alle 7*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/105
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/105>, abgerufen am 09.11.2024.