Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Fortuna. Jch bin doch ganz zufrieden dabei; bis- weilen habe ich auch lichte Augenblicke und kann unter der Binde etwas hervorblinseln. Aber sage mir: wer bist du denn? Lorenz. Mein Gott! ein recht hungeriger alter Mann, ein Taglöhner seines Geschäftes. Nun bin ich aber zu schwach, um mir mein Brod zu verdienen und muß von mitleidiger Menschen Gaben leben. Mein Weib ist vor einem Jahr gestorben und so bin ich nun ganz verlassen. Fortuna. Du bist also recht unglücklich. Lorenz. Das will ich eben nicht sagen; denn ich kann mir denken, daß es Andere geben mag, welchen es noch schlechter geht, als mir. So muß ich Gott noch danken für das, was ich habe. Fortuna. Das heiß ich Bescheidenheit und Genügsamkeit! Wenn aber das Glück einmal bei dir einkehren wollte, das wäre dir doch nicht unlieb. Fortuna. Jch bin doch ganz zufrieden dabei; bis- weilen habe ich auch lichte Augenblicke und kann unter der Binde etwas hervorblinſeln. Aber ſage mir: wer biſt du denn? Lorenz. Mein Gott! ein recht hungeriger alter Mann, ein Taglöhner ſeines Geſchäftes. Nun bin ich aber zu ſchwach, um mir mein Brod zu verdienen und muß von mitleidiger Menſchen Gaben leben. Mein Weib iſt vor einem Jahr geſtorben und ſo bin ich nun ganz verlaſſen. Fortuna. Du biſt alſo recht unglücklich. Lorenz. Das will ich eben nicht ſagen; denn ich kann mir denken, daß es Andere geben mag, welchen es noch ſchlechter geht, als mir. So muß ich Gott noch danken für das, was ich habe. Fortuna. Das heiß ich Beſcheidenheit und Genügſamkeit! Wenn aber das Glück einmal bei dir einkehren wollte, das wäre dir doch nicht unlieb. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0155" n="149"/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin doch ganz zufrieden dabei; bis-<lb/> weilen habe ich auch lichte Augenblicke und kann<lb/> unter der Binde etwas hervorblinſeln. Aber ſage<lb/> mir: wer biſt <hi rendition="#g">du</hi> denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#LOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lorenz.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mein Gott! ein recht hungeriger alter Mann,<lb/> ein Taglöhner ſeines Geſchäftes. Nun bin ich<lb/> aber zu ſchwach, um mir mein Brod zu verdienen<lb/> und muß von mitleidiger Menſchen Gaben leben.<lb/> Mein Weib iſt vor einem Jahr geſtorben und ſo<lb/> bin ich nun ganz verlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du biſt alſo recht unglücklich.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lorenz.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das will ich eben nicht ſagen; denn ich kann<lb/> mir denken, daß es Andere geben mag, welchen<lb/> es noch ſchlechter geht, als mir. So muß ich Gott<lb/> noch danken für das, was ich habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das heiß ich Beſcheidenheit und Genügſamkeit!<lb/> Wenn aber das <hi rendition="#g">Glück</hi> einmal bei dir einkehren<lb/> wollte, das wäre dir doch nicht unlieb.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0155]
Fortuna.
Jch bin doch ganz zufrieden dabei; bis-
weilen habe ich auch lichte Augenblicke und kann
unter der Binde etwas hervorblinſeln. Aber ſage
mir: wer biſt du denn?
Lorenz.
Mein Gott! ein recht hungeriger alter Mann,
ein Taglöhner ſeines Geſchäftes. Nun bin ich
aber zu ſchwach, um mir mein Brod zu verdienen
und muß von mitleidiger Menſchen Gaben leben.
Mein Weib iſt vor einem Jahr geſtorben und ſo
bin ich nun ganz verlaſſen.
Fortuna.
Du biſt alſo recht unglücklich.
Lorenz.
Das will ich eben nicht ſagen; denn ich kann
mir denken, daß es Andere geben mag, welchen
es noch ſchlechter geht, als mir. So muß ich Gott
noch danken für das, was ich habe.
Fortuna.
Das heiß ich Beſcheidenheit und Genügſamkeit!
Wenn aber das Glück einmal bei dir einkehren
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