Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl. Jch danke gehorsamst für die freundliche Be- gleitung und für den gefälligen Aufschluß. Polizeidiener. Gar nicht nöthig. Jst gern geschehen. Jndi- gestion werden'S auch keine bekommen; denn da herin ist die Kost äußerst einfach. Casperl. O ich bitte. Jch bin ja an eine gewöhnliche Hausmannskost gewöhnt. Polizeidiener. Nun, ich wünsch' recht guten Appetit dazu. [Geht ab und schließt die Thüre rasselnd von Außen.] Casperl [schaut sich in dem Gefängniß um.] Das ist ein einfaches Lokal. Das muß ich sagen. Ein Tisch, der auf drei gesunden und ei- nem kranken Fuß steht. Ein Stuhl, der auch ziemlich marodisch herschaut. Und der Strohsack auf dem Boden bietet wenigstens nicht die Gefahr dar, daß man durchfallt; aber die Mäus hab'n ihn auch etwas angefressen. Alles einfach; aber es ist eine edle, großartige philosophische Einfach- heit. Jch hab' einmal was gehört von einem Pro- fessor in Griechenland, der in einem Faß logirt Casperl. Jch danke gehorſamſt für die freundliche Be- gleitung und für den gefälligen Aufſchluß. Polizeidiener. Gar nicht nöthig. Jſt gern geſchehen. Jndi- geſtion werden’S auch keine bekommen; denn da herin iſt die Koſt äußerſt einfach. Casperl. O ich bitte. Jch bin ja an eine gewöhnliche Hausmannskoſt gewöhnt. Polizeidiener. Nun, ich wünſch’ recht guten Appetit dazu. [Geht ab und ſchließt die Thüre raſſelnd von Außen.] Casperl [ſchaut ſich in dem Gefängniß um.] Das iſt ein einfaches Lokal. Das muß ich ſagen. Ein Tiſch, der auf drei geſunden und ei- nem kranken Fuß ſteht. Ein Stuhl, der auch ziemlich marodiſch herſchaut. Und der Strohſack auf dem Boden bietet wenigſtens nicht die Gefahr dar, daß man durchfallt; aber die Mäus hab’n ihn auch etwas angefreſſen. Alles einfach; aber es iſt eine edle, großartige philoſophiſche Einfach- heit. Jch hab’ einmal was gehört von einem Pro- feſſor in Griechenland, der in einem Faß logirt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0158" n="152"/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch danke gehorſamſt für die freundliche Be-<lb/> gleitung und für den gefälligen Aufſchluß.</p> </sp><lb/> <sp who="#POLI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Polizeidiener.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Gar nicht nöthig. Jſt gern geſchehen. Jndi-<lb/> geſtion werden’S auch keine bekommen; denn da<lb/> herin iſt die Koſt äußerſt einfach.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O ich bitte. Jch bin ja an eine gewöhnliche<lb/> Hausmannskoſt gewöhnt.</p> </sp><lb/> <sp who="#POLI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Polizeidiener.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun, ich wünſch’ recht guten Appetit dazu.</p> <stage>[Geht<lb/> ab und ſchließt die Thüre raſſelnd von Außen.]</stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERLL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[ſchaut ſich in dem Gefängniß um.]</hi> </stage><lb/> <p>Das iſt ein einfaches Lokal. Das muß ich<lb/> ſagen. Ein Tiſch, der auf drei geſunden und ei-<lb/> nem kranken Fuß ſteht. Ein Stuhl, der auch<lb/> ziemlich marodiſch herſchaut. Und der Strohſack<lb/> auf dem Boden bietet wenigſtens nicht die Gefahr<lb/> dar, daß man durchfallt; aber die Mäus hab’n<lb/> ihn auch etwas angefreſſen. Alles einfach; aber<lb/> es iſt eine edle, großartige philoſophiſche Einfach-<lb/> heit. Jch hab’ einmal was gehört von einem Pro-<lb/> feſſor in Griechenland, der in einem Faß logirt<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0158]
Casperl.
Jch danke gehorſamſt für die freundliche Be-
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Polizeidiener.
Gar nicht nöthig. Jſt gern geſchehen. Jndi-
geſtion werden’S auch keine bekommen; denn da
herin iſt die Koſt äußerſt einfach.
Casperl.
O ich bitte. Jch bin ja an eine gewöhnliche
Hausmannskoſt gewöhnt.
Polizeidiener.
Nun, ich wünſch’ recht guten Appetit dazu. [Geht
ab und ſchließt die Thüre raſſelnd von Außen.]
Casperl
[ſchaut ſich in dem Gefängniß um.]
Das iſt ein einfaches Lokal. Das muß ich
ſagen. Ein Tiſch, der auf drei geſunden und ei-
nem kranken Fuß ſteht. Ein Stuhl, der auch
ziemlich marodiſch herſchaut. Und der Strohſack
auf dem Boden bietet wenigſtens nicht die Gefahr
dar, daß man durchfallt; aber die Mäus hab’n
ihn auch etwas angefreſſen. Alles einfach; aber
es iſt eine edle, großartige philoſophiſche Einfach-
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