Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Leonardo. Das Volk nennt sie die Wunderblume, denn sie steht allein in der ganzen Wüste unter Palmen. Abuzabel. Wahrhaftig ein Wunder! Denn wie sollte die Wüste derlei hervorbringen? Laß' mir das Gemälde. Um jeden Preis will ich es besitzen; denn wie mit magisch bezaubernder Gewalt wirkt es auf mich. Leonardo. Ganz nach deinem Willen steht mein Werk dir zur Verfügung, großer König. Bestimme selbst den Preis. Abuzabel. Begib dich zu meinem Schatzmeister und be- gehre was du immer willst. Auch kannst du in meinem Palaste wohnen. Gehe! Der Abend sinkt -- ich will ruhen, und vorher noch mich an dem Anblick deines Werkes erquicken. Leonardo. Wie du befiehlst, mein König. Jch erwarte deine weiteren Befehle. [Ab.] Abuzabel betrachtet, seine Begeisterung mimisch ausdrückend, das Gemälde einige Zeit; dann sinkt er auf seinen Thronsessel und schlummert ein. Allmählig ist es Nacht geworden. Von Harfenklängen begleitet wird hinter der Scene der Chor gesungen: Leonardo. Das Volk nennt ſie die Wunderblume, denn ſie ſteht allein in der ganzen Wüſte unter Palmen. Abuzabel. Wahrhaftig ein Wunder! Denn wie ſollte die Wüſte derlei hervorbringen? Laß’ mir das Gemälde. Um jeden Preis will ich es beſitzen; denn wie mit magiſch bezaubernder Gewalt wirkt es auf mich. Leonardo. Ganz nach deinem Willen ſteht mein Werk dir zur Verfügung, großer König. Beſtimme ſelbſt den Preis. Abuzabel. Begib dich zu meinem Schatzmeiſter und be- gehre was du immer willſt. Auch kannſt du in meinem Palaſte wohnen. Gehe! Der Abend ſinkt — ich will ruhen, und vorher noch mich an dem Anblick deines Werkes erquicken. Leonardo. Wie du befiehlſt, mein König. Jch erwarte deine weiteren Befehle. [Ab.] Abuzabel betrachtet, ſeine Begeiſterung mimiſch ausdrückend, das Gemälde einige Zeit; dann ſinkt er auf ſeinen Thronſeſſel und ſchlummert ein. Allmählig iſt es Nacht geworden. Von Harfenklängen begleitet wird hinter der Scene der Chor geſungen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="20"/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das Volk nennt ſie die Wunderblume, denn<lb/> ſie ſteht allein in der ganzen Wüſte unter Palmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ABU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Abuzabel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wahrhaftig ein Wunder! Denn wie ſollte die<lb/> Wüſte derlei hervorbringen? Laß’ mir das Gemälde.<lb/> Um jeden Preis will ich es beſitzen; denn wie mit<lb/> magiſch bezaubernder Gewalt wirkt es auf mich.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ganz nach deinem Willen ſteht mein Werk dir<lb/> zur Verfügung, großer König. Beſtimme ſelbſt<lb/> den Preis.</p> </sp><lb/> <sp who="#ABU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Abuzabel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Begib dich zu meinem Schatzmeiſter und be-<lb/> gehre was du immer willſt. Auch kannſt du in<lb/> meinem Palaſte wohnen. Gehe! Der Abend ſinkt<lb/> — ich will ruhen, und vorher noch mich an dem<lb/> Anblick deines Werkes erquicken.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie du befiehlſt, mein König. Jch erwarte<lb/> deine weiteren Befehle.</p> <stage>[Ab.]</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Abuzabel betrachtet, ſeine Begeiſterung mimiſch ausdrückend, das Gemälde<lb/> einige Zeit; dann ſinkt er auf ſeinen Thronſeſſel und ſchlummert ein.<lb/> Allmählig iſt es Nacht geworden.<lb/> Von Harfenklängen begleitet wird hinter der Scene der Chor geſungen:</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0026]
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Das Volk nennt ſie die Wunderblume, denn
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Abuzabel.
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Wüſte derlei hervorbringen? Laß’ mir das Gemälde.
Um jeden Preis will ich es beſitzen; denn wie mit
magiſch bezaubernder Gewalt wirkt es auf mich.
Leonardo.
Ganz nach deinem Willen ſteht mein Werk dir
zur Verfügung, großer König. Beſtimme ſelbſt
den Preis.
Abuzabel.
Begib dich zu meinem Schatzmeiſter und be-
gehre was du immer willſt. Auch kannſt du in
meinem Palaſte wohnen. Gehe! Der Abend ſinkt
— ich will ruhen, und vorher noch mich an dem
Anblick deines Werkes erquicken.
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Wie du befiehlſt, mein König. Jch erwarte
deine weiteren Befehle. [Ab.]
Abuzabel betrachtet, ſeine Begeiſterung mimiſch ausdrückend, das Gemälde
einige Zeit; dann ſinkt er auf ſeinen Thronſeſſel und ſchlummert ein.
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