Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
daher? oder wie komm' ich daher? (sieht sich ringsum.) Herrschaft! Wunder! Mirakel, Spectakel! das ist ja 's Rößlwirthshaus! Juhe! jetzt bin ich wieder daheim! -- doch ruhig! keine Uebereilung! Faßung! Besonnenheit! Ueberlegung! Mannes- würde, Empfindung! Selbstgefühl! sittlicher Ernst! -- -- Wie mach' ich's jetzt am Gscheitesten, daß meine unerwartete Rückkehr ein Weltereigniß wird? -- -- Jetzt fallt mir was ein: zuvor werd ich als mein Geist erscheinen, nachher erst als leibhaftiger Casperl. Jch will doch hören, was die Leut von mir sagen. (Er steigt auf die Brunnensäule, so daß er sich oben wie eine Statue ausnimmt.) So! jetzt still und aufgepaßt! Am allerfrühsten Morgen werden die Leut schon kommen und Wasser holen. (Man hört die Morgengebetglocke läuten. Nun kommen allmählig Knechte, Dirnen an den Brunnen, Wasser zu holen, die aber Casperl nicht bemerken.) Hiesl aus dem Wirthshause, später Nanni. Hiesl (wäscht sich am Brunnen.) Das ist halt was werth, so a guts, frisch Wasser! Das wascht Ei'm den Schlaf noch recht aus die Augen. Aber kost't hats er 'n Wirth was
daher? oder wie komm’ ich daher? (ſieht ſich ringsum.) Herrſchaft! Wunder! Mirakel, Spectakel! das iſt ja ’s Rößlwirthshaus! Juhe! jetzt bin ich wieder daheim! — doch ruhig! keine Uebereilung! Faßung! Beſonnenheit! Ueberlegung! Mannes- würde, Empfindung! Selbſtgefühl! ſittlicher Ernſt! — — Wie mach’ ich’s jetzt am Gſcheiteſten, daß meine unerwartete Rückkehr ein Weltereigniß wird? — — Jetzt fallt mir was ein: zuvor werd ich als mein Geiſt erſcheinen, nachher erſt als leibhaftiger Casperl. Jch will doch hören, was die Leut von mir ſagen. (Er ſteigt auf die Brunnenſäule, ſo daß er ſich oben wie eine Statue ausnimmt.) So! jetzt ſtill und aufgepaßt! Am allerfrühſten Morgen werden die Leut ſchon kommen und Waſſer holen. (Man hört die Morgengebetglocke läuten. Nun kommen allmählig Knechte, Dirnen an den Brunnen, Waſſer zu holen, die aber Casperl nicht bemerken.) Hiesl aus dem Wirthshauſe, ſpäter Nanni. Hiesl (wäſcht ſich am Brunnen.) Das iſt halt was werth, ſo a guts, friſch Waſſer! Das waſcht Ei’m den Schlaf noch recht aus die Augen. Aber koſt’t hats er ’n Wirth was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#CASPE"> <p><pb facs="#f0110" n="106"/> daher? oder wie komm’ ich daher?</p> <stage>(ſieht ſich ringsum.)</stage><lb/> <p>Herrſchaft! Wunder! Mirakel, Spectakel! das iſt<lb/> ja ’s <hi rendition="#g">Rößlwirthshaus!</hi> Juhe! jetzt bin ich<lb/> wieder daheim! — doch ruhig! keine Uebereilung!<lb/> Faßung! Beſonnenheit! Ueberlegung! Mannes-<lb/> würde, Empfindung! Selbſtgefühl! ſittlicher Ernſt!<lb/> — — Wie mach’ ich’s jetzt am Gſcheiteſten, daß<lb/> meine unerwartete Rückkehr ein Weltereigniß wird?<lb/> — — Jetzt fallt mir was ein: zuvor werd ich als<lb/> mein Geiſt erſcheinen, nachher erſt als leibhaftiger<lb/> Casperl. Jch will doch hören, was die Leut von<lb/> mir ſagen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Er ſteigt auf die Brunnenſäule, ſo daß er ſich oben wie eine Statue<lb/> ausnimmt.)</hi> </stage><lb/> <p>So! jetzt ſtill und aufgepaßt! Am allerfrühſten<lb/> Morgen werden die Leut ſchon kommen und Waſſer<lb/> holen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Man hört die Morgengebetglocke läuten. Nun kommen allmählig<lb/> Knechte, Dirnen an den Brunnen, Waſſer zu holen, die aber Casperl<lb/> nicht bemerken.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hiesl</hi> aus dem Wirthshauſe, ſpäter <hi rendition="#g">Nanni.</hi></hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Hiesl</hi> </speaker> <stage>(wäſcht ſich am Brunnen.)</stage><lb/> <p>Das iſt halt was werth, ſo a guts, friſch<lb/> Waſſer! Das waſcht Ei’m den Schlaf noch recht<lb/> aus die Augen. Aber koſt’t hats er ’n Wirth was<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0110]
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Herrſchaft! Wunder! Mirakel, Spectakel! das iſt
ja ’s Rößlwirthshaus! Juhe! jetzt bin ich
wieder daheim! — doch ruhig! keine Uebereilung!
Faßung! Beſonnenheit! Ueberlegung! Mannes-
würde, Empfindung! Selbſtgefühl! ſittlicher Ernſt!
— — Wie mach’ ich’s jetzt am Gſcheiteſten, daß
meine unerwartete Rückkehr ein Weltereigniß wird?
— — Jetzt fallt mir was ein: zuvor werd ich als
mein Geiſt erſcheinen, nachher erſt als leibhaftiger
Casperl. Jch will doch hören, was die Leut von
mir ſagen.
(Er ſteigt auf die Brunnenſäule, ſo daß er ſich oben wie eine Statue
ausnimmt.)
So! jetzt ſtill und aufgepaßt! Am allerfrühſten
Morgen werden die Leut ſchon kommen und Waſſer
holen.
(Man hört die Morgengebetglocke läuten. Nun kommen allmählig
Knechte, Dirnen an den Brunnen, Waſſer zu holen, die aber Casperl
nicht bemerken.)
Hiesl aus dem Wirthshauſe, ſpäter Nanni.
Hiesl (wäſcht ſich am Brunnen.)
Das iſt halt was werth, ſo a guts, friſch
Waſſer! Das waſcht Ei’m den Schlaf noch recht
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