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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

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Grethl.
Dießmal scheint es aber nicht der Fall gewesen
zu sein. Aber Sie werden sich gleich selbst überzeu-
gen; ich werde meinen Mann hereinholen, damit
Sie mit ihm reden können.
(ab durch die Nebenthüre.)
Doctor (allein.)
Ei, Ei! das wäre aber doch! Jetzt kurier ich
schon ein halbes Jahr an Herrn Casperl und ich
kenn mich eigentlich selber noch nicht aus, was ihm
fehlt. So was darf sich aber ein praktischer Arzt
nicht anmerken lassen, oder zu was hätt' ich denn
erst vor 2 Monaten den Medizinalrathstitel be-
kommen? Wir Aerzte müßen zusammenhalten, be-
sonders wegen der Homöopathen, die aber so zu
sagen auch nichts wißen; allein die möchten uns
Allopathen ganz ruiniren. Aha! da kommt er.

Casperl tritt ein, große Zipfelmütze auf, ungeheuer wehleidig und
affectirt krank und schwach, mit schlotternden Schritten und schwacher
Stimme.
Casperl.
Guten Morgen, Herr Mudicinalrath. Kommen
Sie auch wieder einmal zu einem armen kranken
Mann? Gelten's? wie ich ausschau! Zum Ver-
schrecken!
Grethl.
Dießmal ſcheint es aber nicht der Fall geweſen
zu ſein. Aber Sie werden ſich gleich ſelbſt überzeu-
gen; ich werde meinen Mann hereinholen, damit
Sie mit ihm reden können.
(ab durch die Nebenthüre.)
Doctor (allein.)
Ei, Ei! das wäre aber doch! Jetzt kurier ich
ſchon ein halbes Jahr an Herrn Casperl und ich
kenn mich eigentlich ſelber noch nicht aus, was ihm
fehlt. So was darf ſich aber ein praktiſcher Arzt
nicht anmerken laſſen, oder zu was hätt’ ich denn
erſt vor 2 Monaten den Medizinalrathstitel be-
kommen? Wir Aerzte müßen zuſammenhalten, be-
ſonders wegen der Homöopathen, die aber ſo zu
ſagen auch nichts wißen; allein die möchten uns
Allopathen ganz ruiniren. Aha! da kommt er.

Casperl tritt ein, große Zipfelmütze auf, ungeheuer wehleidig und
affectirt krank und ſchwach, mit ſchlotternden Schritten und ſchwacher
Stimme.
Casperl.
Guten Morgen, Herr Mudicinalrath. Kommen
Sie auch wieder einmal zu einem armen kranken
Mann? Gelten’s? wie ich ausſchau! Zum Ver-
ſchrecken!
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[118/0122] Grethl. Dießmal ſcheint es aber nicht der Fall geweſen zu ſein. Aber Sie werden ſich gleich ſelbſt überzeu- gen; ich werde meinen Mann hereinholen, damit Sie mit ihm reden können. (ab durch die Nebenthüre.) Doctor (allein.) Ei, Ei! das wäre aber doch! Jetzt kurier ich ſchon ein halbes Jahr an Herrn Casperl und ich kenn mich eigentlich ſelber noch nicht aus, was ihm fehlt. So was darf ſich aber ein praktiſcher Arzt nicht anmerken laſſen, oder zu was hätt’ ich denn erſt vor 2 Monaten den Medizinalrathstitel be- kommen? Wir Aerzte müßen zuſammenhalten, be- ſonders wegen der Homöopathen, die aber ſo zu ſagen auch nichts wißen; allein die möchten uns Allopathen ganz ruiniren. Aha! da kommt er. Casperl tritt ein, große Zipfelmütze auf, ungeheuer wehleidig und affectirt krank und ſchwach, mit ſchlotternden Schritten und ſchwacher Stimme. Casperl. Guten Morgen, Herr Mudicinalrath. Kommen Sie auch wieder einmal zu einem armen kranken Mann? Gelten’s? wie ich ausſchau! Zum Ver- ſchrecken!

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/122>, abgerufen am 26.11.2024.