Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
ich's aber noch nirgends g'sehen. Da mitten drinnen steht gar ein schöner! Was steht denn auf dem Taferl! (An einem mit großen Aepfeln behangenem Baum ist eine Tafel angebracht, auf welcher geschrieben: "Vor dem Genusse dieser Früchte wird gewarnt.") Casperl (tritt an den Baum.) Wär nit übel? Was steht denn da für eine Dummheit? Oho! das ist nur eine Schikanederie. Da wird man lang fragen! Die Gemeinheit! Alles voller Apfel -- und nix davon essen? -- Jch hab' einen infamen Durst. Man hat mir nicht einen Tropfen in diesem Hause opferirt, also einfach da- rauf angewiesen: friß Vogel, wo du kannst! Die Spatzen fragen auch nicht lang und ich bin doch besser als ein Spatz. (Reißt ein paar Aepfel herunter, tritt zugleich hinter Blumenbuschwerk, aus welchem er mit ungeheueren Eselsohren hervorkömmt.) Solche Aepfel hab' ich meinem Leben nicht ver- schnabolirt! so süß! so saftig! Jetzt muß ich nur schau'n, daß ich noch ein Stückl Brod dazu be- komm'; das wird mir doch Einer von der Diener- schaft spendiren können. (Ab.) Kräutlmayer (tritt entrüstet ein.) Ne! das ist denn doch jottlos! Kaum hatte ich
ich’s aber noch nirgends g’ſehen. Da mitten drinnen ſteht gar ein ſchöner! Was ſteht denn auf dem Taferl! (An einem mit großen Aepfeln behangenem Baum iſt eine Tafel angebracht, auf welcher geſchrieben: „Vor dem Genuſſe dieſer Früchte wird gewarnt.‟) Casperl (tritt an den Baum.) Wär nit übel? Was ſteht denn da für eine Dummheit? Oho! das iſt nur eine Schikanederie. Da wird man lang fragen! Die Gemeinheit! Alles voller Apfel — und nix davon eſſen? — Jch hab’ einen infamen Durſt. Man hat mir nicht einen Tropfen in dieſem Hauſe opferirt, alſo einfach da- rauf angewieſen: friß Vogel, wo du kannſt! Die Spatzen fragen auch nicht lang und ich bin doch beſſer als ein Spatz. (Reißt ein paar Aepfel herunter, tritt zugleich hinter Blumenbuſchwerk, aus welchem er mit ungeheueren Eſelsohren hervorkömmt.) Solche Aepfel hab’ ich meinem Leben nicht ver- ſchnabolirt! ſo ſüß! ſo ſaftig! Jetzt muß ich nur ſchau’n, daß ich noch ein Stückl Brod dazu be- komm’; das wird mir doch Einer von der Diener- ſchaft ſpendiren können. (Ab.) Kräutlmayer (tritt entrüſtet ein.) Ne! das iſt denn doch jottlos! Kaum hatte ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASPL"> <p><pb facs="#f0188" n="184"/> ich’s aber noch nirgends g’ſehen. Da mitten drinnen<lb/> ſteht gar ein ſchöner! Was ſteht denn auf dem<lb/> Taferl!</p> <stage>(An einem mit großen Aepfeln behangenem Baum iſt eine<lb/> Tafel angebracht, auf welcher geſchrieben: „Vor dem Genuſſe dieſer<lb/> Früchte wird gewarnt.‟)</stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(tritt an den Baum.)</stage><lb/> <p>Wär nit übel? Was ſteht denn da für eine<lb/> Dummheit? Oho! das iſt nur eine Schikanederie.<lb/><hi rendition="#g">Da</hi> wird man lang fragen! <hi rendition="#g">Die</hi> Gemeinheit! Alles<lb/> voller Apfel — und nix davon eſſen? — Jch hab’<lb/> einen infamen Durſt. Man hat mir nicht einen<lb/> Tropfen in dieſem Hauſe opferirt, alſo einfach da-<lb/> rauf angewieſen: friß Vogel, wo du kannſt! Die<lb/> Spatzen fragen auch nicht lang und ich bin doch<lb/> beſſer als ein Spatz.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Reißt ein paar Aepfel herunter, tritt zugleich hinter Blumenbuſchwerk,<lb/> aus welchem er mit ungeheueren Eſelsohren hervorkömmt.)</hi> </stage><lb/> <p>Solche Aepfel hab’ ich meinem Leben nicht ver-<lb/> ſchnabolirt! ſo ſüß! ſo ſaftig! Jetzt muß ich nur<lb/> ſchau’n, daß ich noch ein Stückl Brod dazu be-<lb/> komm’; <hi rendition="#g">das</hi> wird mir doch Einer von der Diener-<lb/> ſchaft ſpendiren können.</p> <stage>(Ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KRÄ"> <speaker> <hi rendition="#b">Kräutlmayer</hi> </speaker> <stage>(tritt entrüſtet ein.)</stage><lb/> <p>Ne! das iſt denn doch jottlos! Kaum hatte ich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0188]
ich’s aber noch nirgends g’ſehen. Da mitten drinnen
ſteht gar ein ſchöner! Was ſteht denn auf dem
Taferl! (An einem mit großen Aepfeln behangenem Baum iſt eine
Tafel angebracht, auf welcher geſchrieben: „Vor dem Genuſſe dieſer
Früchte wird gewarnt.‟)
Casperl (tritt an den Baum.)
Wär nit übel? Was ſteht denn da für eine
Dummheit? Oho! das iſt nur eine Schikanederie.
Da wird man lang fragen! Die Gemeinheit! Alles
voller Apfel — und nix davon eſſen? — Jch hab’
einen infamen Durſt. Man hat mir nicht einen
Tropfen in dieſem Hauſe opferirt, alſo einfach da-
rauf angewieſen: friß Vogel, wo du kannſt! Die
Spatzen fragen auch nicht lang und ich bin doch
beſſer als ein Spatz.
(Reißt ein paar Aepfel herunter, tritt zugleich hinter Blumenbuſchwerk,
aus welchem er mit ungeheueren Eſelsohren hervorkömmt.)
Solche Aepfel hab’ ich meinem Leben nicht ver-
ſchnabolirt! ſo ſüß! ſo ſaftig! Jetzt muß ich nur
ſchau’n, daß ich noch ein Stückl Brod dazu be-
komm’; das wird mir doch Einer von der Diener-
ſchaft ſpendiren können. (Ab.)
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Ne! das iſt denn doch jottlos! Kaum hatte ich
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