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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

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wobei ich zu entdecken bestrebte, warum auch das
Nilwasser nicht aufwärts, sondern abwärts fließt
-- als ich -- oh! oh! oh! an meine verstoßene
Gattin Persea dachte und an unsre theure Tochter,
die ein unglückliches Opfer meiner magischen Auf-
wallung wurde -- als ich damals eingeschlafen
war, wurde ich durch ein Geräusch geweckt. Als
ich erwachte, befand ich mich in Fesseln, ohnmächtig
mich meiner magischen Mittel zu bedienen, um
mich zu befreien, weil mir meine Tatzen gebunden
waren. Nilfischer hatten meinen Schlaf benützt,
mich zu fangen und -- o Schmach! mich an einen
europäischen Menageriebesitzer zu verkaufen, der
mich nun in einer vergitterten Badwanne producirt
und noch dabei ein Extratrinkgeld begehrt. Oh!
es ist gräulich, furchtbar, daß ich in diesen Zu-
stand der Entehrung versetzt wurde! Heute, glück-
licherweise vergaß der Wärter, das Gitter zu sperren.
Da Alles schlief, stieg ich aus der Wanne und
floh unbemerkt. -- Dank den Göttern! Ein ge-
wisser magisch-electro-galvanisch-hydrastatischer Zug,
ein "ich weiß nicht was" von instinktmäßiger
Ahnungsgefühlsbewegung veranlaßte mich, diesen
Weg zu gehen; allein was fange ich an? Man
14*
wobei ich zu entdecken beſtrebte, warum auch das
Nilwaſſer nicht aufwärts, ſondern abwärts fließt
— als ich — oh! oh! oh! an meine verſtoßene
Gattin Perſea dachte und an unſre theure Tochter,
die ein unglückliches Opfer meiner magiſchen Auf-
wallung wurde — als ich damals eingeſchlafen
war, wurde ich durch ein Geräuſch geweckt. Als
ich erwachte, befand ich mich in Feſſeln, ohnmächtig
mich meiner magiſchen Mittel zu bedienen, um
mich zu befreien, weil mir meine Tatzen gebunden
waren. Nilfiſcher hatten meinen Schlaf benützt,
mich zu fangen und — o Schmach! mich an einen
europäiſchen Menageriebeſitzer zu verkaufen, der
mich nun in einer vergitterten Badwanne producirt
und noch dabei ein Extratrinkgeld begehrt. Oh!
es iſt gräulich, furchtbar, daß ich in dieſen Zu-
ſtand der Entehrung verſetzt wurde! Heute, glück-
licherweiſe vergaß der Wärter, das Gitter zu ſperren.
Da Alles ſchlief, ſtieg ich aus der Wanne und
floh unbemerkt. — Dank den Göttern! Ein ge-
wiſſer magiſch-electro-galvaniſch-hydraſtatiſcher Zug,
ein „ich weiß nicht was‟ von inſtinktmäßiger
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Weg zu gehen; allein was fange ich an? Man
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[211/0215] wobei ich zu entdecken beſtrebte, warum auch das Nilwaſſer nicht aufwärts, ſondern abwärts fließt — als ich — oh! oh! oh! an meine verſtoßene Gattin Perſea dachte und an unſre theure Tochter, die ein unglückliches Opfer meiner magiſchen Auf- wallung wurde — als ich damals eingeſchlafen war, wurde ich durch ein Geräuſch geweckt. Als ich erwachte, befand ich mich in Feſſeln, ohnmächtig mich meiner magiſchen Mittel zu bedienen, um mich zu befreien, weil mir meine Tatzen gebunden waren. Nilfiſcher hatten meinen Schlaf benützt, mich zu fangen und — o Schmach! mich an einen europäiſchen Menageriebeſitzer zu verkaufen, der mich nun in einer vergitterten Badwanne producirt und noch dabei ein Extratrinkgeld begehrt. Oh! es iſt gräulich, furchtbar, daß ich in dieſen Zu- ſtand der Entehrung verſetzt wurde! Heute, glück- licherweiſe vergaß der Wärter, das Gitter zu ſperren. Da Alles ſchlief, ſtieg ich aus der Wanne und floh unbemerkt. — Dank den Göttern! Ein ge- wiſſer magiſch-electro-galvaniſch-hydraſtatiſcher Zug, ein „ich weiß nicht was‟ von inſtinktmäßiger Ahnungsgefühlsbewegung veranlaßte mich, dieſen Weg zu gehen; allein was fange ich an? Man 14*

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/215>, abgerufen am 24.11.2024.