Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Dritte Dame. Schöne Freiheit das! Wie die Nachteulen, die am Tag nicht sehen. Und dann! welch ein lang- weiliger Dienst! Jm Finstern umherschweben. Oder finden Sie es vielleicht besonders amüsant, meine Da- men, wenn Abends der langweilige Mond oder so ein ungeschickter Komet bei uns eine Parthie Whist spielt. Zweite Dame (lacht). Ha, ha, ha! Ganz charmant! Ja, in der That, das ist unser reizendes Leben. Und dabei sind wir alte Jungfern geworden! Zweite und dritte Dame lachen. Erste Dame (entrüstet). Comment, Mesdames! Welche Aeußerungen! "alte Jungfern"? Dritte Dame. Nun, ich meine, so ein paar hundert Jahre wären doch nicht übel! Erste Dame. Nun, mein Fräulein, so nehmen Sie Jhre Pension. Jhre Majestät die Königin haben vielleicht gerne einen Wechsel in Höchstihrem Dienstpersonale. Zweite Dame. Jch glaube dieß nicht; denn Jhre Majestät sind an uns gewöhnt, und wo gleich eine Andere finden? Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 6
Dritte Dame. Schöne Freiheit das! Wie die Nachteulen, die am Tag nicht ſehen. Und dann! welch ein lang- weiliger Dienſt! Jm Finſtern umherſchweben. Oder finden Sie es vielleicht beſonders amüſant, meine Da- men, wenn Abends der langweilige Mond oder ſo ein ungeſchickter Komet bei uns eine Parthie Whiſt ſpielt. Zweite Dame (lacht). Ha, ha, ha! Ganz charmant! Ja, in der That, das iſt unſer reizendes Leben. Und dabei ſind wir alte Jungfern geworden! Zweite und dritte Dame lachen. Erſte Dame (entrüſtet). Comment, Mesdames! Welche Aeußerungen! „alte Jungfern‟? Dritte Dame. Nun, ich meine, ſo ein paar hundert Jahre wären doch nicht übel! Erſte Dame. Nun, mein Fräulein, ſo nehmen Sie Jhre Penſion. Jhre Majeſtät die Königin haben vielleicht gerne einen Wechſel in Höchſtihrem Dienſtperſonale. Zweite Dame. Jch glaube dieß nicht; denn Jhre Majeſtät ſind an uns gewöhnt, und wo gleich eine Andere finden? Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0117" n="81"/> <sp who="#DRI_DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Dritte Dame.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Schöne Freiheit <hi rendition="#g">das!</hi> Wie die Nachteulen, die<lb/> am Tag nicht ſehen. Und <hi rendition="#g">dann!</hi> welch ein lang-<lb/> weiliger Dienſt! Jm Finſtern umherſchweben. Oder<lb/> finden Sie es vielleicht beſonders amüſant, meine Da-<lb/> men, wenn Abends der langweilige Mond oder ſo ein<lb/> ungeſchickter Komet bei uns eine Parthie Whiſt ſpielt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWE_DAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Zweite Dame</hi> </speaker> <stage>(lacht).</stage><lb/> <p>Ha, ha, ha! Ganz charmant! Ja, in der<lb/> That, das iſt unſer reizendes Leben. Und dabei<lb/> ſind wir alte Jungfern geworden!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Zweite und dritte Dame lachen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ER_DAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Erſte Dame</hi> </speaker> <stage>(entrüſtet).</stage><lb/> <p><hi rendition="#aq">Comment, Mesdames!</hi> Welche Aeußerungen!<lb/> „alte Jungfern‟?</p> </sp><lb/> <sp who="#DRI_DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Dritte Dame.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun, ich meine, ſo ein paar hundert Jahre<lb/> wären doch nicht übel!</p> </sp><lb/> <sp who="#ER_DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Erſte Dame.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun, mein Fräulein, ſo nehmen Sie Jhre<lb/> Penſion. Jhre Majeſtät die Königin haben vielleicht<lb/> gerne einen Wechſel in Höchſtihrem Dienſtperſonale.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWE_DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Zweite Dame.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch glaube dieß nicht; denn Jhre Majeſtät ſind<lb/> an uns gewöhnt, und wo gleich eine Andere finden?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Pocci,</hi> Komödienb. 6tes Bdchn. 6</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0117]
Dritte Dame.
Schöne Freiheit das! Wie die Nachteulen, die
am Tag nicht ſehen. Und dann! welch ein lang-
weiliger Dienſt! Jm Finſtern umherſchweben. Oder
finden Sie es vielleicht beſonders amüſant, meine Da-
men, wenn Abends der langweilige Mond oder ſo ein
ungeſchickter Komet bei uns eine Parthie Whiſt ſpielt.
Zweite Dame (lacht).
Ha, ha, ha! Ganz charmant! Ja, in der
That, das iſt unſer reizendes Leben. Und dabei
ſind wir alte Jungfern geworden!
Zweite und dritte Dame lachen.
Erſte Dame (entrüſtet).
Comment, Mesdames! Welche Aeußerungen!
„alte Jungfern‟?
Dritte Dame.
Nun, ich meine, ſo ein paar hundert Jahre
wären doch nicht übel!
Erſte Dame.
Nun, mein Fräulein, ſo nehmen Sie Jhre
Penſion. Jhre Majeſtät die Königin haben vielleicht
gerne einen Wechſel in Höchſtihrem Dienſtperſonale.
Zweite Dame.
Jch glaube dieß nicht; denn Jhre Majeſtät ſind
an uns gewöhnt, und wo gleich eine Andere finden?
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |