Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
Dienstzeugniß haben sie mir gegeben. Jetzt weiß ich nicht wohin. Auch mein Casperl scheint mich vergessen zu haben. Er hat mir versprochen, wie er Bergknapp geworden ist und sein sicheres Ein- kommen hat, so wird er mich heirathen. Aber ich weiß gar Nichts mehr von ihm. So sind halt die Männer! Auf keinen kann man sich verlassen. (Weint.) Wie Einen aber nur so ein gebrochenes Caffeegeschirr in's Unglück bringen kann! Wohin soll ich jetzt? Müd und hungrig bin ich auch. Jch will mich da niederlegen, vielleicht kann ich ein wenig schlafen. Es wird ohnedieß schon Nacht. (Legt sich, an einen Felsenblock gelehnt, allmälig wird es dunkel.) Casperl (mit großen Schritten eintretend, ohne Grethe zu bemerken). O Schicksal! Auch die sechs Dukaten, die mir das Fräulein geschenkt hat, sind dahin! Das Gold ist flüssig geworden und ich habe es verschlungen. Nichts bloibt mir als das Buwußtsein, daß ich Nix mehr hab'. Schicksal, das Du der Du die Du das Du mich zu retten versprochen hast, auch Du bist verschwunden. Und rufen kann ich dich auch nicht mehr, denn ich hab' den verflixten Namen nicht mehr zusammengebracht. Es ist aber auch nur eine Tücke des Schicksals, sich mit einem so
Dienſtzeugniß haben ſie mir gegeben. Jetzt weiß ich nicht wohin. Auch mein Casperl ſcheint mich vergeſſen zu haben. Er hat mir verſprochen, wie er Bergknapp geworden iſt und ſein ſicheres Ein- kommen hat, ſo wird er mich heirathen. Aber ich weiß gar Nichts mehr von ihm. So ſind halt die Männer! Auf keinen kann man ſich verlaſſen. (Weint.) Wie Einen aber nur ſo ein gebrochenes Caffeegeſchirr in’s Unglück bringen kann! Wohin ſoll ich jetzt? Müd und hungrig bin ich auch. Jch will mich da niederlegen, vielleicht kann ich ein wenig ſchlafen. Es wird ohnedieß ſchon Nacht. (Legt ſich, an einen Felſenblock gelehnt, allmälig wird es dunkel.) Casperl (mit großen Schritten eintretend, ohne Grethe zu bemerken). O Schickſal! Auch die ſechs Dukaten, die mir das Fräulein geſchenkt hat, ſind dahin! Das Gold iſt flüſſig geworden und ich habe es verſchlungen. Nichts bloibt mir als das Buwußtſein, daß ich Nix mehr hab’. Schickſal, das Du der Du die Du das Du mich zu retten verſprochen haſt, auch Du biſt verſchwunden. Und rufen kann ich dich auch nicht mehr, denn ich hab’ den verflixten Namen nicht mehr zuſammengebracht. Es iſt aber auch nur eine Tücke des Schickſals, ſich mit einem ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#GRETHL"> <p><pb facs="#f0224" n="188"/> Dienſtzeugniß haben ſie mir gegeben. Jetzt weiß<lb/> ich nicht wohin. Auch mein Casperl ſcheint mich<lb/> vergeſſen zu haben. Er hat mir verſprochen, wie<lb/> er Bergknapp geworden iſt und ſein ſicheres Ein-<lb/> kommen hat, ſo wird er mich heirathen. Aber ich<lb/> weiß gar Nichts mehr von ihm. <hi rendition="#g">So</hi> ſind halt<lb/> die Männer! Auf keinen kann man ſich verlaſſen.</p><lb/> <stage>(Weint.)</stage> <p>Wie Einen aber nur ſo ein gebrochenes<lb/> Caffeegeſchirr in’s Unglück bringen kann! Wohin<lb/> ſoll ich jetzt? Müd und hungrig bin ich auch. Jch<lb/> will mich da niederlegen, vielleicht kann ich ein<lb/> wenig ſchlafen. Es wird ohnedieß ſchon Nacht.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Legt ſich, an einen Felſenblock gelehnt, allmälig wird es dunkel.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(mit großen Schritten eintretend, ohne Grethe zu bemerken).</stage><lb/> <p>O Schickſal! Auch die ſechs Dukaten, die mir<lb/> das Fräulein geſchenkt hat, ſind dahin! Das Gold<lb/> iſt flüſſig geworden und ich habe es verſchlungen.<lb/> Nichts bloibt mir als das Buwußtſein, daß ich Nix<lb/> mehr hab’. Schickſal, das Du der Du die Du<lb/> das Du mich zu retten verſprochen haſt, auch <hi rendition="#g">Du</hi><lb/> biſt verſchwunden. Und rufen kann ich dich auch<lb/> nicht mehr, denn ich hab’ den verflixten Namen<lb/> nicht mehr zuſammengebracht. Es iſt aber auch<lb/> nur eine Tücke des Schickſals, ſich mit einem ſo<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0224]
Dienſtzeugniß haben ſie mir gegeben. Jetzt weiß
ich nicht wohin. Auch mein Casperl ſcheint mich
vergeſſen zu haben. Er hat mir verſprochen, wie
er Bergknapp geworden iſt und ſein ſicheres Ein-
kommen hat, ſo wird er mich heirathen. Aber ich
weiß gar Nichts mehr von ihm. So ſind halt
die Männer! Auf keinen kann man ſich verlaſſen.
(Weint.) Wie Einen aber nur ſo ein gebrochenes
Caffeegeſchirr in’s Unglück bringen kann! Wohin
ſoll ich jetzt? Müd und hungrig bin ich auch. Jch
will mich da niederlegen, vielleicht kann ich ein
wenig ſchlafen. Es wird ohnedieß ſchon Nacht.
(Legt ſich, an einen Felſenblock gelehnt, allmälig wird es dunkel.)
Casperl (mit großen Schritten eintretend, ohne Grethe zu bemerken).
O Schickſal! Auch die ſechs Dukaten, die mir
das Fräulein geſchenkt hat, ſind dahin! Das Gold
iſt flüſſig geworden und ich habe es verſchlungen.
Nichts bloibt mir als das Buwußtſein, daß ich Nix
mehr hab’. Schickſal, das Du der Du die Du
das Du mich zu retten verſprochen haſt, auch Du
biſt verſchwunden. Und rufen kann ich dich auch
nicht mehr, denn ich hab’ den verflixten Namen
nicht mehr zuſammengebracht. Es iſt aber auch
nur eine Tücke des Schickſals, ſich mit einem ſo
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