Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
niederg'setzt, packt mich der Schlaf an, mir fallen die Augendeckel zu und erst vor fünf Minuten bin ich wieder aufgewacht. Auf meine Sackuhr, welche im Versatzhaus ausruht, konnt' ich nicht sehen; allein, da es hell ist und die Sonne scheint, so zweifle ich nicht, daß es bereits Tag geworden ist. Auch meldet sich bereits die Stimme des Früh- stücks und es säuselt mir durch den Magen der Gedanke: "Wo ist mein Caffee?" Seitwärts aus der Coulisse kömmt ein Bär, welcher auf einer Tatze Frühstücksservice mit Bretzeln etc. bringt und angenehm brummt. Casperl (fährt zusammen und fällt rückwärts hin). Oho! -- Was ist denn das? Wird man von den wilden Thieren g'fressen? -- Da bedank' ich mich. Bär brummt angenehm und stellt mit einer Reverenz das Frühstück auf den Tisch. Ah! Ah! Ah! -- Herr von Bär, Sie sind ja ein' außerordentliche Erscheinung von einem Domestiken! Gehorsamer Diener! Danke schönstens. Jst's Caffee oder Schokolade? Bär entfernt sich und macht brummend ein Compliment. Schlipperment! Das ist ja ungeheuer! Ein solches Wirthshaus! Eine solche Bedienung! -- Also, keine Complimenten! Jch beginne mein Tag- werk! (Setzt sich, beschaut das Frühstücksservice von allen Seiten und schnuffelt daran.) Der Geruch ist caffeeartig. Die
niederg’ſetzt, packt mich der Schlaf an, mir fallen die Augendeckel zu und erſt vor fünf Minuten bin ich wieder aufgewacht. Auf meine Sackuhr, welche im Verſatzhaus ausruht, konnt’ ich nicht ſehen; allein, da es hell iſt und die Sonne ſcheint, ſo zweifle ich nicht, daß es bereits Tag geworden iſt. Auch meldet ſich bereits die Stimme des Früh- ſtücks und es ſäuſelt mir durch den Magen der Gedanke: „Wo iſt mein Caffee?‟ Seitwärts aus der Couliſſe kömmt ein Bär, welcher auf einer Tatze Frühſtücksſervice mit Bretzeln ꝛc. bringt und angenehm brummt. Casperl (fährt zuſammen und fällt rückwärts hin). Oho! — Was iſt denn das? Wird man von den wilden Thieren g’freſſen? — Da bedank’ ich mich. Bär brummt angenehm und ſtellt mit einer Reverenz das Frühſtück auf den Tiſch. Ah! Ah! Ah! — Herr von Bär, Sie ſind ja ein’ außerordentliche Erſcheinung von einem Domeſtiken! Gehorſamer Diener! Danke ſchönſtens. Jſt’s Caffee oder Schokolade? Bär entfernt ſich und macht brummend ein Compliment. Schlipperment! Das iſt ja ungeheuer! Ein ſolches Wirthshaus! Eine ſolche Bedienung! — Alſo, keine Complimenten! Jch beginne mein Tag- werk! (Setzt ſich, beſchaut das Frühſtücksſervice von allen Seiten und ſchnuffelt daran.) Der Geruch iſt caffeeartig. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASPL"> <p><pb facs="#f0275" n="239"/> niederg’ſetzt, packt mich der Schlaf an, mir fallen<lb/> die Augendeckel zu und erſt vor fünf Minuten bin<lb/> ich wieder aufgewacht. Auf meine Sackuhr, welche<lb/> im Verſatzhaus ausruht, konnt’ ich nicht ſehen;<lb/> allein, da es hell iſt und die Sonne ſcheint, ſo<lb/> zweifle ich nicht, daß es bereits Tag geworden iſt.<lb/> Auch meldet ſich bereits die Stimme des Früh-<lb/> ſtücks und es ſäuſelt mir durch den Magen der<lb/> Gedanke: „Wo iſt mein Caffee?‟</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Seitwärts aus der Couliſſe kömmt ein <hi rendition="#g">Bär,</hi> welcher auf einer Tatze<lb/> Frühſtücksſervice mit Bretzeln ꝛc. bringt und angenehm brummt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(fährt zuſammen und fällt rückwärts hin).</stage><lb/> <p>Oho! — Was iſt denn das? Wird man von<lb/> den wilden Thieren g’freſſen? — Da bedank’ ich mich.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bär</hi> brummt angenehm und ſtellt mit einer Reverenz das Frühſtück<lb/> auf den Tiſch.</hi> </stage><lb/> <p>Ah! Ah! Ah! — Herr von Bär, Sie ſind<lb/> ja ein’ außerordentliche Erſcheinung von einem<lb/> Domeſtiken! Gehorſamer Diener! Danke ſchönſtens.<lb/> Jſt’s Caffee oder Schokolade?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bär</hi> entfernt ſich und macht brummend ein Compliment.</hi> </stage><lb/> <p>Schlipperment! Das iſt ja ungeheuer! Ein<lb/> ſolches Wirthshaus! Eine ſolche Bedienung! —<lb/> Alſo, keine Complimenten! Jch beginne mein Tag-<lb/> werk!</p> <stage>(Setzt ſich, beſchaut das Frühſtücksſervice von allen Seiten<lb/> und ſchnuffelt daran.)</stage> <p>Der Geruch iſt caffeeartig. Die<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0275]
niederg’ſetzt, packt mich der Schlaf an, mir fallen
die Augendeckel zu und erſt vor fünf Minuten bin
ich wieder aufgewacht. Auf meine Sackuhr, welche
im Verſatzhaus ausruht, konnt’ ich nicht ſehen;
allein, da es hell iſt und die Sonne ſcheint, ſo
zweifle ich nicht, daß es bereits Tag geworden iſt.
Auch meldet ſich bereits die Stimme des Früh-
ſtücks und es ſäuſelt mir durch den Magen der
Gedanke: „Wo iſt mein Caffee?‟
Seitwärts aus der Couliſſe kömmt ein Bär, welcher auf einer Tatze
Frühſtücksſervice mit Bretzeln ꝛc. bringt und angenehm brummt.
Casperl (fährt zuſammen und fällt rückwärts hin).
Oho! — Was iſt denn das? Wird man von
den wilden Thieren g’freſſen? — Da bedank’ ich mich.
Bär brummt angenehm und ſtellt mit einer Reverenz das Frühſtück
auf den Tiſch.
Ah! Ah! Ah! — Herr von Bär, Sie ſind
ja ein’ außerordentliche Erſcheinung von einem
Domeſtiken! Gehorſamer Diener! Danke ſchönſtens.
Jſt’s Caffee oder Schokolade?
Bär entfernt ſich und macht brummend ein Compliment.
Schlipperment! Das iſt ja ungeheuer! Ein
ſolches Wirthshaus! Eine ſolche Bedienung! —
Alſo, keine Complimenten! Jch beginne mein Tag-
werk! (Setzt ſich, beſchaut das Frühſtücksſervice von allen Seiten
und ſchnuffelt daran.) Der Geruch iſt caffeeartig. Die
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