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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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Bär, indem er in die Bretze beißt, hält die Tatze unter bedeutsamer
Bewegung, wie warnend, an die Schnauze, andeutend, daß er nicht
reden dürfe.

Wie? also können und nicht dürfen?!
Fürchterlich! -- Aber, wenn ich Dich beschwöre!

Bär. (Drohende Bewegung.)
Ha! -- wie? wo? warum? Sollte hier Ver-
rath im Spiel sein?! -- Wir sind allein. Jch
schwöre Dir ewiges Stillschweigen. Sprich': wo
bin ich? -- --

Bär fährt auf, drückt auf die Thüre der Hütte, reißt Casperl vom
Sitze auf.

Schlipperdibix? -- Kommt Jemand?
Beide stürzen hinaus.
Waltrudis, Jolinde(treten aus der Hütte).
Waltrudis.
So bist Du meinem Sohn jetzt angetraut --
Du stolzes Königskind dem armen Sänger! --
Was hat zu solchem Schritte Dich getrieben,
Daß Du nicht Deinem Stande treu geblieben?
Nun bist Du Magd, nicht Herrin mehr,
Und Noth und Sorge lasten auf Dir schwer.
Wo ist der Hallen Glanz, der Diener Schaar?
Jn schlechter Hütte hungerst Du nun gar.
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 16
Bär, indem er in die Bretze beißt, hält die Tatze unter bedeutſamer
Bewegung, wie warnend, an die Schnauze, andeutend, daß er nicht
reden dürfe.

Wie? alſo können und nicht dürfen?!
Fürchterlich! — Aber, wenn ich Dich beſchwöre!

Bär. (Drohende Bewegung.)
Ha! — wie? wo? warum? Sollte hier Ver-
rath im Spiel ſein?! — Wir ſind allein. Jch
ſchwöre Dir ewiges Stillſchweigen. Sprich’: wo
bin ich? — —

Bär fährt auf, drückt auf die Thüre der Hütte, reißt Casperl vom
Sitze auf.

Schlipperdibix? — Kommt Jemand?
Beide ſtürzen hinaus.
Waltrudis, Jolinde(treten aus der Hütte).
Waltrudis.
So biſt Du meinem Sohn jetzt angetraut —
Du ſtolzes Königskind dem armen Sänger! —
Was hat zu ſolchem Schritte Dich getrieben,
Daß Du nicht Deinem Stande treu geblieben?
Nun biſt Du Magd, nicht Herrin mehr,
Und Noth und Sorge laſten auf Dir ſchwer.
Wo iſt der Hallen Glanz, der Diener Schaar?
Jn ſchlechter Hütte hungerſt Du nun gar.
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 16
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[241/0277] Bär, indem er in die Bretze beißt, hält die Tatze unter bedeutſamer Bewegung, wie warnend, an die Schnauze, andeutend, daß er nicht reden dürfe. Wie? alſo können und nicht dürfen?! Fürchterlich! — Aber, wenn ich Dich beſchwöre! Bär. (Drohende Bewegung.) Ha! — wie? wo? warum? Sollte hier Ver- rath im Spiel ſein?! — Wir ſind allein. Jch ſchwöre Dir ewiges Stillſchweigen. Sprich’: wo bin ich? — — Bär fährt auf, drückt auf die Thüre der Hütte, reißt Casperl vom Sitze auf. Schlipperdibix? — Kommt Jemand? Beide ſtürzen hinaus. Waltrudis, Jolinde(treten aus der Hütte). Waltrudis. So biſt Du meinem Sohn jetzt angetraut — Du ſtolzes Königskind dem armen Sänger! — Was hat zu ſolchem Schritte Dich getrieben, Daß Du nicht Deinem Stande treu geblieben? Nun biſt Du Magd, nicht Herrin mehr, Und Noth und Sorge laſten auf Dir ſchwer. Wo iſt der Hallen Glanz, der Diener Schaar? Jn ſchlechter Hütte hungerſt Du nun gar. Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 16

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/277>, abgerufen am 22.11.2024.