Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Martha. Ums Himmelswillen! ist es denn wirklich also? Freilich muß ich gestehen, daß ich an Undine, seit Jhr bei uns seid, eine gewaltige Veränderung gefunden habe. Peter. Ja wohl, mir kömmts auch so vor: das Mädchen ist viel ernster geworden seither -- -- Martha. Viel stiller und ruhiger. Sonst ging's ja in Einem fort mit den tollen Possen. Huldbrand. Mag sein. Aber ihr kindlich liebes Wesen darf sie nicht verlieren. Die Zeit des Ernstes naht bei den Frauen immer früh genug. Kommt, wir wollen Undinen aufsuchen, damit sie sich Euren Segen erbitte. Martha. Aber Herr Ritter, habt Jhr denn wohl bedacht, was Jhr thut? Wird dieses arglose, arme Kind wohl zur hohen Frau von Ringstetten taugen? Täuscht Jhr Euch nicht? Werdet Jhr diesen wichtigen Schritt nicht einmal zu bereuen haben? Huldbrand. Habt keine Sorge. Euch ist's freilich nicht lieb, daß ich Euch den Schatz entführe. Nicht wahr? Martha. Ums Himmelswillen! iſt es denn wirklich alſo? Freilich muß ich geſtehen, daß ich an Undine, ſeit Jhr bei uns ſeid, eine gewaltige Veränderung gefunden habe. Peter. Ja wohl, mir kömmts auch ſo vor: das Mädchen iſt viel ernſter geworden ſeither — — Martha. Viel ſtiller und ruhiger. Sonſt ging’s ja in Einem fort mit den tollen Poſſen. Huldbrand. Mag ſein. Aber ihr kindlich liebes Weſen darf ſie nicht verlieren. Die Zeit des Ernſtes naht bei den Frauen immer früh genug. Kommt, wir wollen Undinen aufſuchen, damit ſie ſich Euren Segen erbitte. Martha. Aber Herr Ritter, habt Jhr denn wohl bedacht, was Jhr thut? Wird dieſes argloſe, arme Kind wohl zur hohen Frau von Ringſtetten taugen? Täuſcht Jhr Euch nicht? Werdet Jhr dieſen wichtigen Schritt nicht einmal zu bereuen haben? Huldbrand. Habt keine Sorge. Euch iſt’s freilich nicht lieb, daß ich Euch den Schatz entführe. Nicht wahr? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0060" n="22"/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Martha.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ums Himmelswillen! iſt es denn wirklich <hi rendition="#g">alſo</hi>?<lb/> Freilich muß ich geſtehen, daß ich an Undine, ſeit<lb/> Jhr bei uns ſeid, eine gewaltige Veränderung gefunden<lb/> habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#PETER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Peter.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja wohl, mir kömmts auch ſo vor: das Mädchen<lb/> iſt viel ernſter geworden ſeither — —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Martha.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Viel ſtiller und ruhiger. Sonſt ging’s ja in<lb/> Einem fort mit den tollen Poſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Huldbrand.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mag ſein. Aber ihr kindlich liebes Weſen darf<lb/> ſie nicht verlieren. Die Zeit des Ernſtes naht bei<lb/> den Frauen immer früh genug. Kommt, wir wollen<lb/> Undinen aufſuchen, damit ſie ſich Euren Segen erbitte.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Martha.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber Herr Ritter, habt Jhr denn wohl bedacht,<lb/><hi rendition="#g">was</hi> Jhr thut? Wird dieſes argloſe, arme Kind<lb/> wohl zur hohen Frau von Ringſtetten taugen? Täuſcht<lb/> Jhr Euch nicht? Werdet Jhr dieſen wichtigen<lb/> Schritt nicht einmal zu bereuen haben?</p> </sp><lb/> <sp who="#HUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Huldbrand.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Habt keine Sorge. Euch iſt’s freilich nicht lieb,<lb/> daß ich Euch den Schatz entführe. Nicht wahr?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0060]
Martha.
Ums Himmelswillen! iſt es denn wirklich alſo?
Freilich muß ich geſtehen, daß ich an Undine, ſeit
Jhr bei uns ſeid, eine gewaltige Veränderung gefunden
habe.
Peter.
Ja wohl, mir kömmts auch ſo vor: das Mädchen
iſt viel ernſter geworden ſeither — —
Martha.
Viel ſtiller und ruhiger. Sonſt ging’s ja in
Einem fort mit den tollen Poſſen.
Huldbrand.
Mag ſein. Aber ihr kindlich liebes Weſen darf
ſie nicht verlieren. Die Zeit des Ernſtes naht bei
den Frauen immer früh genug. Kommt, wir wollen
Undinen aufſuchen, damit ſie ſich Euren Segen erbitte.
Martha.
Aber Herr Ritter, habt Jhr denn wohl bedacht,
was Jhr thut? Wird dieſes argloſe, arme Kind
wohl zur hohen Frau von Ringſtetten taugen? Täuſcht
Jhr Euch nicht? Werdet Jhr dieſen wichtigen
Schritt nicht einmal zu bereuen haben?
Huldbrand.
Habt keine Sorge. Euch iſt’s freilich nicht lieb,
daß ich Euch den Schatz entführe. Nicht wahr?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |