Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
um Recht zu sprechen, um Gutes zu lohnen und Böses zu strafen. So hört denn Alle, die ihr hier seid: -- Jch verstoße Berthalda, denn sie ist un- werth, des Herzogs Pflegetochter zu sein. Solcher Stolz, solche Hoffart, solche Bosheit sollen nicht mit mir wohnen! fort von mir, Du Ungeheuer! Du bist nicht mehr des Herzogs Heinrich Tochter! (Stürzt hinaus.) Es donnert, die Scene verdunkelt sich. Undine. Armselige! vernimm es, wie auch der Himmel Dein Urtheil spricht. (Ab mit allen Uebrigen.) Berthalda stürzt besinnungslos zu Boden. (Allmälig erwacht Berthalda aus ihrer Ohnmacht.) Berthalda. Was ist's mit mir? Hatt' ich einen bösen Traum? (Blickt um sich.) O nein, nein, es ist so! Ver- stoßen, verlassen, Jch, eines Herzogs Tochter! -- Das Kind armer Fischer! -- Nein, nein! Ein goldner Faden an eine schlechte Spindel geknüpft! Schande, Schmach! Jch ertrage es nicht. (Jn sich versenkt eine Weile lang auf und ab gehend.) Das wäre kein Leben. Wohin sollte ich? Aus eines Herzogs Palast gestoßen -- in eines armen Fischers Hütte! Pfui der Schande! Fort, fort! --
um Recht zu ſprechen, um Gutes zu lohnen und Böſes zu ſtrafen. So hört denn Alle, die ihr hier ſeid: — Jch verſtoße Berthalda, denn ſie iſt un- werth, des Herzogs Pflegetochter zu ſein. Solcher Stolz, ſolche Hoffart, ſolche Bosheit ſollen nicht mit mir wohnen! fort von mir, Du Ungeheuer! Du biſt nicht mehr des Herzogs Heinrich Tochter! (Stürzt hinaus.) Es donnert, die Scene verdunkelt ſich. Undine. Armſelige! vernimm es, wie auch der Himmel Dein Urtheil ſpricht. (Ab mit allen Uebrigen.) Berthalda ſtürzt beſinnungslos zu Boden. (Allmälig erwacht Berthalda aus ihrer Ohnmacht.) Berthalda. Was iſt’s mit mir? Hatt’ ich einen böſen Traum? (Blickt um ſich.) O nein, nein, es iſt ſo! Ver- ſtoßen, verlaſſen, Jch, eines Herzogs Tochter! — Das Kind armer Fiſcher! — Nein, nein! Ein goldner Faden an eine ſchlechte Spindel geknüpft! Schande, Schmach! Jch ertrage es nicht. (Jn ſich verſenkt eine Weile lang auf und ab gehend.) Das wäre kein Leben. Wohin ſollte ich? Aus eines Herzogs Palaſt geſtoßen — in eines armen Fiſchers Hütte! Pfui der Schande! Fort, fort! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HERZ"> <p><pb facs="#f0091" n="53"/> um Recht zu ſprechen, um Gutes zu lohnen und<lb/> Böſes zu ſtrafen. So hört denn Alle, die ihr hier<lb/> ſeid: — Jch verſtoße Berthalda, denn ſie iſt un-<lb/> werth, des Herzogs Pflegetochter zu ſein. Solcher<lb/> Stolz, ſolche Hoffart, ſolche Bosheit ſollen nicht mit<lb/> mir wohnen! fort von mir, Du Ungeheuer! Du<lb/> biſt nicht mehr des Herzogs Heinrich Tochter!</p> <stage>(Stürzt<lb/> hinaus.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Es donnert, die Scene verdunkelt ſich.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#UND"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Undine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Armſelige! vernimm es, wie auch der Himmel<lb/> Dein Urtheil ſpricht.</p> <stage>(Ab mit allen Uebrigen.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Berthalda ſtürzt beſinnungslos zu Boden. (Allmälig erwacht Berthalda<lb/> aus ihrer Ohnmacht.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#BERT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berthalda.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was iſt’s mit mir? Hatt’ ich einen böſen<lb/> Traum?</p> <stage>(Blickt um ſich.)</stage> <p>O nein, nein, es iſt ſo! Ver-<lb/> ſtoßen, verlaſſen, Jch, eines Herzogs Tochter! —<lb/> Das Kind armer Fiſcher! — Nein, nein! Ein<lb/> goldner Faden an eine ſchlechte Spindel geknüpft!<lb/> Schande, Schmach! Jch ertrage es nicht.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Jn ſich verſenkt eine Weile lang auf und ab gehend.)</hi> </stage><lb/> <p>Das wäre kein Leben. Wohin ſollte ich? Aus<lb/> eines Herzogs Palaſt geſtoßen — in eines armen<lb/> Fiſchers Hütte! Pfui der Schande! Fort, fort! —</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0091]
um Recht zu ſprechen, um Gutes zu lohnen und
Böſes zu ſtrafen. So hört denn Alle, die ihr hier
ſeid: — Jch verſtoße Berthalda, denn ſie iſt un-
werth, des Herzogs Pflegetochter zu ſein. Solcher
Stolz, ſolche Hoffart, ſolche Bosheit ſollen nicht mit
mir wohnen! fort von mir, Du Ungeheuer! Du
biſt nicht mehr des Herzogs Heinrich Tochter! (Stürzt
hinaus.)
Es donnert, die Scene verdunkelt ſich.
Undine.
Armſelige! vernimm es, wie auch der Himmel
Dein Urtheil ſpricht. (Ab mit allen Uebrigen.)
Berthalda ſtürzt beſinnungslos zu Boden. (Allmälig erwacht Berthalda
aus ihrer Ohnmacht.)
Berthalda.
Was iſt’s mit mir? Hatt’ ich einen böſen
Traum? (Blickt um ſich.) O nein, nein, es iſt ſo! Ver-
ſtoßen, verlaſſen, Jch, eines Herzogs Tochter! —
Das Kind armer Fiſcher! — Nein, nein! Ein
goldner Faden an eine ſchlechte Spindel geknüpft!
Schande, Schmach! Jch ertrage es nicht.
(Jn ſich verſenkt eine Weile lang auf und ab gehend.)
Das wäre kein Leben. Wohin ſollte ich? Aus
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