Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_098.001 Des Wohllauts ew'ge Kette zieht ppo_098.002 ppo_098.005Auch meinen Geist. Es wallt mein Herz ppo_098.003 Jm Strome der Melodie zum hallenden Ocean ppo_098.004 Der Allvollkommenheit. Wach auf in mir, du leiser Himmelston, ppo_098.006 ppo_098.012Der meine Seele ward. ppo_098.007 Aus keiner Engelsharf' entquollest du. Dich hauchte ppo_098.008 Der Ewige selbst mir ein. ppo_098.009 Du bist mir Ewigkeit, ppo_098.010 Bist Gottesgefühl in mir, der unendlichen Harmonie ppo_098.011 Vorahnende Verkünderin. Wann einst mein Geist ppo_098.013 ppo_098.024Vom Erdenstaube sich hebt empor, ppo_098.014 Und seiner Fesseln sanft sich windet los; ppo_098.015 Zu Hülfe komm' ihm dann, du heil'ger Strom, ppo_098.016 Von Tönen andrer Welt, ppo_098.017 Umström' ihn ganz, und trag' ihn sanft hinüber! ppo_098.018 Des Himmels Gabe bist du uns, ppo_098.019 O Tonkunst! bist ein Tropfen ppo_098.020 Von jenem hellen melodischen Wollustmeer, ppo_098.021 Jn dem das Weltall schwimmt, ppo_098.022 Ein Meer von Zahl und Maas und Lieb' und Tanz ppo_098.023 und Leben! Wann in des Lebens Labyrinth, ppo_098.025
Jm dunkeln Hain der bangen Mitternacht, ppo_098.026 Umringt von Thiergeheul und Höllenstimmen, ppo_098.027 Mein Herz erbebt, ppo_098.028 Und über sich verzagt, ppo_098.029 Und nirgends Ausgang findet: ppo_098.030 Des Himmels Tochter, süße Zauberin, ppo_098.031 Nicht mit Sirenen=, nicht mit Feenklang ppo_098.032 Erscheine mir; ein Lied der Andacht flöße ppo_098.033 Mir Ruh' ins Herz. ppo_098.001 Des Wohllauts ew'ge Kette zieht ppo_098.002 ppo_098.005Auch meinen Geist. Es wallt mein Herz ppo_098.003 Jm Strome der Melodie zum hallenden Ocean ppo_098.004 Der Allvollkommenheit. Wach auf in mir, du leiser Himmelston, ppo_098.006 ppo_098.012Der meine Seele ward. ppo_098.007 Aus keiner Engelsharf' entquollest du. Dich hauchte ppo_098.008 Der Ewige selbst mir ein. ppo_098.009 Du bist mir Ewigkeit, ppo_098.010 Bist Gottesgefühl in mir, der unendlichen Harmonie ppo_098.011 Vorahnende Verkünderin. Wann einst mein Geist ppo_098.013 ppo_098.024Vom Erdenstaube sich hebt empor, ppo_098.014 Und seiner Fesseln sanft sich windet los; ppo_098.015 Zu Hülfe komm' ihm dann, du heil'ger Strom, ppo_098.016 Von Tönen andrer Welt, ppo_098.017 Umström' ihn ganz, und trag' ihn sanft hinüber! ppo_098.018 Des Himmels Gabe bist du uns, ppo_098.019 O Tonkunst! bist ein Tropfen ppo_098.020 Von jenem hellen melodischen Wollustmeer, ppo_098.021 Jn dem das Weltall schwimmt, ppo_098.022 Ein Meer von Zahl und Maas und Lieb' und Tanz ppo_098.023 und Leben! Wann in des Lebens Labyrinth, ppo_098.025
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/110>, abgerufen am 16.07.2024. |