Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_105.001 Vor vollem Aufschwung ihrer Flügel ppo_105.002 ppo_105.005Bedeckt uns zwar des Grabes Hügel; ppo_105.003 Doch sehn wir schon, sie strebt hervor, ppo_105.004 Sie schwingt sich siegend einst empor! Auf ihres Tempels Altar glühet ppo_105.006 ppo_105.013Dann hell der Geistesfreiheit Licht, ppo_105.007 Und wer die Flamme lodern siehet, ppo_105.008 Erbebt vor ihrem Lodern nicht. ppo_105.009 Drum drückt sie nicht voll Jrrsinns nieder! ppo_105.010 Der ganze Tempel leuchtet wieder, ppo_105.011 Jn welchem Brüder auf den Knien ppo_105.012 Von heiligen Gefühlen glühn! Einst führt in starker, fester Rechte ppo_105.014 ppo_105.021Vernunft den hohen Herrscherstab; ppo_105.015 Dann schwinden jedes Wahnes Nächte ppo_105.016 Und alle Fesseln fallen ab. ppo_105.017 Wie Harmonie vom schönsten Liede ppo_105.018 Beseligt jeden milder Friede, ppo_105.019 Ein Friede, den kein Schicksal bricht, ppo_105.020 Jhn schützt der Demantschild der Pflicht. -- Triumph! zum Ziele laßt uns ringen, ppo_105.022 ppo_105.029Zum Ziel, uns stralet schon sein Glanz, ppo_105.023 Und einst verschwindet, was die Schwingen ppo_105.024 Der Menschheit jetzt noch hemmet, ganz. ppo_105.025 Sie hebt sich dann mit kühnem Flügel ppo_105.026 Und segnend über unsre Hügel; ppo_105.027 Wir sehn auf lichter Sternenbahn ppo_105.028 Sie schön sich unsern Sternen nahn. O namenloses, süßes Beben! ppo_105.030
Wir stammen aus der Menschheit Schoos. ppo_105.031 Die Menschheit wird sich höher heben, ppo_105.032 So warf der Schöpfer ihr das Loos. ppo_105.001 Vor vollem Aufschwung ihrer Flügel ppo_105.002 ppo_105.005Bedeckt uns zwar des Grabes Hügel; ppo_105.003 Doch sehn wir schon, sie strebt hervor, ppo_105.004 Sie schwingt sich siegend einst empor! Auf ihres Tempels Altar glühet ppo_105.006 ppo_105.013Dann hell der Geistesfreiheit Licht, ppo_105.007 Und wer die Flamme lodern siehet, ppo_105.008 Erbebt vor ihrem Lodern nicht. ppo_105.009 Drum drückt sie nicht voll Jrrsinns nieder! ppo_105.010 Der ganze Tempel leuchtet wieder, ppo_105.011 Jn welchem Brüder auf den Knien ppo_105.012 Von heiligen Gefühlen glühn! Einst führt in starker, fester Rechte ppo_105.014 ppo_105.021Vernunft den hohen Herrscherstab; ppo_105.015 Dann schwinden jedes Wahnes Nächte ppo_105.016 Und alle Fesseln fallen ab. ppo_105.017 Wie Harmonie vom schönsten Liede ppo_105.018 Beseligt jeden milder Friede, ppo_105.019 Ein Friede, den kein Schicksal bricht, ppo_105.020 Jhn schützt der Demantschild der Pflicht. — Triumph! zum Ziele laßt uns ringen, ppo_105.022 ppo_105.029Zum Ziel, uns stralet schon sein Glanz, ppo_105.023 Und einst verschwindet, was die Schwingen ppo_105.024 Der Menschheit jetzt noch hemmet, ganz. ppo_105.025 Sie hebt sich dann mit kühnem Flügel ppo_105.026 Und segnend über unsre Hügel; ppo_105.027 Wir sehn auf lichter Sternenbahn ppo_105.028 Sie schön sich unsern Sternen nahn. O namenloses, süßes Beben! ppo_105.030
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/117>, abgerufen am 16.02.2025. |