Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

ppo_002.001
Stoffe der Sprachdarstellung nicht blos aus ppo_002.002
dem Vorstellungsvermögen. Es sind vielmehr das ppo_002.003
Gefühls- und das Bestrebungsvermögen eben so, wie ppo_002.004
das Vorstellungsvermögen, ursprüngliche Quellen ppo_002.005
des Stoffes, der durch Sprache dargestellt wird. ppo_002.006
Weil aber das Gefühl und die Bestrebung nicht ppo_002.007
unmittelbar
als Gefühl und Bestrebung in der ppo_002.008
Sprache dargestellt werden können, sondern nur ppo_002.009
mittelbar
durch Vorstellungen, in welche die Gefühle ppo_002.010
und Bestrebungen aufgelöset werden müssen, ppo_002.011
bevor sie in den Kreis der Sprachdarstellung übergehen ppo_002.012
können; so ergiebt sich auch daraus von selbst, ppo_002.013
weshalb der Ursprung der Sprache der Dichtkunst ppo_002.014
aus dem tiefbewegten menschlichen Gefühlsvermögen ppo_002.015
und der Ursprung der Sprache der Beredsamkeit ppo_002.016
aus den zu dem Bewußtseyn gelangten einzelnen ppo_002.017
Zuständen des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_002.018
so häufig verkannt werden konnte, woraus ppo_002.019
die unrichtige Auffassung der Eigenthümlichkeit und ppo_002.020
des Grundcharakters der Sprache der Dichtkunst ppo_002.021
und der Beredsamkeit für Theorie und Praxis von ppo_002.022
selbst hervorging.

ppo_002.023

Nur erst, nachdem in der Philosophie selbst ppo_002.024
die drei geistigen Vermögen nach ihrer ursprünglichen ppo_002.025
Selbstständigkeit, nach ihrer Eigenthümlichkeit, ppo_002.026
nach ihrer Verschiedenheit von einander, und nach ppo_002.027
ihrer Gleichordnung (Coordination) in Beziehung auf ppo_002.028
die Ankündigung ihrer Thätigkeit im Bewußtseyn ppo_002.029
wissenschaftlich durchgeführt worden waren, konnte ppo_002.030
auch in der Philosophie der Sprache (Th. 1. ppo_002.031
S. 146 ff.) die ursprüngliche Selbstständigkeit und ppo_002.032
Eigenthümlichkeit der Sprache der Prosa, Dichtkunst ppo_002.033
und Beredsamkeit -- in Angemessenheit zu der ppo_002.034
im Bewußtseyn vorausgehenden Thätigkeit des Vorstellungs=,

ppo_002.001
Stoffe der Sprachdarstellung nicht blos aus ppo_002.002
dem Vorstellungsvermögen. Es sind vielmehr das ppo_002.003
Gefühls- und das Bestrebungsvermögen eben so, wie ppo_002.004
das Vorstellungsvermögen, ursprüngliche Quellen ppo_002.005
des Stoffes, der durch Sprache dargestellt wird. ppo_002.006
Weil aber das Gefühl und die Bestrebung nicht ppo_002.007
unmittelbar
als Gefühl und Bestrebung in der ppo_002.008
Sprache dargestellt werden können, sondern nur ppo_002.009
mittelbar
durch Vorstellungen, in welche die Gefühle ppo_002.010
und Bestrebungen aufgelöset werden müssen, ppo_002.011
bevor sie in den Kreis der Sprachdarstellung übergehen ppo_002.012
können; so ergiebt sich auch daraus von selbst, ppo_002.013
weshalb der Ursprung der Sprache der Dichtkunst ppo_002.014
aus dem tiefbewegten menschlichen Gefühlsvermögen ppo_002.015
und der Ursprung der Sprache der Beredsamkeit ppo_002.016
aus den zu dem Bewußtseyn gelangten einzelnen ppo_002.017
Zuständen des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_002.018
so häufig verkannt werden konnte, woraus ppo_002.019
die unrichtige Auffassung der Eigenthümlichkeit und ppo_002.020
des Grundcharakters der Sprache der Dichtkunst ppo_002.021
und der Beredsamkeit für Theorie und Praxis von ppo_002.022
selbst hervorging.

ppo_002.023

Nur erst, nachdem in der Philosophie selbst ppo_002.024
die drei geistigen Vermögen nach ihrer ursprünglichen ppo_002.025
Selbstständigkeit, nach ihrer Eigenthümlichkeit, ppo_002.026
nach ihrer Verschiedenheit von einander, und nach ppo_002.027
ihrer Gleichordnung (Coordination) in Beziehung auf ppo_002.028
die Ankündigung ihrer Thätigkeit im Bewußtseyn ppo_002.029
wissenschaftlich durchgeführt worden waren, konnte ppo_002.030
auch in der Philosophie der Sprache (Th. 1. ppo_002.031
S. 146 ff.) die ursprüngliche Selbstständigkeit und ppo_002.032
Eigenthümlichkeit der Sprache der Prosa, Dichtkunst ppo_002.033
und Beredsamkeit — in Angemessenheit zu der ppo_002.034
im Bewußtseyn vorausgehenden Thätigkeit des Vorstellungs=,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0014" n="2"/><lb n="ppo_002.001"/> Stoffe der Sprachdarstellung nicht blos aus <lb n="ppo_002.002"/>dem Vorstellungsvermögen. Es sind vielmehr das <lb n="ppo_002.003"/>Gefühls- und das Bestrebungsvermögen eben so, wie <lb n="ppo_002.004"/>das Vorstellungsvermögen, <hi rendition="#g">ursprüngliche Quellen</hi> <lb n="ppo_002.005"/>des Stoffes, der durch Sprache dargestellt wird. <lb n="ppo_002.006"/>Weil aber das Gefühl und die Bestrebung <hi rendition="#g">nicht <lb n="ppo_002.007"/>unmittelbar</hi> als Gefühl und Bestrebung in der <lb n="ppo_002.008"/>Sprache dargestellt werden können, sondern <hi rendition="#g">nur <lb n="ppo_002.009"/>mittelbar</hi> durch Vorstellungen, in welche die Gefühle <lb n="ppo_002.010"/>und Bestrebungen aufgelöset werden müssen, <lb n="ppo_002.011"/>bevor sie in den Kreis der Sprachdarstellung übergehen <lb n="ppo_002.012"/>können; so ergiebt sich auch daraus von selbst, <lb n="ppo_002.013"/>weshalb der <hi rendition="#g">Ursprung</hi> der Sprache der Dichtkunst <lb n="ppo_002.014"/>aus dem tiefbewegten menschlichen Gefühlsvermögen <lb n="ppo_002.015"/>und der Ursprung der Sprache der Beredsamkeit <lb n="ppo_002.016"/>aus den zu dem Bewußtseyn gelangten einzelnen <lb n="ppo_002.017"/>Zuständen des menschlichen Bestrebungsvermögens <lb n="ppo_002.018"/>so häufig verkannt werden konnte, woraus <lb n="ppo_002.019"/>die unrichtige Auffassung der Eigenthümlichkeit und <lb n="ppo_002.020"/>des Grundcharakters der Sprache der Dichtkunst <lb n="ppo_002.021"/>und der Beredsamkeit für Theorie und Praxis von <lb n="ppo_002.022"/>selbst hervorging.</p>
          <lb n="ppo_002.023"/>
          <p>  Nur erst, nachdem in der <hi rendition="#g">Philosophie selbst</hi> <lb n="ppo_002.024"/>die drei geistigen Vermögen nach ihrer ursprünglichen <lb n="ppo_002.025"/>Selbstständigkeit, nach ihrer Eigenthümlichkeit, <lb n="ppo_002.026"/>nach ihrer Verschiedenheit von einander, und nach <lb n="ppo_002.027"/>ihrer Gleichordnung (Coordination) in Beziehung auf <lb n="ppo_002.028"/>die Ankündigung ihrer Thätigkeit im Bewußtseyn <lb n="ppo_002.029"/>wissenschaftlich durchgeführt worden waren, konnte <lb n="ppo_002.030"/>auch in der <hi rendition="#g">Philosophie der Sprache</hi> (Th. 1. <lb n="ppo_002.031"/>S. 146 ff.) die ursprüngliche Selbstständigkeit und <lb n="ppo_002.032"/>Eigenthümlichkeit der Sprache der Prosa, Dichtkunst <lb n="ppo_002.033"/>und Beredsamkeit &#x2014; in Angemessenheit zu der <lb n="ppo_002.034"/>im Bewußtseyn vorausgehenden Thätigkeit des Vorstellungs=,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0014] ppo_002.001 Stoffe der Sprachdarstellung nicht blos aus ppo_002.002 dem Vorstellungsvermögen. Es sind vielmehr das ppo_002.003 Gefühls- und das Bestrebungsvermögen eben so, wie ppo_002.004 das Vorstellungsvermögen, ursprüngliche Quellen ppo_002.005 des Stoffes, der durch Sprache dargestellt wird. ppo_002.006 Weil aber das Gefühl und die Bestrebung nicht ppo_002.007 unmittelbar als Gefühl und Bestrebung in der ppo_002.008 Sprache dargestellt werden können, sondern nur ppo_002.009 mittelbar durch Vorstellungen, in welche die Gefühle ppo_002.010 und Bestrebungen aufgelöset werden müssen, ppo_002.011 bevor sie in den Kreis der Sprachdarstellung übergehen ppo_002.012 können; so ergiebt sich auch daraus von selbst, ppo_002.013 weshalb der Ursprung der Sprache der Dichtkunst ppo_002.014 aus dem tiefbewegten menschlichen Gefühlsvermögen ppo_002.015 und der Ursprung der Sprache der Beredsamkeit ppo_002.016 aus den zu dem Bewußtseyn gelangten einzelnen ppo_002.017 Zuständen des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_002.018 so häufig verkannt werden konnte, woraus ppo_002.019 die unrichtige Auffassung der Eigenthümlichkeit und ppo_002.020 des Grundcharakters der Sprache der Dichtkunst ppo_002.021 und der Beredsamkeit für Theorie und Praxis von ppo_002.022 selbst hervorging. ppo_002.023 Nur erst, nachdem in der Philosophie selbst ppo_002.024 die drei geistigen Vermögen nach ihrer ursprünglichen ppo_002.025 Selbstständigkeit, nach ihrer Eigenthümlichkeit, ppo_002.026 nach ihrer Verschiedenheit von einander, und nach ppo_002.027 ihrer Gleichordnung (Coordination) in Beziehung auf ppo_002.028 die Ankündigung ihrer Thätigkeit im Bewußtseyn ppo_002.029 wissenschaftlich durchgeführt worden waren, konnte ppo_002.030 auch in der Philosophie der Sprache (Th. 1. ppo_002.031 S. 146 ff.) die ursprüngliche Selbstständigkeit und ppo_002.032 Eigenthümlichkeit der Sprache der Prosa, Dichtkunst ppo_002.033 und Beredsamkeit — in Angemessenheit zu der ppo_002.034 im Bewußtseyn vorausgehenden Thätigkeit des Vorstellungs=,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/14
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/14>, abgerufen am 21.11.2024.