Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_152.001 4) von v. Herder (+ 1803). ppo_152.002Das Grab des Heilandes *. ppo_152.003 So schläfst du nun den Todesschlaf im Grabe, ppo_152.004 ppo_152.011Du junger Held, gefärbt mit schönem Blut, ppo_152.005 Dein Leben war für tausend Lebensgabe, ppo_152.006 Dein Tod erquickt auch Sterbende mit Muth. ppo_152.007 Ruh' dann, erlößt von jedem Jammer, ppo_152.008 Womit dich Menschenhärte traf, ppo_152.009 Jn deiner stillen Kammer ppo_152.010 Den schwer errungnen Schlaf. Du aber, Freund, an diesem bittern Tage, ppo_152.012 ppo_152.019Komm, schau mit mir der Menschheit Scenen an. ppo_152.013 Sieh, welch' ein Mensch! betracht' ihn still, und sage: ppo_152.014 Wer Menschen segnender je werden kann. ppo_152.015 Komm, laß an seiner Gruft uns denken, ppo_152.016 Was uns im Tod allein erfreut; ppo_152.017 Aus Liebe sich zu kränken, ppo_152.018 Jst süße Dankbarkeit. Jn Nazareth, am Galiläermeere, ppo_152.020
Wer gab dem Jünglinge den hohen Geist, * ppo_152.021
Größtentheils ist bei dieser Elegie die ältere Ausgabe ppo_152.022 in Herders Briefen, das Studium der ppo_152.023 Theologie betreffend, beibehalten, und nicht ppo_152.024 die zweite in s. Gedichten, herausgegeb. v. J. G. ppo_152.025 Müller (Stuttg. u. Tüb. 1817) Th. 2. S. 171 ppo_152.026 befolgt worden, weil sich in derselben kaum erklärbare ppo_152.027 Nachlässigkeiten finden. Man vergleiche nur z. B. ppo_152.028 sogleich die zweite und vierte Zeile der ersten Strophe: ppo_152.029 So schläfst du nun den Todesschlaf im Grabe, ppo_152.030 ppo_152.033Du junger Held, der schöne Dornen trug. ppo_152.031 Dein Leben war für tausend Lebensgabe, ppo_152.032 Dein Tod erquickt auch Sterbende mit Muth. u. s. f. ppo_152.001 4) von v. Herder († 1803). ppo_152.002Das Grab des Heilandes *. ppo_152.003 So schläfst du nun den Todesschlaf im Grabe, ppo_152.004 ppo_152.011Du junger Held, gefärbt mit schönem Blut, ppo_152.005 Dein Leben war für tausend Lebensgabe, ppo_152.006 Dein Tod erquickt auch Sterbende mit Muth. ppo_152.007 Ruh' dann, erlößt von jedem Jammer, ppo_152.008 Womit dich Menschenhärte traf, ppo_152.009 Jn deiner stillen Kammer ppo_152.010 Den schwer errungnen Schlaf. Du aber, Freund, an diesem bittern Tage, ppo_152.012 ppo_152.019Komm, schau mit mir der Menschheit Scenen an. ppo_152.013 Sieh, welch' ein Mensch! betracht' ihn still, und sage: ppo_152.014 Wer Menschen segnender je werden kann. ppo_152.015 Komm, laß an seiner Gruft uns denken, ppo_152.016 Was uns im Tod allein erfreut; ppo_152.017 Aus Liebe sich zu kränken, ppo_152.018 Jst süße Dankbarkeit. Jn Nazareth, am Galiläermeere, ppo_152.020
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Dein Tod erquickt auch Sterbende mit Muth.
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/164>, abgerufen am 16.02.2025. |