Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_231.001 Jn Einem schwelgenden Genuß umkreis't; ppo_231.002
Je weiter sich Gedanken und Gefühle ppo_231.003 Dem üppigeren Harmonieenspiele, ppo_231.004 Dem reichern Strom der Schönheit aufgethan -- ppo_231.005 Je schön're Glieder aus dem Weltenplan, ppo_231.006 Die jetzt verstümmelt seine Schöpfung schänden, ppo_231.007 Sieht er die hohen Formen dann vollenden; ppo_231.008 Je schön're Räthsel treten aus der Nacht, ppo_231.009 Je reicher wird die Welt, die er umschließet, ppo_231.010 Je breiter strömt das Meer, mit dem er fließet, ppo_231.011 Je schwächer wird des Schicksals blinde Macht, ppo_231.012 Je höher streben seine Triebe, ppo_231.013 Je kleiner wird er selbst, je größer seine Liebe, ppo_231.014 So führt ihn, in verborg'nem Lauf, ppo_231.015 Durch immer rein're Formen, rein're Töne, ppo_231.016 Durch immer höh're Höhn und immer schön're Schöne ppo_231.017 Der Dichtung Blumenleiter still hinauf -- ppo_231.018 Zuletzt, am reifen Ziel der Zeiten, ppo_231.019 Noch eine glückliche Begeisterung, ppo_231.020 Des jüngsten Menschenalters Dichterschwung, ppo_231.021 Und -- in der Wahrheit Arme wird er gleiten. ppo_231.022 Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben; ppo_231.023 Bewahret sie! ppo_231.024 Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben! ppo_231.025 Der Dichtung heilige Magie ppo_231.026 Dient einem weisen Weltenplane, ppo_231.027 Still lenke sie zum Oceane ppo_231.028 Der großen Harmonie! ppo_231.029 Der freisten Mutter freie Söhne, ppo_231.030 Schwingt euch mit festem Angesicht ppo_231.031 Zum Stralensitz der höchsten Schöne; ppo_231.032 Um andre Kronen buhlet nicht. ppo_231.033 Die Schwester, die euch hier verschwunden, ppo_231.034 Hohlt ihr im Schoos der Mutter ein; ppo_231.001 Jn Einem schwelgenden Genuß umkreis't; ppo_231.002
Je weiter sich Gedanken und Gefühle ppo_231.003 Dem üppigeren Harmonieenspiele, ppo_231.004 Dem reichern Strom der Schönheit aufgethan — ppo_231.005 Je schön're Glieder aus dem Weltenplan, ppo_231.006 Die jetzt verstümmelt seine Schöpfung schänden, ppo_231.007 Sieht er die hohen Formen dann vollenden; ppo_231.008 Je schön're Räthsel treten aus der Nacht, ppo_231.009 Je reicher wird die Welt, die er umschließet, ppo_231.010 Je breiter strömt das Meer, mit dem er fließet, ppo_231.011 Je schwächer wird des Schicksals blinde Macht, ppo_231.012 Je höher streben seine Triebe, ppo_231.013 Je kleiner wird er selbst, je größer seine Liebe, ppo_231.014 So führt ihn, in verborg'nem Lauf, ppo_231.015 Durch immer rein're Formen, rein're Töne, ppo_231.016 Durch immer höh're Höhn und immer schön're Schöne ppo_231.017 Der Dichtung Blumenleiter still hinauf — ppo_231.018 Zuletzt, am reifen Ziel der Zeiten, ppo_231.019 Noch eine glückliche Begeisterung, ppo_231.020 Des jüngsten Menschenalters Dichterschwung, ppo_231.021 Und — in der Wahrheit Arme wird er gleiten. ppo_231.022 Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben; ppo_231.023 Bewahret sie! ppo_231.024 Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben! ppo_231.025 Der Dichtung heilige Magie ppo_231.026 Dient einem weisen Weltenplane, ppo_231.027 Still lenke sie zum Oceane ppo_231.028 Der großen Harmonie! ppo_231.029 Der freisten Mutter freie Söhne, ppo_231.030 Schwingt euch mit festem Angesicht ppo_231.031 Zum Stralensitz der höchsten Schöne; ppo_231.032 Um andre Kronen buhlet nicht. ppo_231.033 Die Schwester, die euch hier verschwunden, ppo_231.034 Hohlt ihr im Schoos der Mutter ein; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0243" n="231"/> <lb n="ppo_231.001"/> <lg> <l>Jn Einem schwelgenden Genuß umkreis't;</l> <lb n="ppo_231.002"/> <l>Je weiter sich Gedanken und Gefühle</l> <lb n="ppo_231.003"/> <l>Dem üppigeren Harmonieenspiele,</l> <lb n="ppo_231.004"/> <l>Dem reichern Strom der Schönheit aufgethan —</l> <lb n="ppo_231.005"/> <l>Je schön're Glieder aus dem Weltenplan,</l> <lb n="ppo_231.006"/> <l>Die jetzt verstümmelt seine Schöpfung schänden,</l> <lb n="ppo_231.007"/> <l>Sieht er die hohen Formen dann vollenden;</l> <lb n="ppo_231.008"/> <l>Je schön're Räthsel treten aus der Nacht,</l> <lb n="ppo_231.009"/> <l>Je reicher wird die Welt, die er umschließet,</l> <lb n="ppo_231.010"/> <l>Je breiter strömt das Meer, mit dem er fließet,</l> <lb n="ppo_231.011"/> <l>Je schwächer wird des Schicksals blinde Macht,</l> <lb n="ppo_231.012"/> <l>Je höher streben seine Triebe,</l> <lb n="ppo_231.013"/> <l>Je kleiner wird er selbst, je größer seine Liebe,</l> <lb n="ppo_231.014"/> <l>So führt ihn, in verborg'nem Lauf,</l> <lb n="ppo_231.015"/> <l>Durch immer rein're Formen, rein're Töne,</l> <lb n="ppo_231.016"/> <l>Durch immer höh're Höhn und immer schön're Schöne</l> <lb n="ppo_231.017"/> <l>Der Dichtung Blumenleiter still hinauf —</l> <lb n="ppo_231.018"/> <l>Zuletzt, am reifen Ziel der Zeiten,</l> <lb n="ppo_231.019"/> <l>Noch eine glückliche Begeisterung,</l> <lb n="ppo_231.020"/> <l>Des jüngsten Menschenalters Dichterschwung,</l> <lb n="ppo_231.021"/> <l>Und — in der <hi rendition="#g">Wahrheit</hi> Arme wird er gleiten.</l> <lb n="ppo_231.022"/> <l> Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben;</l> <lb n="ppo_231.023"/> <l>Bewahret sie!</l> <lb n="ppo_231.024"/> <l>Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!</l> <lb n="ppo_231.025"/> <l>Der Dichtung heilige Magie</l> <lb n="ppo_231.026"/> <l>Dient einem weisen Weltenplane,</l> <lb n="ppo_231.027"/> <l>Still lenke sie zum Oceane</l> <lb n="ppo_231.028"/> <l>Der großen Harmonie!</l> <lb n="ppo_231.029"/> <l> Der freisten Mutter freie Söhne,</l> <lb n="ppo_231.030"/> <l>Schwingt euch mit festem Angesicht</l> <lb n="ppo_231.031"/> <l>Zum Stralensitz der höchsten Schöne;</l> <lb n="ppo_231.032"/> <l>Um andre Kronen buhlet nicht.</l> <lb n="ppo_231.033"/> <l>Die Schwester, die euch hier verschwunden,</l> <lb n="ppo_231.034"/> <l>Hohlt ihr im Schoos der Mutter ein;</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0243]
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Hohlt ihr im Schoos der Mutter ein;
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/243>, abgerufen am 17.07.2024. |