ppo_261.001 die lyrische und didactische Form der Dichtkunst, ppo_261.002 trägt die epische die Farbe und das Gepräge ppo_261.003 der einzelnen Völker und Zeiten, weil ihr ppo_261.004 Jndividuen, Ereignisse und Thatsachenppo_261.005 zum Grunde liegen, die nur im Lichte ihrer Zeit ppo_261.006 ganz richtig aufgefaßt werden können. So viel daher ppo_261.007 auch der epische Dichter von der geschichtlichen ppo_261.008 Wahrheit in seiner Darstellung abgewichen seyn mag; ppo_261.009 so wird er doch das Zeitalter, mit seinen Vorstellungen ppo_261.010 und Ansichten von Religion und Staatsleben, ppo_261.011 so wie das Volk nicht verläugnen können, aus dessen ppo_261.012 Geschichte mehr oder weniger in die einzelnen ppo_261.013 Schilderungen -- vielleicht selbst nur in die Episoden ppo_261.014 -- des Epos übergeht. Dies gilt von der ppo_261.015 Jlias und Odyssee, wie von dem Heldenbuche und ppo_261.016 dem Niebelungenliede. Kein Dichter der griechischen ppo_261.017 und römischen Vorzeit hätte des heiligen Grals, oder ppo_261.018 des Ezels und Siegfrieds gedenken können, und ppo_261.019 Dante in seiner göttlichen Komödie, Tasso in ppo_261.020 seinem befreiten Jerusalem kündigen nicht nur sogleich ppo_261.021 sich als christliche Dichter, sondern auch -- ppo_261.022 im Gegensatze der Ritterdichtkunst des eigentlichen ppo_261.023 Mittelalters -- als epische Dichter im ausgehendenppo_261.024 Mittelalter an. Eben so tragen Miltonsppo_261.025 verlornes und wiedergefundenes Paradies theils den ppo_261.026 Charakter eines brittischen Dichters, theils die Farbe ppo_261.027 der religiösen und kirchlichen Ansichten seiner Zeit. ppo_261.028 Dies gilt selbst von dem vollendetsten Epos in teutscher ppo_261.029 Sprache, von Klopstocks Messiade. -- ppo_261.030 v. Schönaichs Hermann, oder das befreite ppo_261.031 Teutschland, Bodmers Noachide, und Joh. Elias ppo_261.032 Schlegels Heinrich der Löwe stehen, in Hinsicht ppo_261.033 der ästhetischen Haltung, weit hinter dem Messias. ppo_261.034 Kräftig war der Ton in Zachariä's Schöpfung
ppo_261.001 die lyrische und didactische Form der Dichtkunst, ppo_261.002 trägt die epische die Farbe und das Gepräge ppo_261.003 der einzelnen Völker und Zeiten, weil ihr ppo_261.004 Jndividuen, Ereignisse und Thatsachenppo_261.005 zum Grunde liegen, die nur im Lichte ihrer Zeit ppo_261.006 ganz richtig aufgefaßt werden können. So viel daher ppo_261.007 auch der epische Dichter von der geschichtlichen ppo_261.008 Wahrheit in seiner Darstellung abgewichen seyn mag; ppo_261.009 so wird er doch das Zeitalter, mit seinen Vorstellungen ppo_261.010 und Ansichten von Religion und Staatsleben, ppo_261.011 so wie das Volk nicht verläugnen können, aus dessen ppo_261.012 Geschichte mehr oder weniger in die einzelnen ppo_261.013 Schilderungen — vielleicht selbst nur in die Episoden ppo_261.014 — des Epos übergeht. Dies gilt von der ppo_261.015 Jlias und Odyssee, wie von dem Heldenbuche und ppo_261.016 dem Niebelungenliede. Kein Dichter der griechischen ppo_261.017 und römischen Vorzeit hätte des heiligen Grals, oder ppo_261.018 des Ezels und Siegfrieds gedenken können, und ppo_261.019 Dante in seiner göttlichen Komödie, Tasso in ppo_261.020 seinem befreiten Jerusalem kündigen nicht nur sogleich ppo_261.021 sich als christliche Dichter, sondern auch — ppo_261.022 im Gegensatze der Ritterdichtkunst des eigentlichen ppo_261.023 Mittelalters — als epische Dichter im ausgehendenppo_261.024 Mittelalter an. Eben so tragen Miltonsppo_261.025 verlornes und wiedergefundenes Paradies theils den ppo_261.026 Charakter eines brittischen Dichters, theils die Farbe ppo_261.027 der religiösen und kirchlichen Ansichten seiner Zeit. ppo_261.028 Dies gilt selbst von dem vollendetsten Epos in teutscher ppo_261.029 Sprache, von Klopstocks Messiade. — ppo_261.030 v. Schönaichs Hermann, oder das befreite ppo_261.031 Teutschland, Bodmers Noachide, und Joh. Elias ppo_261.032 Schlegels Heinrich der Löwe stehen, in Hinsicht ppo_261.033 der ästhetischen Haltung, weit hinter dem Messias. ppo_261.034 Kräftig war der Ton in Zachariä's Schöpfung
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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