ppo_292.001 Die Klügsten der Gemeine marterten sich umsonst, die ppo_292.002 Ursachen seines Leidens zu entwickeln. Was fehlt unserm ppo_292.003 Magister? fragte einer den andern. Wir lieben ppo_292.004 ihn ja; er ist der Vornehmste im Dorfe, und wird auch ppo_292.005 nicht etwa, wie dieser und jener, von einem hochmüthigen ppo_292.006 Junker geplagt, denn der unsere lebt, Gott sey es ppo_292.007 gedankt, fern von uns, und verbrauset seine Renten in ppo_292.008 Frankreich. So klagten die Bauern den Kummer ihres ppo_292.009 Magisters! Aber umsonst blieb ihr mitleidiges Nachforschen; ppo_292.010 der tiefsinnige Pastor verbarg seine Sorgen der ppo_292.011 Neugier, und außer Sonntags, wo sein Amt ihm gebot, ppo_292.012 schien seine Sprache verloren. Vier Jahrgänge ppo_292.013 finsterer Predigten hatte er also geendiget. Mit zitternden ppo_292.014 Händen geschrieben und auf einem Haufen gesammlet, ppo_292.015 lagen sie in einem verriegelten Schranke, oft von ppo_292.016 andächtigen Würmern besucht, die alle Buchstaben zerfraßen.
ppo_292.017 ppo_292.018
Aber die komische Muse hüpft ängstlich über den ppo_292.019 heiligen Staub und über die traurigen Scheduln des ppo_292.020 Pastors. Sie beschäftige sich nur mit seinem Glücke, ppo_292.021 und erzähle den wunderbaren Traum, der ihn bewillkommend ppo_292.022 an der letzten Stufe des Jahres, mit dem ppo_292.023 Ende seines schwindsüchtigen Kummers schmeichelte. Jn ppo_292.024 der zwölften Stunde der Nacht erschien Amor dem eingeschlummerten ppo_292.025 Pastor, der über das Zudrängen dieses ppo_292.026 kleinen Unbekannten heftig erschrack; denn bisher hatte ppo_292.027 er ihn nur aus dem großen Rufe seiner Verwüstungen ppo_292.028 gekannt. Doch der freundliche Amor ließ ihn nicht lange ppo_292.029 in seinem ungewissen Erstaunen, schüttelte seinen Köcher, ppo_292.030 und sprach also zu ihm: Entschuldige den Amor, theurer ppo_292.031 Sebaldus, wenn er bisher wider seinen Willen dein ppo_292.032 Feind gewesen ist, und erschrick nicht über seine Erscheinung, ppo_292.033 die dir dein Glück verkündiget. Wilhelmine -- ppo_292.034 bei diesem Namen durchströmte ein leuchtendes Roth die
ppo_292.001 Die Klügsten der Gemeine marterten sich umsonst, die ppo_292.002 Ursachen seines Leidens zu entwickeln. Was fehlt unserm ppo_292.003 Magister? fragte einer den andern. Wir lieben ppo_292.004 ihn ja; er ist der Vornehmste im Dorfe, und wird auch ppo_292.005 nicht etwa, wie dieser und jener, von einem hochmüthigen ppo_292.006 Junker geplagt, denn der unsere lebt, Gott sey es ppo_292.007 gedankt, fern von uns, und verbrauset seine Renten in ppo_292.008 Frankreich. So klagten die Bauern den Kummer ihres ppo_292.009 Magisters! Aber umsonst blieb ihr mitleidiges Nachforschen; ppo_292.010 der tiefsinnige Pastor verbarg seine Sorgen der ppo_292.011 Neugier, und außer Sonntags, wo sein Amt ihm gebot, ppo_292.012 schien seine Sprache verloren. Vier Jahrgänge ppo_292.013 finsterer Predigten hatte er also geendiget. Mit zitternden ppo_292.014 Händen geschrieben und auf einem Haufen gesammlet, ppo_292.015 lagen sie in einem verriegelten Schranke, oft von ppo_292.016 andächtigen Würmern besucht, die alle Buchstaben zerfraßen.
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Aber die komische Muse hüpft ängstlich über den ppo_292.019 heiligen Staub und über die traurigen Scheduln des ppo_292.020 Pastors. Sie beschäftige sich nur mit seinem Glücke, ppo_292.021 und erzähle den wunderbaren Traum, der ihn bewillkommend ppo_292.022 an der letzten Stufe des Jahres, mit dem ppo_292.023 Ende seines schwindsüchtigen Kummers schmeichelte. Jn ppo_292.024 der zwölften Stunde der Nacht erschien Amor dem eingeschlummerten ppo_292.025 Pastor, der über das Zudrängen dieses ppo_292.026 kleinen Unbekannten heftig erschrack; denn bisher hatte ppo_292.027 er ihn nur aus dem großen Rufe seiner Verwüstungen ppo_292.028 gekannt. Doch der freundliche Amor ließ ihn nicht lange ppo_292.029 in seinem ungewissen Erstaunen, schüttelte seinen Köcher, ppo_292.030 und sprach also zu ihm: Entschuldige den Amor, theurer ppo_292.031 Sebaldus, wenn er bisher wider seinen Willen dein ppo_292.032 Feind gewesen ist, und erschrick nicht über seine Erscheinung, ppo_292.033 die dir dein Glück verkündiget. Wilhelmine — ppo_292.034 bei diesem Namen durchströmte ein leuchtendes Roth die
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schien seine Sprache verloren. Vier Jahrgänge ppo_292.013
finsterer Predigten hatte er also geendiget. Mit zitternden ppo_292.014
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lagen sie in einem verriegelten Schranke, oft von ppo_292.016
andächtigen Würmern besucht, die alle Buchstaben zerfraßen.
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Aber die komische Muse hüpft ängstlich über den ppo_292.019
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und sprach also zu ihm: Entschuldige den Amor, theurer ppo_292.031
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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