Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
ppo_308.001
Wie Prometheus Menschen, seine Brüder, ppo_308.002
Bildet er der Götter ganzes Chor; ppo_308.003
Zog zur Erde nur den Himmel nieder, ppo_308.004
Nicht die Erde zum Olymp empor. ppo_308.005
Edle Wesen, irdische Heroen, ppo_308.006
Doch nicht groß wie die unnennbar hohen, ppo_308.007
Schien ihr mildres, nicht umstraltes Haupt ppo_308.008
Der Unsterblichkeit beraubt.
ppo_308.009
Aber seit ein namenloses Sehnen ppo_308.010
Süß und quälend seine Brust entzweit; ppo_308.011
Seit der Wahn des nie erblickten Schönen ppo_308.012
Jhn berauscht mit Allvergessenheit, ppo_308.013
Ließ er ruhn die Kunstbegabten Hände, ppo_308.014
Unbesorgt, ob er ein Werk vollende, ppo_308.015
Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg, ppo_308.016
Aus dem Stein ins Leben stieg.
ppo_308.017
Nun, da zu der holden Unsichtbaren ppo_308.018
Jhn hinan des Muthes Fittig trägt, ppo_308.019
Will er seinen Augen offenbaren, ppo_308.020
Was sein Busen heimlich längst gehegt. ppo_308.021
Jn der Flut begeisternder Gedanken, ppo_308.022
Die entbunden um die Sinne schwanken, ppo_308.023
Liebeglühend, tritt Pygmalion ppo_308.024
Jn der Werkstatt Pantheon.
ppo_308.025
Und, o Wunder, in verklärtem Lichte ppo_308.026
Stehen rings die stolzen Bilder da. ppo_308.027
Es enthüllt dem staunenden Gesichte ppo_308.028
Gottheit sich, wie er sie nimmer sah. ppo_308.029
Wie von reinem Nektarthau durchflossen, ppo_308.030
Wonnevoller Ewigkeit Genossen, ppo_308.031
Schön und furchtbar, scheinen sie erhöht ppo_308.032
Zu des Urbilds Majestät.
ppo_308.001
Wie Prometheus Menschen, seine Brüder, ppo_308.002
Bildet er der Götter ganzes Chor; ppo_308.003
Zog zur Erde nur den Himmel nieder, ppo_308.004
Nicht die Erde zum Olymp empor. ppo_308.005
Edle Wesen, irdische Heroen, ppo_308.006
Doch nicht groß wie die unnennbar hohen, ppo_308.007
Schien ihr mildres, nicht umstraltes Haupt ppo_308.008
Der Unsterblichkeit beraubt.
ppo_308.009
Aber seit ein namenloses Sehnen ppo_308.010
Süß und quälend seine Brust entzweit; ppo_308.011
Seit der Wahn des nie erblickten Schönen ppo_308.012
Jhn berauscht mit Allvergessenheit, ppo_308.013
Ließ er ruhn die Kunstbegabten Hände, ppo_308.014
Unbesorgt, ob er ein Werk vollende, ppo_308.015
Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg, ppo_308.016
Aus dem Stein ins Leben stieg.
ppo_308.017
Nun, da zu der holden Unsichtbaren ppo_308.018
Jhn hinan des Muthes Fittig trägt, ppo_308.019
Will er seinen Augen offenbaren, ppo_308.020
Was sein Busen heimlich längst gehegt. ppo_308.021
Jn der Flut begeisternder Gedanken, ppo_308.022
Die entbunden um die Sinne schwanken, ppo_308.023
Liebeglühend, tritt Pygmalion ppo_308.024
Jn der Werkstatt Pantheon.
ppo_308.025
Und, o Wunder, in verklärtem Lichte ppo_308.026
Stehen rings die stolzen Bilder da. ppo_308.027
Es enthüllt dem staunenden Gesichte ppo_308.028
Gottheit sich, wie er sie nimmer sah. ppo_308.029
Wie von reinem Nektarthau durchflossen, ppo_308.030
Wonnevoller Ewigkeit Genossen, ppo_308.031
Schön und furchtbar, scheinen sie erhöht ppo_308.032
Zu des Urbilds Majestät.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0320" n="308"/>
          <lb n="ppo_308.001"/>
          <lg>
            <l>  Wie Prometheus Menschen, seine Brüder,</l>
            <lb n="ppo_308.002"/>
            <l>Bildet er der Götter ganzes Chor;</l>
            <lb n="ppo_308.003"/>
            <l>Zog zur Erde nur den Himmel nieder,</l>
            <lb n="ppo_308.004"/>
            <l>Nicht die Erde zum Olymp empor.</l>
            <lb n="ppo_308.005"/>
            <l>Edle Wesen, irdische Heroen,</l>
            <lb n="ppo_308.006"/>
            <l>Doch nicht groß wie die unnennbar hohen,</l>
            <lb n="ppo_308.007"/>
            <l>Schien ihr mildres, nicht umstraltes Haupt</l>
            <lb n="ppo_308.008"/>
            <l>Der Unsterblichkeit beraubt. </l>
          </lg>
          <lb n="ppo_308.009"/>
          <lg>
            <l>  Aber seit ein namenloses Sehnen</l>
            <lb n="ppo_308.010"/>
            <l>Süß und quälend seine Brust entzweit;</l>
            <lb n="ppo_308.011"/>
            <l>Seit der Wahn des nie erblickten Schönen</l>
            <lb n="ppo_308.012"/>
            <l>Jhn berauscht mit Allvergessenheit,</l>
            <lb n="ppo_308.013"/>
            <l>Ließ er ruhn die Kunstbegabten Hände,</l>
            <lb n="ppo_308.014"/>
            <l>Unbesorgt, ob er ein Werk vollende,</l>
            <lb n="ppo_308.015"/>
            <l>Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg,</l>
            <lb n="ppo_308.016"/>
            <l>Aus dem Stein ins Leben stieg. </l>
          </lg>
          <lb n="ppo_308.017"/>
          <lg>
            <l>  Nun, da zu der holden Unsichtbaren</l>
            <lb n="ppo_308.018"/>
            <l>Jhn hinan des Muthes Fittig trägt,</l>
            <lb n="ppo_308.019"/>
            <l>Will er seinen Augen offenbaren,</l>
            <lb n="ppo_308.020"/>
            <l>Was sein Busen heimlich längst gehegt.</l>
            <lb n="ppo_308.021"/>
            <l>Jn der Flut begeisternder Gedanken,</l>
            <lb n="ppo_308.022"/>
            <l>Die entbunden um die Sinne schwanken,</l>
            <lb n="ppo_308.023"/>
            <l>Liebeglühend, tritt Pygmalion</l>
            <lb n="ppo_308.024"/>
            <l>Jn der Werkstatt Pantheon. </l>
          </lg>
          <lb n="ppo_308.025"/>
          <lg>
            <l>  Und, o Wunder, in verklärtem Lichte</l>
            <lb n="ppo_308.026"/>
            <l>Stehen rings die stolzen Bilder da.</l>
            <lb n="ppo_308.027"/>
            <l>Es enthüllt dem staunenden Gesichte</l>
            <lb n="ppo_308.028"/>
            <l>Gottheit sich, wie er sie nimmer sah.</l>
            <lb n="ppo_308.029"/>
            <l>Wie von reinem Nektarthau durchflossen,</l>
            <lb n="ppo_308.030"/>
            <l>Wonnevoller Ewigkeit Genossen,</l>
            <lb n="ppo_308.031"/>
            <l>Schön und furchtbar, scheinen sie erhöht</l>
            <lb n="ppo_308.032"/>
            <l>Zu des Urbilds Majestät.</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0320] ppo_308.001 Wie Prometheus Menschen, seine Brüder, ppo_308.002 Bildet er der Götter ganzes Chor; ppo_308.003 Zog zur Erde nur den Himmel nieder, ppo_308.004 Nicht die Erde zum Olymp empor. ppo_308.005 Edle Wesen, irdische Heroen, ppo_308.006 Doch nicht groß wie die unnennbar hohen, ppo_308.007 Schien ihr mildres, nicht umstraltes Haupt ppo_308.008 Der Unsterblichkeit beraubt. ppo_308.009 Aber seit ein namenloses Sehnen ppo_308.010 Süß und quälend seine Brust entzweit; ppo_308.011 Seit der Wahn des nie erblickten Schönen ppo_308.012 Jhn berauscht mit Allvergessenheit, ppo_308.013 Ließ er ruhn die Kunstbegabten Hände, ppo_308.014 Unbesorgt, ob er ein Werk vollende, ppo_308.015 Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg, ppo_308.016 Aus dem Stein ins Leben stieg. ppo_308.017 Nun, da zu der holden Unsichtbaren ppo_308.018 Jhn hinan des Muthes Fittig trägt, ppo_308.019 Will er seinen Augen offenbaren, ppo_308.020 Was sein Busen heimlich längst gehegt. ppo_308.021 Jn der Flut begeisternder Gedanken, ppo_308.022 Die entbunden um die Sinne schwanken, ppo_308.023 Liebeglühend, tritt Pygmalion ppo_308.024 Jn der Werkstatt Pantheon. ppo_308.025 Und, o Wunder, in verklärtem Lichte ppo_308.026 Stehen rings die stolzen Bilder da. ppo_308.027 Es enthüllt dem staunenden Gesichte ppo_308.028 Gottheit sich, wie er sie nimmer sah. ppo_308.029 Wie von reinem Nektarthau durchflossen, ppo_308.030 Wonnevoller Ewigkeit Genossen, ppo_308.031 Schön und furchtbar, scheinen sie erhöht ppo_308.032 Zu des Urbilds Majestät.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/320
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/320>, abgerufen am 22.11.2024.