ppo_024.001 künstliche Maas ihrer Sprache gewesen wäre, welches ppo_024.002 die begeisterten Laute der Dichter dargestellt hätte. ppo_024.003 Die Länge und die Kürze der Sylben darzustellen, ppo_024.004 ward daher der Zweck, und zugleich der Charakter ppo_024.005 der ältern Prosodie. Mit dem Geiste jener ppo_024.006 Völker verschwand aber, seit dem Zeitalter der ppo_024.007 Völkerwanderung, die höhere Blüthe ihrer Sprachen, ppo_024.008 die Harmonie ihrer Dichtkunst, und der darauf gegründete ppo_024.009 rhythmische Mechanismus ihrer Prosodie. ppo_024.010 Die Sprachen der in den Stürmen des Mittelalters ppo_024.011 siegreichen germanischen Völker waren entfernt ppo_024.012 von aller innern und äußern Ausbildung, ppo_024.013 und blos das Mittel der gegenseitigen Verständigung,ppo_024.014 welche von dem Accente, ohne Rücksicht ppo_024.015 auf den Wohllaut, geleitet ward. Diese Herrschaft ppo_024.016 des Accents blieb aber selbst in den spätern Zeiten, ppo_024.017 wo die Sprachen der germanischen Völker zur höhern ppo_024.018 Reife fortgebildet wurden. Der wesentliche ppo_024.019 Unterschied der neuern abendländischen Sprachen ppo_024.020 beruht also darauf, daß ihre Prosodie nichtppo_024.021 von der Quantität der Sylben, sondern zunächst ppo_024.022 von dem Accente ausging, wodurch zugleich die ppo_024.023 Dichtkunst der jüngern abendländischen Völker ihren ppo_024.024 eigenthümlichen äußern Charakter erhielt.
ppo_024.025
Allein für den, der teutschen Sprache versagten, ppo_024.026 Wohlklang der quantitirenden Sprachen fanden ppo_024.027 ihre Dichter einen Ersatz in dem Gleichklange ppo_024.028 der Sylben, mit welchem die einzelnen Zeilen sich ppo_024.029 schlossen. Dies ist der Reim in seiner ursprünglichen ppo_024.030 Gestalt, der nicht erst, wie Mehrere behaupteten, ppo_024.031 von den Arabern zu den Teutschen kam, sondern ppo_024.032 viel früher bereits von den Teutschen gebraucht ppo_024.033 ward, bevor der Einfluß der Araber auf Europa ppo_024.034 begann, wenn gleich das erste auf unsre Zeit gekommene
ppo_024.001 künstliche Maas ihrer Sprache gewesen wäre, welches ppo_024.002 die begeisterten Laute der Dichter dargestellt hätte. ppo_024.003 Die Länge und die Kürze der Sylben darzustellen, ppo_024.004 ward daher der Zweck, und zugleich der Charakter ppo_024.005 der ältern Prosodie. Mit dem Geiste jener ppo_024.006 Völker verschwand aber, seit dem Zeitalter der ppo_024.007 Völkerwanderung, die höhere Blüthe ihrer Sprachen, ppo_024.008 die Harmonie ihrer Dichtkunst, und der darauf gegründete ppo_024.009 rhythmische Mechanismus ihrer Prosodie. ppo_024.010 Die Sprachen der in den Stürmen des Mittelalters ppo_024.011 siegreichen germanischen Völker waren entfernt ppo_024.012 von aller innern und äußern Ausbildung, ppo_024.013 und blos das Mittel der gegenseitigen Verständigung,ppo_024.014 welche von dem Accente, ohne Rücksicht ppo_024.015 auf den Wohllaut, geleitet ward. Diese Herrschaft ppo_024.016 des Accents blieb aber selbst in den spätern Zeiten, ppo_024.017 wo die Sprachen der germanischen Völker zur höhern ppo_024.018 Reife fortgebildet wurden. Der wesentliche ppo_024.019 Unterschied der neuern abendländischen Sprachen ppo_024.020 beruht also darauf, daß ihre Prosodie nichtppo_024.021 von der Quantität der Sylben, sondern zunächst ppo_024.022 von dem Accente ausging, wodurch zugleich die ppo_024.023 Dichtkunst der jüngern abendländischen Völker ihren ppo_024.024 eigenthümlichen äußern Charakter erhielt.
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Allein für den, der teutschen Sprache versagten, ppo_024.026 Wohlklang der quantitirenden Sprachen fanden ppo_024.027 ihre Dichter einen Ersatz in dem Gleichklange ppo_024.028 der Sylben, mit welchem die einzelnen Zeilen sich ppo_024.029 schlossen. Dies ist der Reim in seiner ursprünglichen ppo_024.030 Gestalt, der nicht erst, wie Mehrere behaupteten, ppo_024.031 von den Arabern zu den Teutschen kam, sondern ppo_024.032 viel früher bereits von den Teutschen gebraucht ppo_024.033 ward, bevor der Einfluß der Araber auf Europa ppo_024.034 begann, wenn gleich das erste auf unsre Zeit gekommene
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eigenthümlichen äußern Charakter erhielt.
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Wohlklang der quantitirenden Sprachen fanden ppo_024.027
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/36>, abgerufen am 03.12.2024.
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