Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.
ppo_401.001 ppo_401.004 61. ppo_401.005 ppo_401.006Beispiele der Jdylle. 1) von Salomo Geßner (+ 1787). ppo_401.007Bruchstück aus dem Tode Abels. ppo_401.008 Die stillen Stunden führten den rosenfarbenen Morgen ppo_401.009
ppo_401.001 ppo_401.004 61. ppo_401.005 ppo_401.006Beispiele der Jdylle. 1) von Salomo Geßner († 1787). ppo_401.007Bruchstück aus dem Tode Abels. ppo_401.008 Die stillen Stunden führten den rosenfarbenen Morgen ppo_401.009 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0413" n="401"/><lb n="ppo_401.001"/>Kosegarten, Krummacher, Baggesen</hi> u. a. <lb n="ppo_401.002"/>sind gefeierte Namen im Gebiete der Jdyllendichtung.</p> <lb n="ppo_401.003"/> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_401.004"/> <head> <hi rendition="#c">61. <lb n="ppo_401.005"/><hi rendition="#g">Beispiele der Jdylle.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_401.006"/> <p> <hi rendition="#et"> 1) von Salomo <hi rendition="#g">Geßner</hi> († 1787).</hi> </p> <lb n="ppo_401.007"/> <p> <hi rendition="#c">Bruchstück aus dem <hi rendition="#g">Tode Abels.</hi></hi> </p> <lb n="ppo_401.008"/> <p> <hi rendition="#et"> Die stillen Stunden führten den rosenfarbenen Morgen <lb n="ppo_401.009"/>herauf, und gossen den Thau auf die schattigte Erde; <lb n="ppo_401.010"/>indeß schoß die Sonne ihre frühen Stralen hinter den <lb n="ppo_401.011"/>schwarzen Cedern des Berges herauf, und schmückte mit <lb n="ppo_401.012"/>glühendem Morgenroth die durch den dämmernden Himmel <lb n="ppo_401.013"/>schwimmenden Wolken. Da gingen Abel und seine <lb n="ppo_401.014"/>geliebte Thirza aus ihrer Hütte hervor, in die nahe geruchreiche <lb n="ppo_401.015"/>Laube von Jasmin uud Rosen. Zärtliche Lieb' <lb n="ppo_401.016"/>und reine Tugend gossen sanftes Lächeln in die blauen <lb n="ppo_401.017"/>Augen der Thirza, und reizende Anmuth auf ihre rosenfarbenen <lb n="ppo_401.018"/>Wangen; und weiße Locken flossen am jugendlichen <lb n="ppo_401.019"/>Busen und ihre Schultern herunter, und umschwebten <lb n="ppo_401.020"/>ihre schlanken Hüften. So ging sie dem Abel <lb n="ppo_401.021"/>zur Seite. Braune Locken kräusten schattigt sich um die <lb n="ppo_401.022"/>hohe Stirne des Jünglings, und zerflossen auf seinen <lb n="ppo_401.023"/>Schultern; denkender Ernst mischte sanft sich in das <lb n="ppo_401.024"/>Lächeln der Augen. Jn schlanker Schönheit ging er <lb n="ppo_401.025"/>daher, wie ein Engel daher geht, wenn er in einen <lb n="ppo_401.026"/>dichteren Körper sich hüllet, den Sterblichen sichtbar zu <lb n="ppo_401.027"/>werden. Er soll irgend einem Frommen, der im Einsamen <lb n="ppo_401.028"/>betet, mit guter Botschaft von dem Herrn erscheinen. <lb n="ppo_401.029"/>Zwar umhüllet ihn ein Körper, menschlich gebildet; <lb n="ppo_401.030"/>aber aus seiner reizenden Schönheit hervor schimmert <lb n="ppo_401.031"/>der Engel. Thirza sah mit zärtlichem Lächeln ihn an, <lb n="ppo_401.032"/>und sprach: Geliebter! jetzt da die Vögel zum Morgenlied </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0413]
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Kosegarten, Krummacher, Baggesen u. a. ppo_401.002
sind gefeierte Namen im Gebiete der Jdyllendichtung.
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61. ppo_401.005
Beispiele der Jdylle. ppo_401.006
1) von Salomo Geßner († 1787).
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Bruchstück aus dem Tode Abels.
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Die stillen Stunden führten den rosenfarbenen Morgen ppo_401.009
herauf, und gossen den Thau auf die schattigte Erde; ppo_401.010
indeß schoß die Sonne ihre frühen Stralen hinter den ppo_401.011
schwarzen Cedern des Berges herauf, und schmückte mit ppo_401.012
glühendem Morgenroth die durch den dämmernden Himmel ppo_401.013
schwimmenden Wolken. Da gingen Abel und seine ppo_401.014
geliebte Thirza aus ihrer Hütte hervor, in die nahe geruchreiche ppo_401.015
Laube von Jasmin uud Rosen. Zärtliche Lieb' ppo_401.016
und reine Tugend gossen sanftes Lächeln in die blauen ppo_401.017
Augen der Thirza, und reizende Anmuth auf ihre rosenfarbenen ppo_401.018
Wangen; und weiße Locken flossen am jugendlichen ppo_401.019
Busen und ihre Schultern herunter, und umschwebten ppo_401.020
ihre schlanken Hüften. So ging sie dem Abel ppo_401.021
zur Seite. Braune Locken kräusten schattigt sich um die ppo_401.022
hohe Stirne des Jünglings, und zerflossen auf seinen ppo_401.023
Schultern; denkender Ernst mischte sanft sich in das ppo_401.024
Lächeln der Augen. Jn schlanker Schönheit ging er ppo_401.025
daher, wie ein Engel daher geht, wenn er in einen ppo_401.026
dichteren Körper sich hüllet, den Sterblichen sichtbar zu ppo_401.027
werden. Er soll irgend einem Frommen, der im Einsamen ppo_401.028
betet, mit guter Botschaft von dem Herrn erscheinen. ppo_401.029
Zwar umhüllet ihn ein Körper, menschlich gebildet; ppo_401.030
aber aus seiner reizenden Schönheit hervor schimmert ppo_401.031
der Engel. Thirza sah mit zärtlichem Lächeln ihn an, ppo_401.032
und sprach: Geliebter! jetzt da die Vögel zum Morgenlied
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