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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Wann ich die blühende Winde sehe mit weißen Glocken, ppo_409.002
wie sie umarmend am geliebten Strauche hinanstrebt; ppo_409.003
wenn ich sehe, wie jeder summender Käfer, jeder Vogel ppo_409.004
buhlend zur wartenden Gattin hinschwebt, und jeder ppo_409.005
gesellige Fisch wollüstig sein streichendes Weibchen umhüpft; ppo_409.006
und wenn ich denn denke, daß unsre Verbindung ppo_409.007
allein ein feindliches Verhängniß verbietet; dann, Geliebte, ppo_409.008
dann weinet etwas aus meinem Jnnersten heraus; ppo_409.009
mir wird so bange -- ich kann's nicht aussprechen! ppo_409.010
Dann wünsche ich mir das Glück des summenden Käfers ppo_409.011
oder des hüpfenden Fisches, und manchmal möchte ppo_409.012
ich sie beneiden, weil niemand bei ihnen die heiligste ppo_409.013
Neigung in lästige Fesseln zwängt. O warum mußte ppo_409.014
ich hier gebohren werden, hier, wo die Götter mir verbieten, ppo_409.015
dich, Mädchen voll Unschuld, als meine Gattin ppo_409.016
zu lieben? Glücklicher wäre ich, viel glücklicher, wenn ppo_409.017
mich einsam mit dir, auf der fernsten Jnsel, das große ppo_409.018
Weltmeer umschlösse, wie den fernen Mond das blaue ppo_409.019
Leere umschließt."

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Amymone. O du sanft leuchtender Mond, und ppo_409.021
ihr funkelnden Lichter da oben! Schon oft hab' ich euch ppo_409.022
betrachtet, schon oft hab' ich gesagt: ihr kleinen Sterne, ppo_409.023
ihr wißt wohl auch von der Liebe; denn das reinste ppo_409.024
Feuer ist die Liebe, und ihr brennet mit dem reinsten, ppo_409.025
glänzendsten Feuer. Und wenn ihnen der holde Mond ppo_409.026
auf seiner Bahn sich nahte; wenn endlich sein wandelndes ppo_409.027
Antlitz sie langsam berührte; dann fiel mir ein heiliges ppo_409.028
Lied ein, und ich fragte mich: war das nicht ein ppo_409.029
Kuß?

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Elon. Starr blickte ich neulich seine volle Scheibe ppo_409.031
an; da glaubte ich schöne Auen und leuchtende Hügel ppo_409.032
darin zu sehen; er schien mir in blauer Ferne einher ppo_409.033
zu fahren, wie eine schwimmende Jnsel auf unermeßlicher ppo_409.034
See. O Amymone, dachte ich, wäre ich mit

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Wann ich die blühende Winde sehe mit weißen Glocken, ppo_409.002
wie sie umarmend am geliebten Strauche hinanstrebt; ppo_409.003
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mir wird so bange — ich kann's nicht aussprechen! ppo_409.010
Dann wünsche ich mir das Glück des summenden Käfers ppo_409.011
oder des hüpfenden Fisches, und manchmal möchte ppo_409.012
ich sie beneiden, weil niemand bei ihnen die heiligste ppo_409.013
Neigung in lästige Fesseln zwängt. O warum mußte ppo_409.014
ich hier gebohren werden, hier, wo die Götter mir verbieten, ppo_409.015
dich, Mädchen voll Unschuld, als meine Gattin ppo_409.016
zu lieben? Glücklicher wäre ich, viel glücklicher, wenn ppo_409.017
mich einsam mit dir, auf der fernsten Jnsel, das große ppo_409.018
Weltmeer umschlösse, wie den fernen Mond das blaue ppo_409.019
Leere umschließt.“

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Amymone. O du sanft leuchtender Mond, und ppo_409.021
ihr funkelnden Lichter da oben! Schon oft hab' ich euch ppo_409.022
betrachtet, schon oft hab' ich gesagt: ihr kleinen Sterne, ppo_409.023
ihr wißt wohl auch von der Liebe; denn das reinste ppo_409.024
Feuer ist die Liebe, und ihr brennet mit dem reinsten, ppo_409.025
glänzendsten Feuer. Und wenn ihnen der holde Mond ppo_409.026
auf seiner Bahn sich nahte; wenn endlich sein wandelndes ppo_409.027
Antlitz sie langsam berührte; dann fiel mir ein heiliges ppo_409.028
Lied ein, und ich fragte mich: war das nicht ein ppo_409.029
Kuß?

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Elon. Starr blickte ich neulich seine volle Scheibe ppo_409.031
an; da glaubte ich schöne Auen und leuchtende Hügel ppo_409.032
darin zu sehen; er schien mir in blauer Ferne einher ppo_409.033
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/421>, abgerufen am 22.11.2024.