Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_435.001 Ja morgen wird die Braut durch Schamröth' uns entdecken, ppo_435.002 ppo_435.003Daß starke Liebeskraft im Rothen müsse stecken. 5) von Joh. Nic. Götz (+ 1781). ppo_435.004Die Welt. ppo_435.005 Die Welt gleicht einer Opera, ppo_435.006 ppo_435.021Wo jeder, der sich fühlt, ppo_435.007 Nach seiner lieben Leidenschaft ppo_435.008 Des Lebens Rolle spielt. ppo_435.009 Der Eine steigt die Bühn' hinauf ppo_435.010 Mit einem Schäferstab; ppo_435.011 Ein Andrer, mit dem Marschallsstab, ppo_435.012 Sinkt, ohne Kopf, herab. ppo_435.013 Wir armer guter Pöbel stehn ppo_435.014 Verachtet, doch in Ruh, ppo_435.015 Vor dieser Bühne, gähnen oft, ppo_435.016 Und sehn der Fratze zu. ppo_435.017 Die Kosten freilich zahlen wir ppo_435.018 Fürs ganze Opernhaus; ppo_435.019 Doch lachen wir, mißräth das Spiel, ppo_435.020 Zuletzt die Spieler aus. 6) von Gotter (+ 1797). ppo_435.022Die Neuvermählte an ihrem Hochzeitballe. ppo_435.023 Leicht schwebt durch die Reihen, die staunend sich trennen, ppo_435.024
Leicht schwebt sie am Arme des Liebenden hin, ppo_435.025 Gott Hymens jüngste Priesterin. ppo_435.026 Kaum wagen's die Mädchen, sie Schwester zu nennen; ppo_435.027 Mit forschenden Blicken und trauterem Sinn ppo_435.028 Umarmen die Weiber die neue Geweihte; ppo_435.029 Die Männer beneiden dem Sieger die Beute; ppo_435.030 Den Jünglingen drängen, im Taumel der Lust, ppo_435.031 Sich Seufzer der Sehnsucht aus klopfender Brust. ppo_435.001 Ja morgen wird die Braut durch Schamröth' uns entdecken, ppo_435.002 ppo_435.003Daß starke Liebeskraft im Rothen müsse stecken. 5) von Joh. Nic. Götz († 1781). ppo_435.004Die Welt. ppo_435.005 Die Welt gleicht einer Opera, ppo_435.006 ppo_435.021Wo jeder, der sich fühlt, ppo_435.007 Nach seiner lieben Leidenschaft ppo_435.008 Des Lebens Rolle spielt. ppo_435.009 Der Eine steigt die Bühn' hinauf ppo_435.010 Mit einem Schäferstab; ppo_435.011 Ein Andrer, mit dem Marschallsstab, ppo_435.012 Sinkt, ohne Kopf, herab. ppo_435.013 Wir armer guter Pöbel stehn ppo_435.014 Verachtet, doch in Ruh, ppo_435.015 Vor dieser Bühne, gähnen oft, ppo_435.016 Und sehn der Fratze zu. ppo_435.017 Die Kosten freilich zahlen wir ppo_435.018 Fürs ganze Opernhaus; ppo_435.019 Doch lachen wir, mißräth das Spiel, ppo_435.020 Zuletzt die Spieler aus. 6) von Gotter († 1797). ppo_435.022Die Neuvermählte an ihrem Hochzeitballe. ppo_435.023 Leicht schwebt durch die Reihen, die staunend sich trennen, ppo_435.024
Leicht schwebt sie am Arme des Liebenden hin, ppo_435.025 Gott Hymens jüngste Priesterin. ppo_435.026 Kaum wagen's die Mädchen, sie Schwester zu nennen; ppo_435.027 Mit forschenden Blicken und trauterem Sinn ppo_435.028 Umarmen die Weiber die neue Geweihte; ppo_435.029 Die Männer beneiden dem Sieger die Beute; ppo_435.030 Den Jünglingen drängen, im Taumel der Lust, ppo_435.031 Sich Seufzer der Sehnsucht aus klopfender Brust. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0447" n="435"/> <lb n="ppo_435.001"/> <lg> <l>Ja morgen wird die Braut durch Schamröth' uns entdecken,</l> <lb n="ppo_435.002"/> <l>Daß starke Liebeskraft im Rothen müsse stecken.</l> </lg> <lb n="ppo_435.003"/> <p> <hi rendition="#et"> 5) von Joh. Nic. <hi rendition="#g">Götz</hi> († 1781).</hi> </p> <lb n="ppo_435.004"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Welt.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_435.005"/> <lg> <l> Die Welt gleicht einer Opera,</l> <lb n="ppo_435.006"/> <l>Wo jeder, der sich fühlt,</l> <lb n="ppo_435.007"/> <l>Nach seiner lieben Leidenschaft</l> <lb n="ppo_435.008"/> <l>Des Lebens Rolle spielt.</l> <lb n="ppo_435.009"/> <l>Der Eine steigt die Bühn' hinauf</l> <lb n="ppo_435.010"/> <l>Mit einem Schäferstab;</l> <lb n="ppo_435.011"/> <l>Ein Andrer, mit dem Marschallsstab,</l> <lb n="ppo_435.012"/> <l>Sinkt, ohne Kopf, herab.</l> <lb n="ppo_435.013"/> <l>Wir armer guter Pöbel stehn</l> <lb n="ppo_435.014"/> <l>Verachtet, doch in Ruh,</l> <lb n="ppo_435.015"/> <l>Vor dieser Bühne, gähnen oft,</l> <lb n="ppo_435.016"/> <l>Und sehn der Fratze zu.</l> <lb n="ppo_435.017"/> <l>Die Kosten freilich zahlen wir</l> <lb n="ppo_435.018"/> <l>Fürs ganze Opernhaus;</l> <lb n="ppo_435.019"/> <l>Doch lachen wir, mißräth das Spiel,</l> <lb n="ppo_435.020"/> <l>Zuletzt die Spieler aus.</l> </lg> <lb n="ppo_435.021"/> <p> <hi rendition="#et"> 6) von <hi rendition="#g">Gotter</hi> († 1797).</hi> </p> <lb n="ppo_435.022"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Neuvermählte an ihrem Hochzeitballe.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_435.023"/> <lg> <l> Leicht schwebt durch die Reihen, die staunend sich trennen,</l> <lb n="ppo_435.024"/> <l>Leicht schwebt sie am Arme des Liebenden hin,</l> <lb n="ppo_435.025"/> <l>Gott Hymens jüngste Priesterin.</l> <lb n="ppo_435.026"/> <l>Kaum wagen's die Mädchen, sie Schwester zu nennen;</l> <lb n="ppo_435.027"/> <l>Mit forschenden Blicken und trauterem Sinn</l> <lb n="ppo_435.028"/> <l>Umarmen die Weiber die neue Geweihte;</l> <lb n="ppo_435.029"/> <l>Die Männer beneiden dem Sieger die Beute;</l> <lb n="ppo_435.030"/> <l>Den Jünglingen drängen, im Taumel der Lust,</l> <lb n="ppo_435.031"/> <l>Sich Seufzer der Sehnsucht aus klopfender Brust.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [435/0447]
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