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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Gustav verließ im Herbst die Truppe, kam nach Halbenau
zurück. Das hieß soviel wie: sie wurde seine Frau. Sie
wußte es. Alles Nachdenken darüber war unnötig. Es
war so!

Und sie sollte zu den alten Büttners gehen und ihnen
seinen Entschluß mitteilen. Sie hatte er zu seinem Boten
ausersehen für diese Botschaft. Darin allein schon lag alles
ausgesprochen. Die Familie sollte erkennen, daß sie ihm die
Wichtigste sei, der er, zuerst von allen, seine Pläne mit¬
teilte. --

Am nächsten Sonntag Nachmittag begab sich Pauline auf
das Büttnersche Bauerngut.

Sie traf die Frauen allein. Der Bauer und Karl waren
ausgegangen. Die Bäuerin hatte die Gelegenheit benutzt, wo
ihr Eheherr abwesend war, um für sich und die Töchter einen
Sonntagsnachmittags - Kaffee zu brauen. Der Büttnerbauer
sah nämlich den Kaffeegenuß als Verschwendung an und hatte
ein für allemal ein Verbot gegen solchen Aufwand ergehen
lassen. Selbst zum Frühstück gestattete er nur Milch und
Mehlsuppe, wie sie seit Urgedenken seine Vorfahren genossen
hatten.

Die Frauen waren im Bewußtsein des verbotenen Thuns
auf dem Lugaus. Pauline wurde daher schon von weitem
erkannt. Vier Köpfe waren hinter den Fenstern des Wohn¬
zimmers, als sie das Gehöft betrat. "Katschners Pauline!"
hörte sie rufen, und darauf ein Getuschel von weiblichen
Stimmen.

Jetzt wurde sie auf einmal zaghaft, beim Anblick dieser
neugierigen Frauengesichter. Bis dahin hatte sie sich tragen
lassen von der Begeisterung ihres Entschlusses. Erst in diesem
Augenblicke fiel es ihr auf's Herz, daß sie hier ja mit Feinden
und Nebenbuhlern zu thun haben werde.

Trotzdem pochte sie an, wenn auch zaghaft; denn jetzt
war an eine Umkehr nicht mehr zu denken.

Therese öffnete ihr. Mit bloßen Armen und Halse stand
die unschöne, hagere Frau auf der Schwelle und musterte

Guſtav verließ im Herbſt die Truppe, kam nach Halbenau
zurück. Das hieß ſoviel wie: ſie wurde ſeine Frau. Sie
wußte es. Alles Nachdenken darüber war unnötig. Es
war ſo!

Und ſie ſollte zu den alten Büttners gehen und ihnen
ſeinen Entſchluß mitteilen. Sie hatte er zu ſeinem Boten
auserſehen für dieſe Botſchaft. Darin allein ſchon lag alles
ausgeſprochen. Die Familie ſollte erkennen, daß ſie ihm die
Wichtigſte ſei, der er, zuerſt von allen, ſeine Pläne mit¬
teilte. —

Am nächſten Sonntag Nachmittag begab ſich Pauline auf
das Büttnerſche Bauerngut.

Sie traf die Frauen allein. Der Bauer und Karl waren
ausgegangen. Die Bäuerin hatte die Gelegenheit benutzt, wo
ihr Eheherr abweſend war, um für ſich und die Töchter einen
Sonntagsnachmittags - Kaffee zu brauen. Der Büttnerbauer
ſah nämlich den Kaffeegenuß als Verſchwendung an und hatte
ein für allemal ein Verbot gegen ſolchen Aufwand ergehen
laſſen. Selbſt zum Frühſtück geſtattete er nur Milch und
Mehlſuppe, wie ſie ſeit Urgedenken ſeine Vorfahren genoſſen
hatten.

Die Frauen waren im Bewußtſein des verbotenen Thuns
auf dem Lugaus. Pauline wurde daher ſchon von weitem
erkannt. Vier Köpfe waren hinter den Fenſtern des Wohn¬
zimmers, als ſie das Gehöft betrat. „Katſchners Pauline!“
hörte ſie rufen, und darauf ein Getuſchel von weiblichen
Stimmen.

Jetzt wurde ſie auf einmal zaghaft, beim Anblick dieſer
neugierigen Frauengeſichter. Bis dahin hatte ſie ſich tragen
laſſen von der Begeiſterung ihres Entſchluſſes. Erſt in dieſem
Augenblicke fiel es ihr auf's Herz, daß ſie hier ja mit Feinden
und Nebenbuhlern zu thun haben werde.

Trotzdem pochte ſie an, wenn auch zaghaft; denn jetzt
war an eine Umkehr nicht mehr zu denken.

Thereſe öffnete ihr. Mit bloßen Armen und Halſe ſtand
die unſchöne, hagere Frau auf der Schwelle und muſterte

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[106/0120] Guſtav verließ im Herbſt die Truppe, kam nach Halbenau zurück. Das hieß ſoviel wie: ſie wurde ſeine Frau. Sie wußte es. Alles Nachdenken darüber war unnötig. Es war ſo! Und ſie ſollte zu den alten Büttners gehen und ihnen ſeinen Entſchluß mitteilen. Sie hatte er zu ſeinem Boten auserſehen für dieſe Botſchaft. Darin allein ſchon lag alles ausgeſprochen. Die Familie ſollte erkennen, daß ſie ihm die Wichtigſte ſei, der er, zuerſt von allen, ſeine Pläne mit¬ teilte. — Am nächſten Sonntag Nachmittag begab ſich Pauline auf das Büttnerſche Bauerngut. Sie traf die Frauen allein. Der Bauer und Karl waren ausgegangen. Die Bäuerin hatte die Gelegenheit benutzt, wo ihr Eheherr abweſend war, um für ſich und die Töchter einen Sonntagsnachmittags - Kaffee zu brauen. Der Büttnerbauer ſah nämlich den Kaffeegenuß als Verſchwendung an und hatte ein für allemal ein Verbot gegen ſolchen Aufwand ergehen laſſen. Selbſt zum Frühſtück geſtattete er nur Milch und Mehlſuppe, wie ſie ſeit Urgedenken ſeine Vorfahren genoſſen hatten. Die Frauen waren im Bewußtſein des verbotenen Thuns auf dem Lugaus. Pauline wurde daher ſchon von weitem erkannt. Vier Köpfe waren hinter den Fenſtern des Wohn¬ zimmers, als ſie das Gehöft betrat. „Katſchners Pauline!“ hörte ſie rufen, und darauf ein Getuſchel von weiblichen Stimmen. Jetzt wurde ſie auf einmal zaghaft, beim Anblick dieſer neugierigen Frauengeſichter. Bis dahin hatte ſie ſich tragen laſſen von der Begeiſterung ihres Entſchluſſes. Erſt in dieſem Augenblicke fiel es ihr auf's Herz, daß ſie hier ja mit Feinden und Nebenbuhlern zu thun haben werde. Trotzdem pochte ſie an, wenn auch zaghaft; denn jetzt war an eine Umkehr nicht mehr zu denken. Thereſe öffnete ihr. Mit bloßen Armen und Halſe ſtand die unſchöne, hagere Frau auf der Schwelle und muſterte

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/120>, abgerufen am 27.11.2024.