Die Nachricht verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Bäuerin vergaß auf einmal ganz, daß Pauline eigentlich als eine Ver¬ fehmte betrachtet wurde in der Familie. Sie holte das Mädchen heran und räumte ihr einen Platz neben sich ein. Gustav, ihr Lieblingssohn, würde nach Hause zurückkehren! Sie wollte darüber Näheres hören. Pauline mußte erzählen, was sie wußte.
Therese stand inzwischen bei den Schwägerinnen in einer anderen Ecke. Sie betrachtete Pauline mit wenig freundlichen Blicken, und murrte. Die Aussicht, daß Gustav auf den väterlichen Hof zurückkehren werde, war gar nicht nach ihrem Geschmacke. Sie war diesem Schwager niemals grün gewesen. Sie konnte ihm seine Überlegenheit über ihren Karl nicht verzeihen.
Pauline war jetzt darüber, der Bäuerin eine Stelle aus dem Gustavschen Briefe vorzulesen. Der Unteroffizier schrieb, daß es dem Vater wohl auch recht sein würde, wenn er zur Herbstbestellung ein paar Hände mehr auf dem Gute habe.
Da hielt sich Therese nicht länger. "Woas!" schrie sie dazwischen und trat an den Tisch, "Gustav soit und er will hier bei uns nei! dan grußen Herrn spiel'n, hier uf'n Gutte rimkummandieren! das mir andern uns glei verkriechen mechten! das kennte uns grade passen! Da mechten mir am Ende glei ganz verziehn, Karle und ich. -- Und hier sei Mensch . . ." damit wandte sie sich gegen Pauline, der sie mit den Fäusten vor dem Gesicht herumfuchtelte, "die denkt am Ende, weil se a Kind vun'n hat, daß se schunsten zur Familie zahlte. Su schnell gieht das ne! Wenn mer dan sene Frauenzimmer alle ufnahmen wollten, dohie, da langte's Haus am Ende ne zu. Froit ack in der Stadt a mal nach, mit woas für welchen dar Imgang hoat. Oder denkst De etwan, daß der D'ch heiraten werd. Bis ack ne su tumm! Der wird a Madel mit an Kinde nahmen. Lehr' Du mich Gustaven kennen! -- Ihr zwee kimmt ne hier nei, sovill sag'ch . . . vor mir ne!" . . .
Der wütenden Person ging vor Erregung der Atem aus. Das letzte war nur noch heiseres Gegurgel gewesen.
Die Nachricht verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Bäuerin vergaß auf einmal ganz, daß Pauline eigentlich als eine Ver¬ fehmte betrachtet wurde in der Familie. Sie holte das Mädchen heran und räumte ihr einen Platz neben ſich ein. Guſtav, ihr Lieblingsſohn, würde nach Hauſe zurückkehren! Sie wollte darüber Näheres hören. Pauline mußte erzählen, was ſie wußte.
Thereſe ſtand inzwiſchen bei den Schwägerinnen in einer anderen Ecke. Sie betrachtete Pauline mit wenig freundlichen Blicken, und murrte. Die Ausſicht, daß Guſtav auf den väterlichen Hof zurückkehren werde, war gar nicht nach ihrem Geſchmacke. Sie war dieſem Schwager niemals grün geweſen. Sie konnte ihm ſeine Überlegenheit über ihren Karl nicht verzeihen.
Pauline war jetzt darüber, der Bäuerin eine Stelle aus dem Guſtavſchen Briefe vorzuleſen. Der Unteroffizier ſchrieb, daß es dem Vater wohl auch recht ſein würde, wenn er zur Herbſtbeſtellung ein paar Hände mehr auf dem Gute habe.
Da hielt ſich Thereſe nicht länger. „Woas!“ ſchrie ſie dazwiſchen und trat an den Tiſch, „Guſtav ſoit und er will hier bei uns nei! dan grußen Herrn ſpiel'n, hier uf'n Gutte rimkummandieren! das mir andern uns glei verkriechen mechten! das kennte uns grade paſſen! Da mechten mir am Ende glei ganz verziehn, Karle und ich. — Und hier ſei Menſch . . .“ damit wandte ſie ſich gegen Pauline, der ſie mit den Fäuſten vor dem Geſicht herumfuchtelte, „die denkt am Ende, weil ſe a Kind vun'n hat, daß ſe ſchunſten zur Familie zahlte. Su ſchnell gieht das ne! Wenn mer dan ſene Frauenzimmer alle ufnahmen wollten, dohie, da langte's Haus am Ende ne zu. Froit ack in der Stadt a mal nach, mit woas für welchen dar Imgang hoat. Oder denkſt De etwan, daß der D'ch heiraten werd. Bis ack ne ſu tumm! Der wird a Madel mit an Kinde nahmen. Lehr' Du mich Guſtaven kennen! — Ihr zwee kimmt ne hier nei, ſovill ſag'ch . . . vor mir ne!“ . . .
Der wütenden Perſon ging vor Erregung der Atem aus. Das letzte war nur noch heiſeres Gegurgel geweſen.
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Die Nachricht verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Bäuerin
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fehmte betrachtet wurde in der Familie. Sie holte das
Mädchen heran und räumte ihr einen Platz neben ſich ein.
Guſtav, ihr Lieblingsſohn, würde nach Hauſe zurückkehren!
Sie wollte darüber Näheres hören. Pauline mußte erzählen,
was ſie wußte.
Thereſe ſtand inzwiſchen bei den Schwägerinnen in einer
anderen Ecke. Sie betrachtete Pauline mit wenig freundlichen
Blicken, und murrte. Die Ausſicht, daß Guſtav auf den
väterlichen Hof zurückkehren werde, war gar nicht nach ihrem
Geſchmacke. Sie war dieſem Schwager niemals grün geweſen.
Sie konnte ihm ſeine Überlegenheit über ihren Karl nicht
verzeihen.
Pauline war jetzt darüber, der Bäuerin eine Stelle aus
dem Guſtavſchen Briefe vorzuleſen. Der Unteroffizier ſchrieb,
daß es dem Vater wohl auch recht ſein würde, wenn er zur
Herbſtbeſtellung ein paar Hände mehr auf dem Gute habe.
Da hielt ſich Thereſe nicht länger. „Woas!“ ſchrie ſie
dazwiſchen und trat an den Tiſch, „Guſtav ſoit und er will
hier bei uns nei! dan grußen Herrn ſpiel'n, hier uf'n Gutte
rimkummandieren! das mir andern uns glei verkriechen mechten!
das kennte uns grade paſſen! Da mechten mir am Ende glei
ganz verziehn, Karle und ich. — Und hier ſei Menſch . . .“
damit wandte ſie ſich gegen Pauline, der ſie mit den Fäuſten
vor dem Geſicht herumfuchtelte, „die denkt am Ende, weil ſe
a Kind vun'n hat, daß ſe ſchunſten zur Familie zahlte. Su
ſchnell gieht das ne! Wenn mer dan ſene Frauenzimmer
alle ufnahmen wollten, dohie, da langte's Haus am Ende ne
zu. Froit ack in der Stadt a mal nach, mit woas für welchen
dar Imgang hoat. Oder denkſt De etwan, daß der D'ch
heiraten werd. Bis ack ne ſu tumm! Der wird a Madel mit
an Kinde nahmen. Lehr' Du mich Guſtaven kennen! — Ihr
zwee kimmt ne hier nei, ſovill ſag'ch . . . vor mir ne!“ . . .
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/123>, abgerufen am 23.11.2024.
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