Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895."Freilich mecht'ch ä Nordlicht putzen. Hier is aber, weeß "Hast wohl lange Leg' um kauen müssen?" "Pikus machen kann mer nich alle Tage auf der Walze. "Na, laß Dich vom Bruder schmieren, Kunde!" "Wenn ich man Messume hätte." "Hier, trink mal!" "Prost, edler Menschenfreund!" Gustav hatte sich den Mann, der eben das Glas zum "Häschkekorl!" rief Gustav und unterbrach damit die Der Handwerksbursche fuhr herum. "Büttner! Hol' mich "Gleich, noch ein Bier für meinen Kameraden!" rief Nun ging ein eifriges Fragen los von beiden Seiten. Häschke hatte sich neben Gustav setzen müssen. Nun „Freilich mecht'ch ä Nordlicht putzen. Hier is aber, weeß „Haſt wohl lange Leg' um kauen müſſen?“ „Pikus machen kann mer nich alle Tage auf der Walze. „Na, laß Dich vom Bruder ſchmieren, Kunde!“ „Wenn ich man Meſſume hätte.“ „Hier, trink mal!“ „Proſt, edler Menſchenfreund!“ Guſtav hatte ſich den Mann, der eben das Glas zum „Häſchkekorl!“ rief Guſtav und unterbrach damit die Der Handwerksburſche fuhr herum. „Büttner! Hol' mich „Gleich, noch ein Bier für meinen Kameraden!“ rief Nun ging ein eifriges Fragen los von beiden Seiten. Häſchke hatte ſich neben Guſtav ſetzen müſſen. Nun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" n="230"/> <p>„Freilich mecht'ch ä Nordlicht putzen. Hier is aber, weeß<lb/> der Hole, ene dufte Winde.“</p><lb/> <p>„Haſt wohl lange Leg' um kauen müſſen?“</p><lb/> <p>„Pikus machen kann mer nich alle Tage auf der Walze.<lb/> Meine Kluft is och mieß, die Trittchen hier ſind ganz ver¬<lb/> riſſen und ne reine Staude hab' ich vor drei Wochen an¬<lb/> gehabt.“</p><lb/> <p>„Na, laß Dich vom Bruder ſchmieren, Kunde!“</p><lb/> <p>„Wenn ich man Meſſume hätte.“</p><lb/> <p>„Hier, trink mal!“</p><lb/> <p>„Proſt, edler Menſchenfreund!“</p><lb/> <p>Guſtav hatte ſich den Mann, der eben das Glas zum<lb/> Munde führte, inzwiſchen mit Aufmerkſamkeit betrachtet. Den<lb/> mußte er doch kennen. Himmeldonnerwetter! war das nicht . . . . .<lb/> Wenn das nicht Häſchke war, wollte er ſich hängen laſſen!<lb/> Häſchke, mit dem er zuſammen eingetreten war bei der zweiten<lb/> Schwadron. Freilich, der Vollbart veränderte ihn, und die<lb/> Vagabundenkleidung. Aber, an den lebhaften Augen, der<lb/> Stimme und den Bewegungen, erkannte er den ehemaligen<lb/> Kameraden wieder.</p><lb/> <p>„Häſchkekorl!“ rief Guſtav und unterbrach damit die<lb/> Unterhaltung der beiden Kunden.</p><lb/> <p>Der Handwerksburſche fuhr herum. „Büttner! Hol' mich<lb/> der Teufel. Büttnerguſt!“</p><lb/> <p>„Gleich, noch ein Bier für meinen Kameraden!“ rief<lb/> Guſtav nach dem Schenktiſch hinüber.</p><lb/> <p>Nun ging ein eifriges Fragen los von beiden Seiten.<lb/> Drei Jahre und ein halbes war es jetzt her, daß ſie einander<lb/> nicht geſehen hatten. Denn Häſchke war nach beendeter Dienſt¬<lb/> zeit herausgegangen, während Büttner kapituliert hatte.</p><lb/> <p>Häſchke hatte ſich neben Guſtav ſetzen müſſen. Nun<lb/> mußte er von ſeinen Erlebniſſen berichten. Er war von der<lb/> Truppe aus zunächſt in ſeine Heimat, das Königreich Sachſen,<lb/> zurückgekehrt. Von Profeſſion war er Schloſſer und hatte<lb/> für's erſte bei einem Meiſter ſeines Handwerks Arbeit ge¬<lb/> nommen. Dort war ſeines Bleibens aber nicht lange geweſen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0244]
„Freilich mecht'ch ä Nordlicht putzen. Hier is aber, weeß
der Hole, ene dufte Winde.“
„Haſt wohl lange Leg' um kauen müſſen?“
„Pikus machen kann mer nich alle Tage auf der Walze.
Meine Kluft is och mieß, die Trittchen hier ſind ganz ver¬
riſſen und ne reine Staude hab' ich vor drei Wochen an¬
gehabt.“
„Na, laß Dich vom Bruder ſchmieren, Kunde!“
„Wenn ich man Meſſume hätte.“
„Hier, trink mal!“
„Proſt, edler Menſchenfreund!“
Guſtav hatte ſich den Mann, der eben das Glas zum
Munde führte, inzwiſchen mit Aufmerkſamkeit betrachtet. Den
mußte er doch kennen. Himmeldonnerwetter! war das nicht . . . . .
Wenn das nicht Häſchke war, wollte er ſich hängen laſſen!
Häſchke, mit dem er zuſammen eingetreten war bei der zweiten
Schwadron. Freilich, der Vollbart veränderte ihn, und die
Vagabundenkleidung. Aber, an den lebhaften Augen, der
Stimme und den Bewegungen, erkannte er den ehemaligen
Kameraden wieder.
„Häſchkekorl!“ rief Guſtav und unterbrach damit die
Unterhaltung der beiden Kunden.
Der Handwerksburſche fuhr herum. „Büttner! Hol' mich
der Teufel. Büttnerguſt!“
„Gleich, noch ein Bier für meinen Kameraden!“ rief
Guſtav nach dem Schenktiſch hinüber.
Nun ging ein eifriges Fragen los von beiden Seiten.
Drei Jahre und ein halbes war es jetzt her, daß ſie einander
nicht geſehen hatten. Denn Häſchke war nach beendeter Dienſt¬
zeit herausgegangen, während Büttner kapituliert hatte.
Häſchke hatte ſich neben Guſtav ſetzen müſſen. Nun
mußte er von ſeinen Erlebniſſen berichten. Er war von der
Truppe aus zunächſt in ſeine Heimat, das Königreich Sachſen,
zurückgekehrt. Von Profeſſion war er Schloſſer und hatte
für's erſte bei einem Meiſter ſeines Handwerks Arbeit ge¬
nommen. Dort war ſeines Bleibens aber nicht lange geweſen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |