Mit freudigem Blicke überschaute Sam die Schar der Kauflustigen. "Die Kerle sein wie verrickt!" raunte ihm Kaschelernst zu, als er den Geschäftsfreund am Wagen be¬ grüßte.
"Recht so!" meinte Sam. "Wir wollen ja auch nichts verschleudern." --
Nach einiger Zeit begab man sich hinaus auf's Bauern¬ gut. Die Versteigerung sollte an Ort und Stelle vorgenom¬ men werden. Der Anblick des Feldes und der Früchte, die darauf standen, würde die Kauflust noch erhöhen, taxierte Sam. Der Händler und der Gastwirt gingen etwas hinter dem all¬ gemeinen Troß drein.
Auf einmal gab es ein Recken der Hälse und Zusammen¬ stecken der Köpfe, Rufe des Staunens, untermischt mit Ge¬ lächter! "Was giebt's denn?" fragte Harrassowitz. Die Leute wiesen auf ein Stück frisch gepflügten Ackerlandes.
Kaschelernst stieß einen Ruf des Schreckens aus, lief ein paar Schritte vorwärts, blieb dann stehen, mit rotem Kopfe und weit geöffnetem Munde, ähnlich wie am Tage zuvor sein Schwager, Traugott Büttner. Von dem pfiffigen Lächeln, das er sonst zur Schau zu tragen pflegte, war in diesem Augenblicke keine Spur zu entdecken.
Die Leute kicherten und nickten einander schadenfroh zu. Das war Kaschelernsten einmal gesund!
Wo gestern Abend noch eine dunkelgrüne Kornsaat ge¬ prangt hatte, lag jetzt braune Stürze.
Das hatte der alte Büttner in einer Nacht mit dem Pfluge umgeackert.
Mit freudigem Blicke überſchaute Sam die Schar der Kaufluſtigen. „Die Kerle ſein wie verrickt!“ raunte ihm Kaſchelernſt zu, als er den Geſchäftsfreund am Wagen be¬ grüßte.
„Recht ſo!“ meinte Sam. „Wir wollen ja auch nichts verſchleudern.“ —
Nach einiger Zeit begab man ſich hinaus auf's Bauern¬ gut. Die Verſteigerung ſollte an Ort und Stelle vorgenom¬ men werden. Der Anblick des Feldes und der Früchte, die darauf ſtanden, würde die Kaufluſt noch erhöhen, taxierte Sam. Der Händler und der Gaſtwirt gingen etwas hinter dem all¬ gemeinen Troß drein.
Auf einmal gab es ein Recken der Hälſe und Zuſammen¬ ſtecken der Köpfe, Rufe des Staunens, untermiſcht mit Ge¬ lächter! „Was giebt's denn?“ fragte Harraſſowitz. Die Leute wieſen auf ein Stück friſch gepflügten Ackerlandes.
Kaſchelernſt ſtieß einen Ruf des Schreckens aus, lief ein paar Schritte vorwärts, blieb dann ſtehen, mit rotem Kopfe und weit geöffnetem Munde, ähnlich wie am Tage zuvor ſein Schwager, Traugott Büttner. Von dem pfiffigen Lächeln, das er ſonſt zur Schau zu tragen pflegte, war in dieſem Augenblicke keine Spur zu entdecken.
Die Leute kicherten und nickten einander ſchadenfroh zu. Das war Kaſchelernſten einmal geſund!
Wo geſtern Abend noch eine dunkelgrüne Kornſaat ge¬ prangt hatte, lag jetzt braune Stürze.
Das hatte der alte Büttner in einer Nacht mit dem Pfluge umgeackert.
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Mit freudigem Blicke überſchaute Sam die Schar der
Kaufluſtigen. „Die Kerle ſein wie verrickt!“ raunte ihm
Kaſchelernſt zu, als er den Geſchäftsfreund am Wagen be¬
grüßte.
„Recht ſo!“ meinte Sam. „Wir wollen ja auch nichts
verſchleudern.“ —
Nach einiger Zeit begab man ſich hinaus auf's Bauern¬
gut. Die Verſteigerung ſollte an Ort und Stelle vorgenom¬
men werden. Der Anblick des Feldes und der Früchte, die
darauf ſtanden, würde die Kaufluſt noch erhöhen, taxierte Sam.
Der Händler und der Gaſtwirt gingen etwas hinter dem all¬
gemeinen Troß drein.
Auf einmal gab es ein Recken der Hälſe und Zuſammen¬
ſtecken der Köpfe, Rufe des Staunens, untermiſcht mit Ge¬
lächter! „Was giebt's denn?“ fragte Harraſſowitz. Die Leute
wieſen auf ein Stück friſch gepflügten Ackerlandes.
Kaſchelernſt ſtieß einen Ruf des Schreckens aus, lief ein
paar Schritte vorwärts, blieb dann ſtehen, mit rotem Kopfe
und weit geöffnetem Munde, ähnlich wie am Tage zuvor ſein
Schwager, Traugott Büttner. Von dem pfiffigen Lächeln, das
er ſonſt zur Schau zu tragen pflegte, war in dieſem Augenblicke
keine Spur zu entdecken.
Die Leute kicherten und nickten einander ſchadenfroh zu.
Das war Kaſchelernſten einmal geſund!
Wo geſtern Abend noch eine dunkelgrüne Kornſaat ge¬
prangt hatte, lag jetzt braune Stürze.
Das hatte der alte Büttner in einer Nacht mit dem Pfluge
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/316>, abgerufen am 21.11.2024.
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