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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Es sei seine Pflicht, als Aufseher, so etwas nicht durchzulassen,
sagte er rauh. Damit ging er. Sie lief ihm nach bis zur
Thür. "Thu ock 'n Ernstinel nischt ne!" das waren die
letzten Worte, die er hörte.

Er lief die Treppe hinab. Die Hausthür war nur ange¬
lehnt. Dabei war der Aufseher der einzige, der einen Haus¬
schlüssel führte, und er hatte am Abend abgeschlossen. Aber,
natürlich Häschke hatte da mit dem Nachschlüssel gearbeitet!
Alle hintergingen ihn. Seine eigene Frau wußte von der
Liebschaft. --

Namenlose Wut überkam ihn. Wenn er die beiden jetzt
traf! . . . Er stürmte blindlinks in der Richtung vorwärts, wo
er sie hatte verschwinden sehen. Aber er hatte zuviel Zeit
vertrödelt; sie waren bereits verschwunden. Trotz der tages¬
hellen Beleuchtung konnnte er das Paar nirgends entdecken.
Er nahm, auf gut Glück einen Feldweg an, auf dem er sie ver¬
mutete.

Er hätte es sehen müssen, längst! Sogar Pauline wußte
ja darum, schien sogar unter einer Decke mit den beiden
zu stecken; das wurmte ihn am meisten. Wer weiß, wer
da alles noch eingeweiht war! Er war der einzige, der
nichts gemerkt hatte, er war der Dumme! -- Ein schöner Auf¬
seher war er! -- Wo hatte er denn seine Augen gehabt?

Er stürmte auf dem Feldwege immer weiter. Bei einer
Wegekreuzung wurde er zum Stillstehen und Überlegen ge¬
zwungen. Er mußte sich sagen, daß er der beiden auf diese
Weise schwerlich habhaft werden würde. Wo konnten sie hin sein?
Er sann nach. Wo gab es denn in dieser Gegend ein passendes
Versteck? -- Halt, das war's: Der Schuppen! -- Dort waren
sie und nirgends anders! Daß ihm das nicht gleich einge¬
fallen war!

Der Schuppen war ein alter baufälliger Kasten, mitten
im Felde gelegen. Er diente dazu, allerhand Ackergeräte zu
bergen, und den Feldarbeitern, wenn sie plötzlich von Unwetter
überrascht wurden, Obdach zu gewähren.

Gustav war seiner Sache sicher. Er glaubte bestimmt,

Es ſei ſeine Pflicht, als Aufſeher, ſo etwas nicht durchzulaſſen,
ſagte er rauh. Damit ging er. Sie lief ihm nach bis zur
Thür. „Thu ock 'n Ernſtinel niſcht ne!“ das waren die
letzten Worte, die er hörte.

Er lief die Treppe hinab. Die Hausthür war nur ange¬
lehnt. Dabei war der Aufſeher der einzige, der einen Haus¬
ſchlüſſel führte, und er hatte am Abend abgeſchloſſen. Aber,
natürlich Häſchke hatte da mit dem Nachſchlüſſel gearbeitet!
Alle hintergingen ihn. Seine eigene Frau wußte von der
Liebſchaft. —

Namenloſe Wut überkam ihn. Wenn er die beiden jetzt
traf! . . . Er ſtürmte blindlinks in der Richtung vorwärts, wo
er ſie hatte verſchwinden ſehen. Aber er hatte zuviel Zeit
vertrödelt; ſie waren bereits verſchwunden. Trotz der tages¬
hellen Beleuchtung konnnte er das Paar nirgends entdecken.
Er nahm, auf gut Glück einen Feldweg an, auf dem er ſie ver¬
mutete.

Er hätte es ſehen müſſen, längſt! Sogar Pauline wußte
ja darum, ſchien ſogar unter einer Decke mit den beiden
zu ſtecken; das wurmte ihn am meiſten. Wer weiß, wer
da alles noch eingeweiht war! Er war der einzige, der
nichts gemerkt hatte, er war der Dumme! — Ein ſchöner Auf¬
ſeher war er! — Wo hatte er denn ſeine Augen gehabt?

Er ſtürmte auf dem Feldwege immer weiter. Bei einer
Wegekreuzung wurde er zum Stillſtehen und Überlegen ge¬
zwungen. Er mußte ſich ſagen, daß er der beiden auf dieſe
Weiſe ſchwerlich habhaft werden würde. Wo konnten ſie hin ſein?
Er ſann nach. Wo gab es denn in dieſer Gegend ein paſſendes
Verſteck? — Halt, das war's: Der Schuppen! — Dort waren
ſie und nirgends anders! Daß ihm das nicht gleich einge¬
fallen war!

Der Schuppen war ein alter baufälliger Kaſten, mitten
im Felde gelegen. Er diente dazu, allerhand Ackergeräte zu
bergen, und den Feldarbeitern, wenn ſie plötzlich von Unwetter
überraſcht wurden, Obdach zu gewähren.

Guſtav war ſeiner Sache ſicher. Er glaubte beſtimmt,

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[320/0334] Es ſei ſeine Pflicht, als Aufſeher, ſo etwas nicht durchzulaſſen, ſagte er rauh. Damit ging er. Sie lief ihm nach bis zur Thür. „Thu ock 'n Ernſtinel niſcht ne!“ das waren die letzten Worte, die er hörte. Er lief die Treppe hinab. Die Hausthür war nur ange¬ lehnt. Dabei war der Aufſeher der einzige, der einen Haus¬ ſchlüſſel führte, und er hatte am Abend abgeſchloſſen. Aber, natürlich Häſchke hatte da mit dem Nachſchlüſſel gearbeitet! Alle hintergingen ihn. Seine eigene Frau wußte von der Liebſchaft. — Namenloſe Wut überkam ihn. Wenn er die beiden jetzt traf! . . . Er ſtürmte blindlinks in der Richtung vorwärts, wo er ſie hatte verſchwinden ſehen. Aber er hatte zuviel Zeit vertrödelt; ſie waren bereits verſchwunden. Trotz der tages¬ hellen Beleuchtung konnnte er das Paar nirgends entdecken. Er nahm, auf gut Glück einen Feldweg an, auf dem er ſie ver¬ mutete. Er hätte es ſehen müſſen, längſt! Sogar Pauline wußte ja darum, ſchien ſogar unter einer Decke mit den beiden zu ſtecken; das wurmte ihn am meiſten. Wer weiß, wer da alles noch eingeweiht war! Er war der einzige, der nichts gemerkt hatte, er war der Dumme! — Ein ſchöner Auf¬ ſeher war er! — Wo hatte er denn ſeine Augen gehabt? Er ſtürmte auf dem Feldwege immer weiter. Bei einer Wegekreuzung wurde er zum Stillſtehen und Überlegen ge¬ zwungen. Er mußte ſich ſagen, daß er der beiden auf dieſe Weiſe ſchwerlich habhaft werden würde. Wo konnten ſie hin ſein? Er ſann nach. Wo gab es denn in dieſer Gegend ein paſſendes Verſteck? — Halt, das war's: Der Schuppen! — Dort waren ſie und nirgends anders! Daß ihm das nicht gleich einge¬ fallen war! Der Schuppen war ein alter baufälliger Kaſten, mitten im Felde gelegen. Er diente dazu, allerhand Ackergeräte zu bergen, und den Feldarbeitern, wenn ſie plötzlich von Unwetter überraſcht wurden, Obdach zu gewähren. Guſtav war ſeiner Sache ſicher. Er glaubte beſtimmt,

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/334>, abgerufen am 21.11.2024.