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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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gefähr vierzehn Tage lang damit auskommen konnte. Dann
verschafften sich die beiden ihre Arbeitszeugnisse, und ließen
sich ihre sonstigen Papiere von der Behörde abstempeln. Denn
die Hauptsache beim Reisen sei, daß man die "Flebben" in
Ordnung habe, erklärte der in solchen Dingen erfahrene
Häschke.

So machten sie sich eines Tages im Anfang November
auf die Reise, den ,Berliner' auf dem Rücken und den ,Stenz'
in der Hand, als echte und rechte Wanderburschen. Ein paar
Tage marschierten sie auf der großen Landstraße. Des Nachts
schliefen sie in der ,Katschemne', die Häschke, der diese Fahrt
schon einmal ,abgetippelt' hatte, genau kannte. Da sie ,Asche'
hatten, gab der ,Penne-Poos' auch gerne eine ,Hulke', daß
sie nicht ,Bankarbeit machen' mußten, wie die Kunden das
Schlafen auf der Diele bezeichnen. Die Herbergen zur Hei¬
mat vermied Häschke, denn dort war es langweilig, da wurde
des morgens und abends gebetet, und ,Soruff' bekam man
nicht einmal, wenn man ihn bezahlte. Da zog er sich die
Katschemnen, oder wilden Pennen vor, dort gab es immer
was zu sehen und zu hören und Schnaps so viel man
wollte.

Dann trat schlechtes Wetter ein. Häschke schlug daher
vor: "mit dem Feurigen zu walzen", um seine Kleider zu
schonen. Sie wandten sich der nächsten Eisenbahnstation zu
und lösten sich Billets; dritter Klasse, auf Häschkes Rat. In
der vierten reiste jetzt wieder allerhand Gesindel: Polacken
und Russen, nach der Heimat zurück, und da konnte man am
Ende gar ,Barach' auflesen.

Häschkekarl war in prächtiger Laune. Die Erinnerung
an die alte Stromerherrlichkeit war neu in ihm erwacht.
"Fremd machen", wie er das Feiern von der Arbeit nannte,
und so dritter Güte durch die Welt kutschieren, das war
etwas für seinen leichten Sinn. Und dazu noch das Be¬
wußtsein, einen ganzen Sommer durch bei einer Arbeit und
bei einem Mädel ausgehalten zu haben, das hob sein Selbst¬
bewußtsein mächtig. Sie waren ein Paar rechte Kerle, er und

gefähr vierzehn Tage lang damit auskommen konnte. Dann
verſchafften ſich die beiden ihre Arbeitszeugniſſe, und ließen
ſich ihre ſonſtigen Papiere von der Behörde abſtempeln. Denn
die Hauptſache beim Reiſen ſei, daß man die „Flebben“ in
Ordnung habe, erklärte der in ſolchen Dingen erfahrene
Häſchke.

So machten ſie ſich eines Tages im Anfang November
auf die Reiſe, den ‚Berliner‘ auf dem Rücken und den ‚Stenz‘
in der Hand, als echte und rechte Wanderburſchen. Ein paar
Tage marſchierten ſie auf der großen Landſtraße. Des Nachts
ſchliefen ſie in der ‚Katſchemne‛, die Häſchke, der dieſe Fahrt
ſchon einmal ‚abgetippelt‘ hatte, genau kannte. Da ſie ‚Aſche‘
hatten, gab der ‚Penne-Poos‘ auch gerne eine ‚Hulke‘, daß
ſie nicht ‚Bankarbeit machen‘ mußten, wie die Kunden das
Schlafen auf der Diele bezeichnen. Die Herbergen zur Hei¬
mat vermied Häſchke, denn dort war es langweilig, da wurde
des morgens und abends gebetet, und ‚Soruff‘ bekam man
nicht einmal, wenn man ihn bezahlte. Da zog er ſich die
Katſchemnen, oder wilden Pennen vor, dort gab es immer
was zu ſehen und zu hören und Schnaps ſo viel man
wollte.

Dann trat ſchlechtes Wetter ein. Häſchke ſchlug daher
vor: „mit dem Feurigen zu walzen“, um ſeine Kleider zu
ſchonen. Sie wandten ſich der nächſten Eiſenbahnſtation zu
und löſten ſich Billets; dritter Klaſſe, auf Häſchkes Rat. In
der vierten reiſte jetzt wieder allerhand Geſindel: Polacken
und Ruſſen, nach der Heimat zurück, und da konnte man am
Ende gar ‚Barach‘ aufleſen.

Häſchkekarl war in prächtiger Laune. Die Erinnerung
an die alte Stromerherrlichkeit war neu in ihm erwacht.
„Fremd machen“, wie er das Feiern von der Arbeit nannte,
und ſo dritter Güte durch die Welt kutſchieren, das war
etwas für ſeinen leichten Sinn. Und dazu noch das Be¬
wußtſein, einen ganzen Sommer durch bei einer Arbeit und
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[360/0374] gefähr vierzehn Tage lang damit auskommen konnte. Dann verſchafften ſich die beiden ihre Arbeitszeugniſſe, und ließen ſich ihre ſonſtigen Papiere von der Behörde abſtempeln. Denn die Hauptſache beim Reiſen ſei, daß man die „Flebben“ in Ordnung habe, erklärte der in ſolchen Dingen erfahrene Häſchke. So machten ſie ſich eines Tages im Anfang November auf die Reiſe, den ‚Berliner‘ auf dem Rücken und den ‚Stenz‘ in der Hand, als echte und rechte Wanderburſchen. Ein paar Tage marſchierten ſie auf der großen Landſtraße. Des Nachts ſchliefen ſie in der ‚Katſchemne‛, die Häſchke, der dieſe Fahrt ſchon einmal ‚abgetippelt‘ hatte, genau kannte. Da ſie ‚Aſche‘ hatten, gab der ‚Penne-Poos‘ auch gerne eine ‚Hulke‘, daß ſie nicht ‚Bankarbeit machen‘ mußten, wie die Kunden das Schlafen auf der Diele bezeichnen. Die Herbergen zur Hei¬ mat vermied Häſchke, denn dort war es langweilig, da wurde des morgens und abends gebetet, und ‚Soruff‘ bekam man nicht einmal, wenn man ihn bezahlte. Da zog er ſich die Katſchemnen, oder wilden Pennen vor, dort gab es immer was zu ſehen und zu hören und Schnaps ſo viel man wollte. Dann trat ſchlechtes Wetter ein. Häſchke ſchlug daher vor: „mit dem Feurigen zu walzen“, um ſeine Kleider zu ſchonen. Sie wandten ſich der nächſten Eiſenbahnſtation zu und löſten ſich Billets; dritter Klaſſe, auf Häſchkes Rat. In der vierten reiſte jetzt wieder allerhand Geſindel: Polacken und Ruſſen, nach der Heimat zurück, und da konnte man am Ende gar ‚Barach‘ aufleſen. Häſchkekarl war in prächtiger Laune. Die Erinnerung an die alte Stromerherrlichkeit war neu in ihm erwacht. „Fremd machen“, wie er das Feiern von der Arbeit nannte, und ſo dritter Güte durch die Welt kutſchieren, das war etwas für ſeinen leichten Sinn. Und dazu noch das Be¬ wußtſein, einen ganzen Sommer durch bei einer Arbeit und bei einem Mädel ausgehalten zu haben, das hob ſein Selbſt¬ bewußtſein mächtig. Sie waren ein Paar rechte Kerle, er und

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/374>, abgerufen am 24.11.2024.