Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.schüttelte sie ab. Dann warf er sich mit der ganzen Wucht "Giebst De's raus?" "Ne, im Leben ne!" Nun kniete er auf ihr, ihren Leib mit dem Knie nieder¬ Darüber wurde er toll vor Wut. Blindlings griff er in "Giebst De's nu?" Sie konnte nicht mehr sprechen, spuckte ihm statt der Ant¬ Da griff er mit einer Tatze zu, vor der alles wich. Ein Jetzt fühlte er's; hier im Futter saß es. Die Nähte Aus der Ecke kam eine Jammergestalt hervor: halb nackt, Er schob das Geldtäschchen schnell in die Tasche, sprang Eine Stunde darauf saß er im Kretscham von Halbenau. Inzwischen waren die Frauen von der Wanderarbeit ſchüttelte ſie ab. Dann warf er ſich mit der ganzen Wucht „Giebſt De's raus?“ „Ne, im Leben ne!“ Nun kniete er auf ihr, ihren Leib mit dem Knie nieder¬ Darüber wurde er toll vor Wut. Blindlings griff er in „Giebſt De's nu?“ Sie konnte nicht mehr ſprechen, ſpuckte ihm ſtatt der Ant¬ Da griff er mit einer Tatze zu, vor der alles wich. Ein Jetzt fühlte er's; hier im Futter ſaß es. Die Nähte Aus der Ecke kam eine Jammergeſtalt hervor: halb nackt, Er ſchob das Geldtäſchchen ſchnell in die Taſche, ſprang Eine Stunde darauf ſaß er im Kretſcham von Halbenau. Inzwiſchen waren die Frauen von der Wanderarbeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0391" n="377"/> ſchüttelte ſie ab. Dann warf er ſich mit der ganzen Wucht<lb/> ſeines ſchweren Körpers auf ſie, daß ſie ſtöhnend zuſammen¬<lb/> brach.</p><lb/> <p>„Giebſt De's raus?“</p><lb/> <p>„Ne, im Leben ne!“</p><lb/> <p>Nun kniete er auf ihr, ihren Leib mit dem Knie nieder¬<lb/> ſtemmend. Ihre Hände drückte er mit ſeiner Rieſenfauſt zu¬<lb/> ſammen, daß ſie gänzlich wehrlos dalag. Mit der freien<lb/> Hand ſuchte er in ihren Kleidern. Aber Thereſe lag auf dem<lb/> Geldtäſchchen; noch in dieſer verzweifelten Lage wußte ſie<lb/> den Schatz mit ihrem Leibe zu decken. Er konnte nicht dazu<lb/> gelangen, ſo ſehr er ſich auch mühte.</p><lb/> <p>Darüber wurde er toll vor Wut. Blindlings griff er in<lb/> die Kleider, zerfetzte alles, was ihm zwiſchen die Finger kam.<lb/> Thereſe wand und bäumte ſich, aber was vermochte ſie gegen<lb/> die entfeſſelte Raſerei dieſes Wilden!</p><lb/> <p>„Giebſt De's nu?“</p><lb/> <p>Sie konnte nicht mehr ſprechen, ſpuckte ihm ſtatt der Ant¬<lb/> wort ihren Geifer in's Geſicht.</p><lb/> <p>Da griff er mit einer Tatze zu, vor der alles wich. Ein<lb/> Ratz — das Sonntagskleid in Fetzen!</p><lb/> <p>Jetzt fühlte er's; hier im Futter ſaß es. Die Nähte<lb/> ſprangen. Das Ledertäſchchen mit dem Stahlbügel kam zum<lb/> Vorſchein. Nun hielt er's in Händen. Er ſtand auf.</p><lb/> <p>Aus der Ecke kam eine Jammergeſtalt hervor: halb nackt,<lb/> blutend, mit hängendem zerfetzten Haar. Seine Frau! —</p><lb/> <p>Er ſchob das Geldtäſchchen ſchnell in die Taſche, ſprang<lb/> nach der Thür und lief aus dem Hauſe.</p><lb/> <p>Eine Stunde darauf ſaß er im Kretſcham von Halbenau.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Inzwiſchen waren die Frauen von der Wanderarbeit<lb/> im Rübenlande nach der Heimat zurückgekehrt. Pauline war<lb/> mit ihrem Jungen zur Mutter gezogen, wartete hier auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [377/0391]
ſchüttelte ſie ab. Dann warf er ſich mit der ganzen Wucht
ſeines ſchweren Körpers auf ſie, daß ſie ſtöhnend zuſammen¬
brach.
„Giebſt De's raus?“
„Ne, im Leben ne!“
Nun kniete er auf ihr, ihren Leib mit dem Knie nieder¬
ſtemmend. Ihre Hände drückte er mit ſeiner Rieſenfauſt zu¬
ſammen, daß ſie gänzlich wehrlos dalag. Mit der freien
Hand ſuchte er in ihren Kleidern. Aber Thereſe lag auf dem
Geldtäſchchen; noch in dieſer verzweifelten Lage wußte ſie
den Schatz mit ihrem Leibe zu decken. Er konnte nicht dazu
gelangen, ſo ſehr er ſich auch mühte.
Darüber wurde er toll vor Wut. Blindlings griff er in
die Kleider, zerfetzte alles, was ihm zwiſchen die Finger kam.
Thereſe wand und bäumte ſich, aber was vermochte ſie gegen
die entfeſſelte Raſerei dieſes Wilden!
„Giebſt De's nu?“
Sie konnte nicht mehr ſprechen, ſpuckte ihm ſtatt der Ant¬
wort ihren Geifer in's Geſicht.
Da griff er mit einer Tatze zu, vor der alles wich. Ein
Ratz — das Sonntagskleid in Fetzen!
Jetzt fühlte er's; hier im Futter ſaß es. Die Nähte
ſprangen. Das Ledertäſchchen mit dem Stahlbügel kam zum
Vorſchein. Nun hielt er's in Händen. Er ſtand auf.
Aus der Ecke kam eine Jammergeſtalt hervor: halb nackt,
blutend, mit hängendem zerfetzten Haar. Seine Frau! —
Er ſchob das Geldtäſchchen ſchnell in die Taſche, ſprang
nach der Thür und lief aus dem Hauſe.
Eine Stunde darauf ſaß er im Kretſcham von Halbenau.
Inzwiſchen waren die Frauen von der Wanderarbeit
im Rübenlande nach der Heimat zurückgekehrt. Pauline war
mit ihrem Jungen zur Mutter gezogen, wartete hier auf
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