Offizieren, beteiligen uns am Schwadronsexerzieren und lassen die Regimentsbesichtigung über uns ergehen. Schließlich geht es ins Manöver.
Das alles ist ja schon bis zum Überdruß geschildert worden, aber in "Unser Regiment" geschieht das ganz anders als bisher. Herr von Ompteda ist eben nicht nur ein Mann, der mit ganzer Seele Reiteroffizier war -- das gilt von manchem, der vorher zu gleichem Zweck zur Feder griff -- sondern auch ein Dichter. Das ist das Neue, und das hebt "Unser Regiment" turmhoch hinaus über die Arbeiten seiner Vorgänger. Auch wer an sich nicht das allermindeste Interesse für militärische Dinge hat, kann unser Buch mit vielem Vergnügen lesen. Die Charakteristik ist so kräftig, die Lust, mit der der Erzähler bei seinen Helden verweilt, so groß, der Humor, von dem die Schilderung durchtränkt ist, so ansprechend, daß jeder Leser von gleichem Behagen ergriffen wird. Dabei idealisiert Herr von Ompteda nur im Gesamtton, die einzelnen Ge¬ stalten sind alles andere, als Helden. Als Menschen sind sie reich¬ lich mit menschlichen Unvollkommenheiten behaftet, aber was sie auszeichnet, ist, daß sie alle mit Lust und Liebe bei ihrem Hand¬ werk sind. Diese Kavallerieleutnants haben gar nichts vom jungen Gelehrten. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß sie etwas Besseres sind -- junge Gelehrte von der Sinnesart von Kavallerie¬ leutnants wären ja auch zu gar nichts gut -- wohl aber, daß sie geeignet sind, ihren Beruf an ihrem Teil ganz auszufüllen. Und infolgedessen hat auch der Leser an ihnen seine helle Freude, selbst dann, wenn er in seinem Leben nie etwas mit dem Militär zu thun gehabt hat.
Magdeburgische Zeitung: Freiherr von Ompteda, der erst vor kurzem wegen eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde den Abschied hat nehmen müssen, ist zehn Jahre hindurch sächsischer Kavallerieoffizier gewesen; er bietet in seinem Werke, in dem er Schilderungen in romanähnlicher, zusammenhängender Form aus dem gesamten militärischen -- speziell kavalleristischen Leben giebt, eine Arbeit, wie sie wohl an Originalität und typischer Wahrheit in der Litteratur vereinzelt dasteht. Wir sind gewohnt, das deutsche Offizierkorps immer nur in dem verzerrten Schwankbilde unserer Possen und Witzblätter dargestellt zu sehen -- nie ernst¬ haft, nie echt. Und wir glauben, daß diese Darstellungen, die oft geradezu in ein Lächerlichmachen und Angreifen ausarten, vielleicht kein anderer Stand auf die Dauer würde ertragen können -- nur unser deutsches Offizierkorps, das so fest steht, daß es seiner spotten lassen darf. Was es 1870/71 geleistet hat, wissen wir, aber die Friedensarbeit, das Friedensleben steht wohl nur denen vor Augen, die selbst gedient haben oder die noch den Rock Sr. Majestät tragen. Dieses Friedensleben nun hat der Verfasser in seinem Buche zur Gestaltung gebracht, so reich, so bunt, so wechselnd, so heiter, aber vor allem auch so arbeitsam und ernst, wie es ist. Er wollte -- nach dem Worte, das Gustav Freytag vor sein "Soll und Haben" gesetzt hat: "Der Roman soll das deutsche Volk da suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei der Arbeit" -- das deutsche Offizierkorps einmal vorführen, wie es ist, in Freud und Leid -- in seiner Tüchtigkeit -- bei seiner Arbeit. Er er¬ zählt uns von Felddienst und Rekrutenreiten, von Regiments¬ exerzieren und Schwadronsball, von seinen Kameraden und seinen
Offizieren, beteiligen uns am Schwadronsexerzieren und laſſen die Regimentsbeſichtigung über uns ergehen. Schließlich geht es ins Manöver.
Das alles iſt ja ſchon bis zum Überdruß geſchildert worden, aber in „Unſer Regiment“ geſchieht das ganz anders als bisher. Herr von Ompteda iſt eben nicht nur ein Mann, der mit ganzer Seele Reiteroffizier war — das gilt von manchem, der vorher zu gleichem Zweck zur Feder griff — ſondern auch ein Dichter. Das iſt das Neue, und das hebt „Unſer Regiment“ turmhoch hinaus über die Arbeiten ſeiner Vorgänger. Auch wer an ſich nicht das allermindeſte Intereſſe für militäriſche Dinge hat, kann unſer Buch mit vielem Vergnügen leſen. Die Charakteriſtik iſt ſo kräftig, die Luſt, mit der der Erzähler bei ſeinen Helden verweilt, ſo groß, der Humor, von dem die Schilderung durchtränkt iſt, ſo anſprechend, daß jeder Leſer von gleichem Behagen ergriffen wird. Dabei idealiſiert Herr von Ompteda nur im Geſamtton, die einzelnen Ge¬ ſtalten ſind alles andere, als Helden. Als Menſchen ſind ſie reich¬ lich mit menſchlichen Unvollkommenheiten behaftet, aber was ſie auszeichnet, iſt, daß ſie alle mit Luſt und Liebe bei ihrem Hand¬ werk ſind. Dieſe Kavallerieleutnants haben gar nichts vom jungen Gelehrten. Damit ſoll natürlich nicht geſagt ſein, daß ſie etwas Beſſeres ſind — junge Gelehrte von der Sinnesart von Kavallerie¬ leutnants wären ja auch zu gar nichts gut — wohl aber, daß ſie geeignet ſind, ihren Beruf an ihrem Teil ganz auszufüllen. Und infolgedeſſen hat auch der Leſer an ihnen ſeine helle Freude, ſelbſt dann, wenn er in ſeinem Leben nie etwas mit dem Militär zu thun gehabt hat.
Magdeburgiſche Zeitung: Freiherr von Ompteda, der erſt vor kurzem wegen eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde den Abſchied hat nehmen müſſen, iſt zehn Jahre hindurch ſächſiſcher Kavallerieoffizier geweſen; er bietet in ſeinem Werke, in dem er Schilderungen in romanähnlicher, zuſammenhängender Form aus dem geſamten militäriſchen — ſpeziell kavalleriſtiſchen Leben giebt, eine Arbeit, wie ſie wohl an Originalität und typiſcher Wahrheit in der Litteratur vereinzelt daſteht. Wir ſind gewohnt, das deutſche Offizierkorps immer nur in dem verzerrten Schwankbilde unſerer Poſſen und Witzblätter dargeſtellt zu ſehen — nie ernſt¬ haft, nie echt. Und wir glauben, daß dieſe Darſtellungen, die oft geradezu in ein Lächerlichmachen und Angreifen ausarten, vielleicht kein anderer Stand auf die Dauer würde ertragen können — nur unſer deutſches Offizierkorps, das ſo feſt ſteht, daß es ſeiner ſpotten laſſen darf. Was es 1870/71 geleiſtet hat, wiſſen wir, aber die Friedensarbeit, das Friedensleben ſteht wohl nur denen vor Augen, die ſelbſt gedient haben oder die noch den Rock Sr. Majeſtät tragen. Dieſes Friedensleben nun hat der Verfaſſer in ſeinem Buche zur Geſtaltung gebracht, ſo reich, ſo bunt, ſo wechſelnd, ſo heiter, aber vor allem auch ſo arbeitſam und ernſt, wie es iſt. Er wollte — nach dem Worte, das Guſtav Freytag vor ſein „Soll und Haben“ geſetzt hat: „Der Roman ſoll das deutſche Volk da ſuchen, wo es in ſeiner Tüchtigkeit zu finden iſt, nämlich bei der Arbeit“ — das deutſche Offizierkorps einmal vorführen, wie es iſt, in Freud und Leid — in ſeiner Tüchtigkeit — bei ſeiner Arbeit. Er er¬ zählt uns von Felddienſt und Rekrutenreiten, von Regiments¬ exerzieren und Schwadronsball, von ſeinen Kameraden und ſeinen
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Regimentsbeſichtigung über uns ergehen. Schließlich geht es ins
Manöver.
Das alles iſt ja ſchon bis zum Überdruß geſchildert worden,
aber in „Unſer Regiment“ geſchieht das ganz anders als bisher.
Herr von Ompteda iſt eben nicht nur ein Mann, der mit ganzer
Seele Reiteroffizier war — das gilt von manchem, der vorher zu
gleichem Zweck zur Feder griff — ſondern auch ein Dichter. Das
iſt das Neue, und das hebt „Unſer Regiment“ turmhoch hinaus
über die Arbeiten ſeiner Vorgänger. Auch wer an ſich nicht das
allermindeſte Intereſſe für militäriſche Dinge hat, kann unſer Buch
mit vielem Vergnügen leſen. Die Charakteriſtik iſt ſo kräftig, die
Luſt, mit der der Erzähler bei ſeinen Helden verweilt, ſo groß, der
Humor, von dem die Schilderung durchtränkt iſt, ſo anſprechend,
daß jeder Leſer von gleichem Behagen ergriffen wird. Dabei
idealiſiert Herr von Ompteda nur im Geſamtton, die einzelnen Ge¬
ſtalten ſind alles andere, als Helden. Als Menſchen ſind ſie reich¬
lich mit menſchlichen Unvollkommenheiten behaftet, aber was ſie
auszeichnet, iſt, daß ſie alle mit Luſt und Liebe bei ihrem Hand¬
werk ſind. Dieſe Kavallerieleutnants haben gar nichts vom jungen
Gelehrten. Damit ſoll natürlich nicht geſagt ſein, daß ſie etwas
Beſſeres ſind — junge Gelehrte von der Sinnesart von Kavallerie¬
leutnants wären ja auch zu gar nichts gut — wohl aber, daß ſie
geeignet ſind, ihren Beruf an ihrem Teil ganz auszufüllen. Und
infolgedeſſen hat auch der Leſer an ihnen ſeine helle Freude, ſelbſt
dann, wenn er in ſeinem Leben nie etwas mit dem Militär zu
thun gehabt hat.
Magdeburgiſche Zeitung: Freiherr von Ompteda, der erſt vor
kurzem wegen eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde den
Abſchied hat nehmen müſſen, iſt zehn Jahre hindurch ſächſiſcher
Kavallerieoffizier geweſen; er bietet in ſeinem Werke, in dem er
Schilderungen in romanähnlicher, zuſammenhängender Form aus
dem geſamten militäriſchen — ſpeziell kavalleriſtiſchen Leben giebt,
eine Arbeit, wie ſie wohl an Originalität und typiſcher Wahrheit
in der Litteratur vereinzelt daſteht. Wir ſind gewohnt, das
deutſche Offizierkorps immer nur in dem verzerrten Schwankbilde
unſerer Poſſen und Witzblätter dargeſtellt zu ſehen — nie ernſt¬
haft, nie echt. Und wir glauben, daß dieſe Darſtellungen, die oft
geradezu in ein Lächerlichmachen und Angreifen ausarten, vielleicht
kein anderer Stand auf die Dauer würde ertragen können — nur
unſer deutſches Offizierkorps, das ſo feſt ſteht, daß es ſeiner ſpotten
laſſen darf. Was es 1870/71 geleiſtet hat, wiſſen wir, aber die
Friedensarbeit, das Friedensleben ſteht wohl nur denen vor Augen,
die ſelbſt gedient haben oder die noch den Rock Sr. Majeſtät tragen.
Dieſes Friedensleben nun hat der Verfaſſer in ſeinem Buche zur
Geſtaltung gebracht, ſo reich, ſo bunt, ſo wechſelnd, ſo heiter, aber
vor allem auch ſo arbeitſam und ernſt, wie es iſt. Er wollte —
nach dem Worte, das Guſtav Freytag vor ſein „Soll und Haben“
geſetzt hat: „Der Roman ſoll das deutſche Volk da ſuchen, wo es
in ſeiner Tüchtigkeit zu finden iſt, nämlich bei der Arbeit“ — das
deutſche Offizierkorps einmal vorführen, wie es iſt, in Freud
und Leid — in ſeiner Tüchtigkeit — bei ſeiner Arbeit. Er er¬
zählt uns von Felddienſt und Rekrutenreiten, von Regiments¬
exerzieren und Schwadronsball, von ſeinen Kameraden und ſeinen
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/451>, abgerufen am 18.12.2024.
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