in seiner Wut abwechselnd an der Hotte- und an der Hüste¬ leine riß.
Der Kretschamwirt stand mitten auf der Straße und sah dem davoneilenden Gefährte nach, sich die Seiten vor Lachen haltend. Er sprang vor Vergnügen von einem Bein auf das andre, kicherte und schnappte nach Luft. Sein Sohn Richard, ein sechzehnjähriger Schlacks, hatte die Verhandlungen zwischen Vater und Onkel vom Gaststubenfenster aus neugierig verfolgt. Jetzt, da er den Büttnerbauer erregt abfahren sah, kam er heraus zum Vater, um zu erfahren, was eigentlich vorgegangen sei. Kaschelernst, dem die Augen übergingen, konnte seinem Sohn vor Lachen kaum etwas erzählen.
Der Büttnerbauer machte seinem Ärger noch eine geraume Weile durch Flüche Luft. Am meisten ärgerte er sich über sich selbst, daß er sich abermals hatte verführen lassen, mit seinem Schwager Kaschel zu sprechen. Als ob jemals ein Mensch mit diesem "Würgebund" etwas zu thun gehabt hätte, ohne von ihm über's Ohr gehauen worden zu sein. Der war ja so ein "gerissener Hund," mit seinem blöden Lachen. Als ob er nicht bis drei zählen könne, so konnte dieser Lump sich anstellen, und gerade damit fing er die meisten Gimpel.
Als Kaschelernst ins Dorf gekommen war, vor Jahren, hatte er nicht einen roten Heller sein eigen genannt, und jetzt war er der anerkannt reichste Mann in Halbenau. Der Kret¬ scham, zu welchem ein nicht unbedeutendes Feldgrundstück ge¬ hörte, war sein eigen. Er hatte einen Tanzsaal mit großen Fenstern eingebaut, zwei Kegelbahnen und einen Schießstand angelegt. Außer dem Schnaps- und Bierausschank betrieb er den Kleinkram, gelegentlich auch Fleischerei und Getreidehandel. Alles gedieh ihm. Auch Landverkäufe vermittelte er. Man munkelte allerhand, daß er seine Hand im Spiele gehabt, bei Güterzerschlagungen, wie sie in der letzten Zeit nicht selten in und um Halbenau stattgefunden hatten. Mit den Händlern, Mäklern und Agenten der Stadt stand er in regem Verkehr; kaum eine Woche verging, wo nicht einer von dieser Zunft im Kretscham von Halbenau abgestiegen wäre.
in ſeiner Wut abwechſelnd an der Hotte- und an der Hüſte¬ leine riß.
Der Kretſchamwirt ſtand mitten auf der Straße und ſah dem davoneilenden Gefährte nach, ſich die Seiten vor Lachen haltend. Er ſprang vor Vergnügen von einem Bein auf das andre, kicherte und ſchnappte nach Luft. Sein Sohn Richard, ein ſechzehnjähriger Schlacks, hatte die Verhandlungen zwiſchen Vater und Onkel vom Gaſtſtubenfenſter aus neugierig verfolgt. Jetzt, da er den Büttnerbauer erregt abfahren ſah, kam er heraus zum Vater, um zu erfahren, was eigentlich vorgegangen ſei. Kaſchelernſt, dem die Augen übergingen, konnte ſeinem Sohn vor Lachen kaum etwas erzählen.
Der Büttnerbauer machte ſeinem Ärger noch eine geraume Weile durch Flüche Luft. Am meiſten ärgerte er ſich über ſich ſelbſt, daß er ſich abermals hatte verführen laſſen, mit ſeinem Schwager Kaſchel zu ſprechen. Als ob jemals ein Menſch mit dieſem „Würgebund“ etwas zu thun gehabt hätte, ohne von ihm über's Ohr gehauen worden zu ſein. Der war ja ſo ein „geriſſener Hund,“ mit ſeinem blöden Lachen. Als ob er nicht bis drei zählen könne, ſo konnte dieſer Lump ſich anſtellen, und gerade damit fing er die meiſten Gimpel.
Als Kaſchelernſt ins Dorf gekommen war, vor Jahren, hatte er nicht einen roten Heller ſein eigen genannt, und jetzt war er der anerkannt reichſte Mann in Halbenau. Der Kret¬ ſcham, zu welchem ein nicht unbedeutendes Feldgrundſtück ge¬ hörte, war ſein eigen. Er hatte einen Tanzſaal mit großen Fenſtern eingebaut, zwei Kegelbahnen und einen Schießſtand angelegt. Außer dem Schnaps- und Bierausſchank betrieb er den Kleinkram, gelegentlich auch Fleiſcherei und Getreidehandel. Alles gedieh ihm. Auch Landverkäufe vermittelte er. Man munkelte allerhand, daß er ſeine Hand im Spiele gehabt, bei Güterzerſchlagungen, wie ſie in der letzten Zeit nicht ſelten in und um Halbenau ſtattgefunden hatten. Mit den Händlern, Mäklern und Agenten der Stadt ſtand er in regem Verkehr; kaum eine Woche verging, wo nicht einer von dieſer Zunft im Kretſcham von Halbenau abgeſtiegen wäre.
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in ſeiner Wut abwechſelnd an der Hotte- und an der Hüſte¬
leine riß.
Der Kretſchamwirt ſtand mitten auf der Straße und ſah
dem davoneilenden Gefährte nach, ſich die Seiten vor Lachen
haltend. Er ſprang vor Vergnügen von einem Bein auf das
andre, kicherte und ſchnappte nach Luft. Sein Sohn Richard,
ein ſechzehnjähriger Schlacks, hatte die Verhandlungen zwiſchen
Vater und Onkel vom Gaſtſtubenfenſter aus neugierig verfolgt.
Jetzt, da er den Büttnerbauer erregt abfahren ſah, kam er
heraus zum Vater, um zu erfahren, was eigentlich vorgegangen
ſei. Kaſchelernſt, dem die Augen übergingen, konnte ſeinem
Sohn vor Lachen kaum etwas erzählen.
Der Büttnerbauer machte ſeinem Ärger noch eine geraume
Weile durch Flüche Luft. Am meiſten ärgerte er ſich über ſich
ſelbſt, daß er ſich abermals hatte verführen laſſen, mit ſeinem
Schwager Kaſchel zu ſprechen. Als ob jemals ein Menſch mit
dieſem „Würgebund“ etwas zu thun gehabt hätte, ohne von
ihm über's Ohr gehauen worden zu ſein. Der war ja ſo ein
„geriſſener Hund,“ mit ſeinem blöden Lachen. Als ob er nicht
bis drei zählen könne, ſo konnte dieſer Lump ſich anſtellen, und
gerade damit fing er die meiſten Gimpel.
Als Kaſchelernſt ins Dorf gekommen war, vor Jahren,
hatte er nicht einen roten Heller ſein eigen genannt, und jetzt
war er der anerkannt reichſte Mann in Halbenau. Der Kret¬
ſcham, zu welchem ein nicht unbedeutendes Feldgrundſtück ge¬
hörte, war ſein eigen. Er hatte einen Tanzſaal mit großen
Fenſtern eingebaut, zwei Kegelbahnen und einen Schießſtand
angelegt. Außer dem Schnaps- und Bierausſchank betrieb er
den Kleinkram, gelegentlich auch Fleiſcherei und Getreidehandel.
Alles gedieh ihm. Auch Landverkäufe vermittelte er. Man
munkelte allerhand, daß er ſeine Hand im Spiele gehabt, bei
Güterzerſchlagungen, wie ſie in der letzten Zeit nicht ſelten in
und um Halbenau ſtattgefunden hatten. Mit den Händlern,
Mäklern und Agenten der Stadt ſtand er in regem Verkehr;
kaum eine Woche verging, wo nicht einer von dieſer Zunft im
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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