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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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zu haben, dem er seine gute Laune mitteilen könne. Als er an
einem Gasthofe vorüberfuhr, kam ihm der Gedanke, zu halten,
und einen Branntwein zu fordern; das war ein Genuß, den
sich der Büttnerbauer nur alle Jubeljahre einmal leistete.

Er wollte schon das Pferd zum Stehen bringen, da fiel
ihm ein, daß er den Schnaps ja auch im Kretscham von Hal¬
benau trinken könne. Nicht etwa, daß er seinem Schwager,
dem Kretschamwirt, den Verdienst hätte zuwenden wollen! Nein!
Er hatte bei sich beschlossen, den Hallunken zu ärgern. Wie
würde sich Kaschelernst erboßen, wenn er vernahm, daß der
Schwager das Geld doch noch bekommen hatte, und daß ihm,
Kaschelernst, die fünf Prozent auf diese Weise entgingen. --

Der Bauer trieb den Rappen an. Schadenfroh lachte er
in sich hinein. Endlich konnte er den Menschen, der ihm schon
so manchen Tort angethan hatte, doch auch einmal ärgern! --

Er hielt vor dem Kretscham an, und machte sich durch
Peitschenknallen bemerkbar. Sein Neffe Richard Kaschel kam
heraus. Der junge Mensch sah seinem Vater bedenklich ähn¬
lich. Nur etwas länger war er geraten, und zeigte noch nicht
die rote Nase und die schwimmenden Augen des Alten. Aber
dasselbe Rattengesicht war's, und auch dasselbe Lächeln und
Kichern, das bei dem jungen Menschen noch flegelhafter und
zudringlicher herauskam.

Der Büttnerbauer fragte den Neffen, ob der Wirt zu
Haus sei. Der sei gerade aufs Feld hinausgegangen, erwiderte
der Bursche und grinste dazu.

Der Bauer bestellte einen Kornschnaps.

"En guten?" fragte der Neffe mit unverschämten Lächeln
den Onkel anzwinkernd.

"Verstieht sich, an guten! Was Schlecht's mog ich ne!
Wennt'r und er hat schlechten, den kennt'r salber saufen. Ver¬
stiehst De!" rief der Alte dem Neffen zu.

Der junge Mann, gleich seinem Vater, in Strümpfen und
Holzpantoffeln, verschwand im Gasthofe, um gleich darauf mit
einer Flasche und einem Gläschen wieder zu erscheinen.

Der Bauer goß den Schnaps hinter, machte "brrr!"

zu haben, dem er ſeine gute Laune mitteilen könne. Als er an
einem Gaſthofe vorüberfuhr, kam ihm der Gedanke, zu halten,
und einen Branntwein zu fordern; das war ein Genuß, den
ſich der Büttnerbauer nur alle Jubeljahre einmal leiſtete.

Er wollte ſchon das Pferd zum Stehen bringen, da fiel
ihm ein, daß er den Schnaps ja auch im Kretſcham von Hal¬
benau trinken könne. Nicht etwa, daß er ſeinem Schwager,
dem Kretſchamwirt, den Verdienſt hätte zuwenden wollen! Nein!
Er hatte bei ſich beſchloſſen, den Hallunken zu ärgern. Wie
würde ſich Kaſchelernſt erboßen, wenn er vernahm, daß der
Schwager das Geld doch noch bekommen hatte, und daß ihm,
Kaſchelernſt, die fünf Prozent auf dieſe Weiſe entgingen. —

Der Bauer trieb den Rappen an. Schadenfroh lachte er
in ſich hinein. Endlich konnte er den Menſchen, der ihm ſchon
ſo manchen Tort angethan hatte, doch auch einmal ärgern! —

Er hielt vor dem Kretſcham an, und machte ſich durch
Peitſchenknallen bemerkbar. Sein Neffe Richard Kaſchel kam
heraus. Der junge Menſch ſah ſeinem Vater bedenklich ähn¬
lich. Nur etwas länger war er geraten, und zeigte noch nicht
die rote Naſe und die ſchwimmenden Augen des Alten. Aber
daſſelbe Rattengeſicht war's, und auch daſſelbe Lächeln und
Kichern, das bei dem jungen Menſchen noch flegelhafter und
zudringlicher herauskam.

Der Büttnerbauer fragte den Neffen, ob der Wirt zu
Haus ſei. Der ſei gerade aufs Feld hinausgegangen, erwiderte
der Burſche und grinſte dazu.

Der Bauer beſtellte einen Kornſchnaps.

„En guten?“ fragte der Neffe mit unverſchämten Lächeln
den Onkel anzwinkernd.

„Verſtieht ſich, an guten! Was Schlecht's mog ich ne!
Wennt'r und er hat ſchlechten, den kennt'r ſalber ſaufen. Ver¬
ſtiehſt De!“ rief der Alte dem Neffen zu.

Der junge Mann, gleich ſeinem Vater, in Strümpfen und
Holzpantoffeln, verſchwand im Gaſthofe, um gleich darauf mit
einer Flaſche und einem Gläschen wieder zu erſcheinen.

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[56/0070] zu haben, dem er ſeine gute Laune mitteilen könne. Als er an einem Gaſthofe vorüberfuhr, kam ihm der Gedanke, zu halten, und einen Branntwein zu fordern; das war ein Genuß, den ſich der Büttnerbauer nur alle Jubeljahre einmal leiſtete. Er wollte ſchon das Pferd zum Stehen bringen, da fiel ihm ein, daß er den Schnaps ja auch im Kretſcham von Hal¬ benau trinken könne. Nicht etwa, daß er ſeinem Schwager, dem Kretſchamwirt, den Verdienſt hätte zuwenden wollen! Nein! Er hatte bei ſich beſchloſſen, den Hallunken zu ärgern. Wie würde ſich Kaſchelernſt erboßen, wenn er vernahm, daß der Schwager das Geld doch noch bekommen hatte, und daß ihm, Kaſchelernſt, die fünf Prozent auf dieſe Weiſe entgingen. — Der Bauer trieb den Rappen an. Schadenfroh lachte er in ſich hinein. Endlich konnte er den Menſchen, der ihm ſchon ſo manchen Tort angethan hatte, doch auch einmal ärgern! — Er hielt vor dem Kretſcham an, und machte ſich durch Peitſchenknallen bemerkbar. Sein Neffe Richard Kaſchel kam heraus. Der junge Menſch ſah ſeinem Vater bedenklich ähn¬ lich. Nur etwas länger war er geraten, und zeigte noch nicht die rote Naſe und die ſchwimmenden Augen des Alten. Aber daſſelbe Rattengeſicht war's, und auch daſſelbe Lächeln und Kichern, das bei dem jungen Menſchen noch flegelhafter und zudringlicher herauskam. Der Büttnerbauer fragte den Neffen, ob der Wirt zu Haus ſei. Der ſei gerade aufs Feld hinausgegangen, erwiderte der Burſche und grinſte dazu. Der Bauer beſtellte einen Kornſchnaps. „En guten?“ fragte der Neffe mit unverſchämten Lächeln den Onkel anzwinkernd. „Verſtieht ſich, an guten! Was Schlecht's mog ich ne! Wennt'r und er hat ſchlechten, den kennt'r ſalber ſaufen. Ver¬ ſtiehſt De!“ rief der Alte dem Neffen zu. Der junge Mann, gleich ſeinem Vater, in Strümpfen und Holzpantoffeln, verſchwand im Gaſthofe, um gleich darauf mit einer Flaſche und einem Gläschen wieder zu erſcheinen. Der Bauer goß den Schnaps hinter, machte „brrr!“

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/70>, abgerufen am 26.11.2024.