Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 78.

Der Aristolochia Clematites Wurtzeln
lauffen auf allen Seiten aus, sind bitter
und haben einen nicht unangenehmen
Geruch. Die Stengel sind zwey bis
drey Fuß hoch, gerade, veste, stärcker
denn der vorhergehenden, daran die
Blätter gleichermassen wechselsweise
sitzen, welche wie ein umgekehrtes Her-
tze gestalt und blaßgrün sind, und ziem-
lich lange Stiele haben. Die Blumen,
welche häuffig zwischen den Blättern
heraus wachsen, sind bleichgelb, eben
wie die andern formiret, nur daß sie klei-
ner. Dagegen sind ihre Früchte um
ein gutes dicker, länglicht rund, und in
sechs Häuslein abgetheilet, voll breite
und schier dreyeckigte Samen. Diese
Gattung wird bey Caspar Bauhin
Aristolochia Clematites recta genennet.

Alle diese Arten der Osterluzey trifft
man in Provence und Languedoc,
in den Wiesen und Weinbergen an, aus-
genommen die kleine, welche die Bü-
sche, die Olivenfelder und dürre steinich-
te Hügel in selbiger Landschaft liebet,
auch viel stärcker und aromatischer ist.
Deswegen haben Rondelet und
Charras allerdings recht, daß sie an
[Spaltenumbruch] statt der gemeinen die kleine Osterluzey
zum Theriac gebrauchen.

Alle Sorten der Osterluzey vertrei-
ben die Verstopfungen, und purgiren:
werden immerfort in decoctis, injectio-
nibus, lotionibus
und potionibus deter-
sivis & vulnerariis,
in abführenden Cly-
stiren und Wundträncken gebrauchet.

Weil die gemeine Osterluzey in mei-
ner Handlung nicht befindlich: hätte ich
sie nicht beschrieben, wenn es nicht des-
wegen geschehen wäre, damit man den
Unterschied zwischen ihr und der klei-
nern erkennen möchte.

Es sollen aber die Wurtzeln, wenn
man die auslieset, trucken und fein voll-
kommen seyn, vornehmlich die runde
und die lange, denn zuweilen findet man
gantz ausgedörrte, eingeschrumpfte und
ausgetreugte drunter, daran nichts als
die blosse Haut ist: hingegen ist die gute
Osterluzey gar schwer, inwendig gelb,
auswendig grau, darneben sehr dichte.
Die kleinere soll feine schöne Wurtzeln
haben, der schwartzen Nieswurtz ihren
nicht ungleich, recht völlig und so frisch
und trucken, als immer möglich. Diese
kleinere Osterluzey wird schier zu nichts
als zum Theriac gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das sieben und zwantzigste Capitel.
Vom Bertram.
[Spaltenumbruch]

PYrethrum, der Bertram, ist eine Wur-
tzel von mittelmäßiger Länge, des klei-
nen Fingers dicke, auswendig grau, in-
wendig weißlicht, mit etlichen Zäserlein
besetzt, scharffes und brennenden Ge-
Siehe Fig. 79.schmacks. Sie hat kleine grüne Blätter,
und leibfarbene Blumen, die schier wie
die Tausendschöngen sehen.

Man soll solch Pyrethrum aussuchen,
welches fein frisch, vollkommen, tru-
cken, übel zu zerbrechen, und von Farbe
und Geschmack, wie obgedacht, ist.

Wir bekommen den Bertram über
Marseille, aus dem Königreiche Tunis,
woselbst er insgemeine wächst. Er wird
zu Stillung des Zahnwehes gar sehr
gebraucht, da er dann im Munde gehal-
ten wird: hat auch sonsten andern Nu-
tzen mehr in der Artzney. Man braucht
ihn auch zum Eßigmachen. Es wollen
etliche, der König in Egypten Pyrrhus
habe ihm den Namen zu erst gegeben,
weil er seine Kraft zu allererst entdecket,
denn sie, wie andere Wurtzeln mehr,
[Spaltenumbruch] die den Speichel erregen, auswerffen
macht.

Es giebt noch eine andere Gattung
Bertram, auf Frantzösisch Pied d' Ale-Pied d' Ale-
xandre.

xandre genannt, welches eine kleine, des
halben Fusses lange Wurtzel ist, von aus-
sen braun und graulicht, inwendig weiß-
licht, und mit einigen Zäserlein versehen,
darauf stehet ein Busch, wie auf der
Bärwurtz. Der Geschmack ist scharff
und beissend, bey nahe wie des Ber-
trams, um welches willen er auch wil-
der Bertram
genennet wird. DiesesSiehe Fig. 80.
Gewächs hat gar sehr kleine gelbgrüne
Blätter, und bleichrothe Kronen. Wir
bekommen es aus Holland und von
andern Orten her.

Man muß solche Wurtzeln aussuchen,
die fein dicke, wie die vorhergehende sind;
hingegen die, welche wie Fäden sind, weg-
werffen. Diese Wurtzel wird, gleich
der vorigen, zum Eßigmachen ge-
braucht.

[Ende Spaltensatz]
Das
G
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 78.

Der Ariſtolochia Clematites Wurtzeln
lauffen auf allen Seiten aus, ſind bitter
und haben einen nicht unangenehmen
Geruch. Die Stengel ſind zwey bis
drey Fuß hoch, gerade, veſte, ſtaͤrcker
denn der vorhergehenden, daran die
Blaͤtter gleichermaſſen wechſelsweiſe
ſitzen, welche wie ein umgekehrtes Her-
tze geſtalt und blaßgruͤn ſind, und ziem-
lich lange Stiele haben. Die Blumen,
welche haͤuffig zwiſchen den Blaͤttern
heraus wachſen, ſind bleichgelb, eben
wie die andern formiret, nur daß ſie klei-
ner. Dagegen ſind ihre Fruͤchte um
ein gutes dicker, laͤnglicht rund, und in
ſechs Haͤuslein abgetheilet, voll breite
und ſchier dreyeckigte Samen. Dieſe
Gattung wird bey Caſpar Bauhin
Ariſtolochia Clematites recta genennet.

Alle dieſe Arten der Oſterluzey trifft
man in Provence und Languedoc,
in den Wieſen und Weinbergen an, aus-
genommen die kleine, welche die Buͤ-
ſche, die Olivenfelder und duͤrre ſteinich-
te Huͤgel in ſelbiger Landſchaft liebet,
auch viel ſtaͤrcker und aromatiſcher iſt.
Deswegen haben Rondelet und
Charras allerdings recht, daß ſie an
[Spaltenumbruch] ſtatt der gemeinen die kleine Oſterluzey
zum Theriac gebrauchen.

Alle Sorten der Oſterluzey vertrei-
ben die Verſtopfungen, und purgiren:
werden immerfort in decoctis, injectio-
nibus, lotionibus
und potionibus deter-
ſivis & vulnerariis,
in abfuͤhrenden Cly-
ſtiren und Wundtraͤncken gebrauchet.

Weil die gemeine Oſterluzey in mei-
ner Handlung nicht befindlich: haͤtte ich
ſie nicht beſchrieben, wenn es nicht des-
wegen geſchehen waͤre, damit man den
Unterſchied zwiſchen ihr und der klei-
nern erkennen moͤchte.

Es ſollen aber die Wurtzeln, wenn
man die auslieſet, trucken und fein voll-
kommen ſeyn, vornehmlich die runde
und die lange, denn zuweilen findet man
gantz ausgedoͤrrte, eingeſchrumpfte und
ausgetreugte drunter, daran nichts als
die bloſſe Haut iſt: hingegen iſt die gute
Oſterluzey gar ſchwer, inwendig gelb,
auswendig grau, darneben ſehr dichte.
Die kleinere ſoll feine ſchoͤne Wurtzeln
haben, der ſchwartzen Nieswurtz ihren
nicht ungleich, recht voͤllig und ſo friſch
und trucken, als immer moͤglich. Dieſe
kleinere Oſterluzey wird ſchier zu nichts
als zum Theriac gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das ſieben und zwantzigſte Capitel.
Vom Bertram.
[Spaltenumbruch]

PYrethrum, der Bertram, iſt eine Wur-
tzel von mittelmaͤßiger Laͤnge, des klei-
nen Fingers dicke, auswendig grau, in-
wendig weißlicht, mit etlichen Zaͤſerlein
beſetzt, ſcharffes und brennenden Ge-
Siehe Fig. 79.ſchmacks. Sie hat kleine gruͤne Blaͤtter,
und leibfarbene Blumen, die ſchier wie
die Tauſendſchoͤngen ſehen.

Man ſoll ſolch Pyrethrum auſſuchen,
welches fein friſch, vollkommen, tru-
cken, uͤbel zu zerbrechen, und von Farbe
und Geſchmack, wie obgedacht, iſt.

Wir bekommen den Bertram uͤber
Marſeille, aus dem Koͤnigreiche Tunis,
woſelbſt er insgemeine waͤchſt. Er wird
zu Stillung des Zahnwehes gar ſehr
gebraucht, da er dann im Munde gehal-
ten wird: hat auch ſonſten andern Nu-
tzen mehr in der Artzney. Man braucht
ihn auch zum Eßigmachen. Es wollen
etliche, der Koͤnig in Egypten Pyrrhus
habe ihm den Namen zu erſt gegeben,
weil er ſeine Kraft zu allererſt entdecket,
denn ſie, wie andere Wurtzeln mehr,
[Spaltenumbruch] die den Speichel erregen, auswerffen
macht.

Es giebt noch eine andere Gattung
Bertram, auf Frantzoͤſiſch Pied d’ Ale-Pied d’ Ale-
xandre.

xandre genannt, welches eine kleine, des
halben Fuſſes lange Wurtzel iſt, von auſ-
ſen braun und graulicht, inwendig weiß-
licht, und mit einigen Zaͤſerlein verſehen,
darauf ſtehet ein Buſch, wie auf der
Baͤrwurtz. Der Geſchmack iſt ſcharff
und beiſſend, bey nahe wie des Ber-
trams, um welches willen er auch wil-
der Bertram
genennet wird. DieſesSiehe Fig. 80.
Gewaͤchs hat gar ſehr kleine gelbgruͤne
Blaͤtter, und bleichrothe Kronen. Wir
bekommen es aus Holland und von
andern Orten her.

Man muß ſolche Wurtzeln auſſuchen,
die fein dicke, wie die vorhergehende ſind;
hingegen die, welche wie Faͤden ſind, weg-
werffen. Dieſe Wurtzel wird, gleich
der vorigen, zum Eßigmachen ge-
braucht.

[Ende Spaltensatz]
Das
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0103"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils zweytes Buch.</hi> </fw><lb/>
              <cb n="97"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 78.</note>
              <p>Der <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tolochia Clematites</hi> Wurtzeln<lb/>
lauffen auf allen Seiten aus, &#x017F;ind bitter<lb/>
und haben einen nicht unangenehmen<lb/>
Geruch. Die Stengel &#x017F;ind zwey bis<lb/>
drey Fuß hoch, gerade, ve&#x017F;te, &#x017F;ta&#x0364;rcker<lb/>
denn der vorhergehenden, daran die<lb/>
Bla&#x0364;tter gleicherma&#x017F;&#x017F;en wech&#x017F;elswei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;itzen, welche wie ein umgekehrtes Her-<lb/>
tze ge&#x017F;talt und blaßgru&#x0364;n &#x017F;ind, und ziem-<lb/>
lich lange Stiele haben. Die Blumen,<lb/>
welche ha&#x0364;uffig zwi&#x017F;chen den Bla&#x0364;ttern<lb/>
heraus wach&#x017F;en, &#x017F;ind bleichgelb, eben<lb/>
wie die andern formiret, nur daß &#x017F;ie klei-<lb/>
ner. Dagegen &#x017F;ind ihre Fru&#x0364;chte um<lb/>
ein gutes dicker, la&#x0364;nglicht rund, und in<lb/>
&#x017F;echs Ha&#x0364;uslein abgetheilet, voll breite<lb/>
und &#x017F;chier dreyeckigte Samen. Die&#x017F;e<lb/>
Gattung wird bey <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;par Bauhin</hi><lb/><hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tolochia Clematites recta</hi> genennet.</p><lb/>
              <p>Alle die&#x017F;e Arten der <hi rendition="#fr">O&#x017F;terluzey</hi> trifft<lb/>
man in <hi rendition="#fr">Provence</hi> und <hi rendition="#fr">Languedoc,</hi><lb/>
in den Wie&#x017F;en und Weinbergen an, aus-<lb/>
genommen die <hi rendition="#fr">kleine,</hi> welche die Bu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;che, die Olivenfelder und du&#x0364;rre &#x017F;teinich-<lb/>
te Hu&#x0364;gel in &#x017F;elbiger Land&#x017F;chaft liebet,<lb/>
auch viel &#x017F;ta&#x0364;rcker und aromati&#x017F;cher i&#x017F;t.<lb/>
Deswegen haben <hi rendition="#fr">Rondelet</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Charras</hi> allerdings recht, daß &#x017F;ie an<lb/><cb n="98"/>
&#x017F;tatt der gemeinen die kleine O&#x017F;terluzey<lb/>
zum Theriac gebrauchen.</p><lb/>
              <p>Alle Sorten der O&#x017F;terluzey vertrei-<lb/>
ben die <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;topfungen,</hi> und purgiren:<lb/>
werden immerfort in <hi rendition="#aq">decoctis, injectio-<lb/>
nibus, lotionibus</hi> und <hi rendition="#aq">potionibus deter-<lb/>
&#x017F;ivis &amp; vulnerariis,</hi> in abfu&#x0364;hrenden Cly-<lb/>
&#x017F;tiren und Wundtra&#x0364;ncken gebrauchet.</p><lb/>
              <p>Weil die gemeine O&#x017F;terluzey in mei-<lb/>
ner Handlung nicht befindlich: ha&#x0364;tte ich<lb/>
&#x017F;ie nicht be&#x017F;chrieben, wenn es nicht des-<lb/>
wegen ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re, damit man den<lb/>
Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen ihr und der klei-<lb/>
nern erkennen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;ollen aber die Wurtzeln, wenn<lb/>
man die auslie&#x017F;et, trucken und fein voll-<lb/>
kommen &#x017F;eyn, vornehmlich die runde<lb/>
und die lange, denn zuweilen findet man<lb/>
gantz ausgedo&#x0364;rrte, einge&#x017F;chrumpfte und<lb/>
ausgetreugte drunter, daran nichts als<lb/>
die blo&#x017F;&#x017F;e Haut i&#x017F;t: hingegen i&#x017F;t die gute<lb/>
O&#x017F;terluzey gar &#x017F;chwer, inwendig gelb,<lb/>
auswendig grau, darneben &#x017F;ehr dichte.<lb/>
Die kleinere &#x017F;oll feine &#x017F;cho&#x0364;ne Wurtzeln<lb/>
haben, der &#x017F;chwartzen Nieswurtz ihren<lb/>
nicht ungleich, recht vo&#x0364;llig und &#x017F;o fri&#x017F;ch<lb/>
und trucken, als immer mo&#x0364;glich. Die&#x017F;e<lb/>
kleinere O&#x017F;terluzey wird &#x017F;chier zu nichts<lb/>
als zum Theriac gebraucht.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;ieben und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom Bertram.</hi> </head><lb/>
              <cb n="97"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">P</hi>Yrethrum,</hi> der <hi rendition="#fr">Bertram,</hi> i&#x017F;t eine Wur-<lb/>
tzel von mittelma&#x0364;ßiger La&#x0364;nge, des klei-<lb/>
nen Fingers dicke, auswendig grau, in-<lb/>
wendig weißlicht, mit etlichen Za&#x0364;&#x017F;erlein<lb/>
be&#x017F;etzt, &#x017F;charffes und brennenden Ge-<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 79.</note>&#x017F;chmacks. Sie hat kleine gru&#x0364;ne Bla&#x0364;tter,<lb/>
und leibfarbene Blumen, die &#x017F;chier wie<lb/>
die Tau&#x017F;end&#x017F;cho&#x0364;ngen &#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll &#x017F;olch <hi rendition="#aq">Pyrethrum</hi> au&#x017F;&#x017F;uchen,<lb/>
welches fein fri&#x017F;ch, vollkommen, tru-<lb/>
cken, u&#x0364;bel zu zerbrechen, und von Farbe<lb/>
und Ge&#x017F;chmack, wie obgedacht, i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Wir bekommen den <hi rendition="#fr">Bertram</hi> u&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#fr">Mar&#x017F;eille,</hi> aus dem Ko&#x0364;nigreiche <hi rendition="#fr">Tunis,</hi><lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t er insgemeine wa&#x0364;ch&#x017F;t. Er wird<lb/>
zu Stillung des <hi rendition="#fr">Zahnwehes</hi> gar &#x017F;ehr<lb/>
gebraucht, da er dann im Munde gehal-<lb/>
ten wird: hat auch &#x017F;on&#x017F;ten andern Nu-<lb/>
tzen mehr in der Artzney. Man braucht<lb/>
ihn auch zum Eßigmachen. Es wollen<lb/>
etliche, der Ko&#x0364;nig in Egypten <hi rendition="#fr">Pyrrhus</hi><lb/>
habe ihm den Namen zu er&#x017F;t gegeben,<lb/>
weil er &#x017F;eine Kraft zu allerer&#x017F;t entdecket,<lb/>
denn &#x017F;ie, wie andere Wurtzeln mehr,<lb/><cb n="98"/>
die den Speichel erregen, auswerffen<lb/>
macht.</p><lb/>
              <p>Es giebt noch eine andere Gattung<lb/><hi rendition="#fr">Bertram,</hi> auf Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pied d&#x2019; Ale-</hi></hi><note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pied d&#x2019; Ale-<lb/>
xandre.</hi></hi></note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">xandre</hi></hi> genannt, welches eine kleine, des<lb/>
halben Fu&#x017F;&#x017F;es lange Wurtzel i&#x017F;t, von au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en braun und graulicht, inwendig weiß-<lb/>
licht, und mit einigen Za&#x0364;&#x017F;erlein ver&#x017F;ehen,<lb/>
darauf &#x017F;tehet ein Bu&#x017F;ch, wie auf der<lb/>
Ba&#x0364;rwurtz. Der Ge&#x017F;chmack i&#x017F;t &#x017F;charff<lb/>
und bei&#x017F;&#x017F;end, bey nahe wie des Ber-<lb/>
trams, um welches willen er auch <hi rendition="#fr">wil-<lb/>
der Bertram</hi> genennet wird. Die&#x017F;es<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 80.</note><lb/>
Gewa&#x0364;chs hat gar &#x017F;ehr kleine gelbgru&#x0364;ne<lb/>
Bla&#x0364;tter, und bleichrothe Kronen. Wir<lb/>
bekommen es aus <hi rendition="#fr">Holland</hi> und von<lb/>
andern Orten her.</p><lb/>
              <p>Man muß &#x017F;olche Wurtzeln au&#x017F;&#x017F;uchen,<lb/>
die fein dicke, wie die vorhergehende &#x017F;ind;<lb/>
hingegen die, welche wie Fa&#x0364;den &#x017F;ind, weg-<lb/>
werffen. Die&#x017F;e Wurtzel wird, gleich<lb/>
der vorigen, zum Eßigmachen ge-<lb/>
braucht.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0103] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. Der Ariſtolochia Clematites Wurtzeln lauffen auf allen Seiten aus, ſind bitter und haben einen nicht unangenehmen Geruch. Die Stengel ſind zwey bis drey Fuß hoch, gerade, veſte, ſtaͤrcker denn der vorhergehenden, daran die Blaͤtter gleichermaſſen wechſelsweiſe ſitzen, welche wie ein umgekehrtes Her- tze geſtalt und blaßgruͤn ſind, und ziem- lich lange Stiele haben. Die Blumen, welche haͤuffig zwiſchen den Blaͤttern heraus wachſen, ſind bleichgelb, eben wie die andern formiret, nur daß ſie klei- ner. Dagegen ſind ihre Fruͤchte um ein gutes dicker, laͤnglicht rund, und in ſechs Haͤuslein abgetheilet, voll breite und ſchier dreyeckigte Samen. Dieſe Gattung wird bey Caſpar Bauhin Ariſtolochia Clematites recta genennet. Alle dieſe Arten der Oſterluzey trifft man in Provence und Languedoc, in den Wieſen und Weinbergen an, aus- genommen die kleine, welche die Buͤ- ſche, die Olivenfelder und duͤrre ſteinich- te Huͤgel in ſelbiger Landſchaft liebet, auch viel ſtaͤrcker und aromatiſcher iſt. Deswegen haben Rondelet und Charras allerdings recht, daß ſie an ſtatt der gemeinen die kleine Oſterluzey zum Theriac gebrauchen. Alle Sorten der Oſterluzey vertrei- ben die Verſtopfungen, und purgiren: werden immerfort in decoctis, injectio- nibus, lotionibus und potionibus deter- ſivis & vulnerariis, in abfuͤhrenden Cly- ſtiren und Wundtraͤncken gebrauchet. Weil die gemeine Oſterluzey in mei- ner Handlung nicht befindlich: haͤtte ich ſie nicht beſchrieben, wenn es nicht des- wegen geſchehen waͤre, damit man den Unterſchied zwiſchen ihr und der klei- nern erkennen moͤchte. Es ſollen aber die Wurtzeln, wenn man die auslieſet, trucken und fein voll- kommen ſeyn, vornehmlich die runde und die lange, denn zuweilen findet man gantz ausgedoͤrrte, eingeſchrumpfte und ausgetreugte drunter, daran nichts als die bloſſe Haut iſt: hingegen iſt die gute Oſterluzey gar ſchwer, inwendig gelb, auswendig grau, darneben ſehr dichte. Die kleinere ſoll feine ſchoͤne Wurtzeln haben, der ſchwartzen Nieswurtz ihren nicht ungleich, recht voͤllig und ſo friſch und trucken, als immer moͤglich. Dieſe kleinere Oſterluzey wird ſchier zu nichts als zum Theriac gebraucht. Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Vom Bertram. PYrethrum, der Bertram, iſt eine Wur- tzel von mittelmaͤßiger Laͤnge, des klei- nen Fingers dicke, auswendig grau, in- wendig weißlicht, mit etlichen Zaͤſerlein beſetzt, ſcharffes und brennenden Ge- ſchmacks. Sie hat kleine gruͤne Blaͤtter, und leibfarbene Blumen, die ſchier wie die Tauſendſchoͤngen ſehen. Siehe Fig. 79. Man ſoll ſolch Pyrethrum auſſuchen, welches fein friſch, vollkommen, tru- cken, uͤbel zu zerbrechen, und von Farbe und Geſchmack, wie obgedacht, iſt. Wir bekommen den Bertram uͤber Marſeille, aus dem Koͤnigreiche Tunis, woſelbſt er insgemeine waͤchſt. Er wird zu Stillung des Zahnwehes gar ſehr gebraucht, da er dann im Munde gehal- ten wird: hat auch ſonſten andern Nu- tzen mehr in der Artzney. Man braucht ihn auch zum Eßigmachen. Es wollen etliche, der Koͤnig in Egypten Pyrrhus habe ihm den Namen zu erſt gegeben, weil er ſeine Kraft zu allererſt entdecket, denn ſie, wie andere Wurtzeln mehr, die den Speichel erregen, auswerffen macht. Es giebt noch eine andere Gattung Bertram, auf Frantzoͤſiſch Pied d’ Ale- xandre genannt, welches eine kleine, des halben Fuſſes lange Wurtzel iſt, von auſ- ſen braun und graulicht, inwendig weiß- licht, und mit einigen Zaͤſerlein verſehen, darauf ſtehet ein Buſch, wie auf der Baͤrwurtz. Der Geſchmack iſt ſcharff und beiſſend, bey nahe wie des Ber- trams, um welches willen er auch wil- der Bertram genennet wird. Dieſes Gewaͤchs hat gar ſehr kleine gelbgruͤne Blaͤtter, und bleichrothe Kronen. Wir bekommen es aus Holland und von andern Orten her. Pied d’ Ale- xandre. Siehe Fig. 80. Man muß ſolche Wurtzeln auſſuchen, die fein dicke, wie die vorhergehende ſind; hingegen die, welche wie Faͤden ſind, weg- werffen. Dieſe Wurtzel wird, gleich der vorigen, zum Eßigmachen ge- braucht. Das G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/103
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/103>, abgerufen am 28.11.2024.