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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Des Ersten Theils
Der Hauptbeschreibung derer Spezereyen und
Materialien
Drittes Buch.
Von Höltzern.


Vorrede.

DAsjenige/ was wir Holtz zu nennen pflegen, ist nach des
Engländers Grew Meinung/ nichts anders, als eine un-
nennliche Anzahl kleiner Röhrlein und Canäle, oder holer
Aederlein, unter denen etliche in die Höhe erhaben, und in
einen vollkommenen Circkel geordnet und gestellet sind, die
übrigen/ die er
insertiones nennet, weil sie zwischen die ersten
gestecket/ gehen
a circumferentia ad centrum, von dem auswen-
digen Begriff nach dem Mittelpuncte zu. Sie lauffen creutzweis durch-
einander/ als wie auf dem
Globo die lineae longitudinis & latitudinis, oder wie
die Fäden des Webers/ welche in die Länge und Breite ausgespannet und
mit einander vermenget sind. Mit der Zeit erhalten sie ihr Wachsthum
von dem Safte der Erde/ werden hart, und machen solcher gestalt das

corpus der Bäume, sind auch härter und schwerer, ie mehr oder weniger
sie geschlossen und mit Hartz angefüllet seyn.

Die Scribenten sind gar nicht mit einander eins, wo doch eigentlich
das Frantzösische Wort
Bois her entsprossen. Nicod derivirt es von dem
Griechischen
[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]oskon, welches lignum, Holtz heisse: Menage leitet es von
bosceum her, welches von boscum oder boscus herstammen/ und einen Wald
bedeuten soll. Andere wollen gar, daß es vom teutschen Worte Busch
herkomme. Weil aber alle diese
definitiones und Beschreibungen das sub-
jectum,
oder die Sache/ davon ich zu handeln gesonnen bin/ durchaus
nichts angehen, deshalben will ich sagen/ daß wir keine andern Höltzer
verkauffen/ als solche/ die zur Artzney, oder Färberey gebrauchet wer-
den, oder auch zur Schreiner- und Tischler-Arbeit dienen/ von denen
andern aber nichts gedencken.

[Ende Spaltensatz]
Das erste Capitel.
Vom Aloe-Holtz.
[Spaltenumbruch]

UNter allen denen Höltzern,
die wir verkauffen, ist kein
einiges also rar und theuer,
wie das wahrhafte Aloe-
holtz:
und dieses darum,
weil es gar wenig bekannt ist, auch ein
ieder eine besondere Gattung Holtz da-
für ausgiebet. Dannenhero, wenn es
hat sollen beschrieben werden, haben die-
jenigen, welche sich drüber gemacht, und
es beschreiben wollen, so unterschieden
davon gehandelt, daß man unmöglich
[Spaltenumbruch] recht eigentlich wissen können, was es
sey, keiner aber hat so gar wieder die Ver-
nunft geschrieben, als Furetiere; denn
er saget, die Aloe sey ein grosser Baum,
acht bis zehen Fuß hoch, und wachse in
Jndien: sein Stamm sey so dicke als ein
Schenckel, am Gipffel stünden ein Hauf-
fen zackichte Blätter, welche am Ende
breit wären, und nach der Spitze zu im-
mer schmäler würden, in der Länge hiel-
ten sie vier Fuß. Die Blüte sey roth
mit gelb vermenget, und gefüllet, wie

die
Der Spezereyen und Materialien
Des Erſten Theils
Der Hauptbeſchreibung derer Spezereyen und
Materialien
Drittes Buch.
Von Hoͤltzern.


Vorrede.

DAsjenige/ was wir Holtz zu nennen pflegen, iſt nach des
Englaͤnders Grew Meinung/ nichts anders, als eine un-
nennliche Anzahl kleiner Roͤhrlein und Canaͤle, oder holer
Aederlein, unter denen etliche in die Hoͤhe erhaben, und in
einen vollkommenen Circkel geordnet und geſtellet ſind, die
uͤbrigen/ die er
inſertiones nennet, weil ſie zwiſchen die erſten
geſtecket/ gehen
à circumferentia ad centrum, von dem auswen-
digen Begriff nach dem Mittelpuncte zu. Sie lauffen creutzweis durch-
einander/ als wie auf dem
Globo die lineæ longitudinis & latitudinis, oder wie
die Faͤden des Webers/ welche in die Laͤnge und Breite ausgeſpannet und
mit einander vermenget ſind. Mit der Zeit erhalten ſie ihr Wachsthum
von dem Safte der Erde/ werden hart, und machen ſolcher geſtalt das

corpus der Baͤume, ſind auch haͤrter und ſchwerer, ie mehr oder weniger
ſie geſchloſſen und mit Hartz angefuͤllet ſeyn.

Die Scribenten ſind gar nicht mit einander eins, wo doch eigentlich
das Frantzoͤſiſche Wort
Bois her entſproſſen. Nicod derivirt es von dem
Griechiſchen
[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]όσκον, welches lignum, Holtz heiſſe: Menage leitet es von
boſceum her, welches von boſcum oder boſcus herſtammen/ und einen Wald
bedeuten ſoll. Andere wollen gar, daß es vom teutſchen Worte Buſch
herkomme. Weil aber alle dieſe
definitiones und Beſchreibungen das ſub-
jectum,
oder die Sache/ davon ich zu handeln geſonnen bin/ durchaus
nichts angehen, deshalben will ich ſagen/ daß wir keine andern Hoͤltzer
verkauffen/ als ſolche/ die zur Artzney, oder Faͤrberey gebrauchet wer-
den, oder auch zur Schreiner- und Tiſchler-Arbeit dienen/ von denen
andern aber nichts gedencken.

[Ende Spaltensatz]
Das erſte Capitel.
Vom Aloe-Holtz.
[Spaltenumbruch]

UNter allen denen Hoͤltzern,
die wir verkauffen, iſt kein
einiges alſo rar und theuer,
wie das wahrhafte Aloe-
holtz:
und dieſes darum,
weil es gar wenig bekannt iſt, auch ein
ieder eine beſondere Gattung Holtz da-
fuͤr ausgiebet. Dannenhero, wenn es
hat ſollen beſchrieben werden, haben die-
jenigen, welche ſich druͤber gemacht, und
es beſchreiben wollen, ſo unterſchieden
davon gehandelt, daß man unmoͤglich
[Spaltenumbruch] recht eigentlich wiſſen koͤnnen, was es
ſey, keiner aber hat ſo gar wieder die Ver-
nunft geſchrieben, als Furetiere; denn
er ſaget, die Aloe ſey ein groſſer Baum,
acht bis zehen Fuß hoch, und wachſe in
Jndien: ſein Stamm ſey ſo dicke als ein
Schenckel, am Gipffel ſtuͤnden ein Hauf-
fen zackichte Blaͤtter, welche am Ende
breit waͤren, und nach der Spitze zu im-
mer ſchmaͤler wuͤrden, in der Laͤnge hiel-
ten ſie vier Fuß. Die Bluͤte ſey roth
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[0124] Der Spezereyen und Materialien Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung derer Spezereyen und Materialien Drittes Buch. Von Hoͤltzern. Vorrede. DAsjenige/ was wir Holtz zu nennen pflegen, iſt nach des Englaͤnders Grew Meinung/ nichts anders, als eine un- nennliche Anzahl kleiner Roͤhrlein und Canaͤle, oder holer Aederlein, unter denen etliche in die Hoͤhe erhaben, und in einen vollkommenen Circkel geordnet und geſtellet ſind, die uͤbrigen/ die er inſertiones nennet, weil ſie zwiſchen die erſten geſtecket/ gehen à circumferentia ad centrum, von dem auswen- digen Begriff nach dem Mittelpuncte zu. Sie lauffen creutzweis durch- einander/ als wie auf dem Globo die lineæ longitudinis & latitudinis, oder wie die Faͤden des Webers/ welche in die Laͤnge und Breite ausgeſpannet und mit einander vermenget ſind. Mit der Zeit erhalten ſie ihr Wachsthum von dem Safte der Erde/ werden hart, und machen ſolcher geſtalt das corpus der Baͤume, ſind auch haͤrter und ſchwerer, ie mehr oder weniger ſie geſchloſſen und mit Hartz angefuͤllet ſeyn. Die Scribenten ſind gar nicht mit einander eins, wo doch eigentlich das Frantzoͤſiſche Wort Bois her entſproſſen. Nicod derivirt es von dem Griechiſchen _όσκον, welches lignum, Holtz heiſſe: Menage leitet es von boſceum her, welches von boſcum oder boſcus herſtammen/ und einen Wald bedeuten ſoll. Andere wollen gar, daß es vom teutſchen Worte Buſch herkomme. Weil aber alle dieſe definitiones und Beſchreibungen das ſub- jectum, oder die Sache/ davon ich zu handeln geſonnen bin/ durchaus nichts angehen, deshalben will ich ſagen/ daß wir keine andern Hoͤltzer verkauffen/ als ſolche/ die zur Artzney, oder Faͤrberey gebrauchet wer- den, oder auch zur Schreiner- und Tiſchler-Arbeit dienen/ von denen andern aber nichts gedencken. Das erſte Capitel. Vom Aloe-Holtz. UNter allen denen Hoͤltzern, die wir verkauffen, iſt kein einiges alſo rar und theuer, wie das wahrhafte Aloe- holtz: und dieſes darum, weil es gar wenig bekannt iſt, auch ein ieder eine beſondere Gattung Holtz da- fuͤr ausgiebet. Dannenhero, wenn es hat ſollen beſchrieben werden, haben die- jenigen, welche ſich druͤber gemacht, und es beſchreiben wollen, ſo unterſchieden davon gehandelt, daß man unmoͤglich recht eigentlich wiſſen koͤnnen, was es ſey, keiner aber hat ſo gar wieder die Ver- nunft geſchrieben, als Furetiere; denn er ſaget, die Aloe ſey ein groſſer Baum, acht bis zehen Fuß hoch, und wachſe in Jndien: ſein Stamm ſey ſo dicke als ein Schenckel, am Gipffel ſtuͤnden ein Hauf- fen zackichte Blaͤtter, welche am Ende breit waͤren, und nach der Spitze zu im- mer ſchmaͤler wuͤrden, in der Laͤnge hiel- ten ſie vier Fuß. Die Bluͤte ſey roth mit gelb vermenget, und gefuͤllet, wie die

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/124>, abgerufen am 26.11.2024.