Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils viertes Buch. [Spaltenumbruch]
hencket sind, die Beeren, in Gestalt einesOlivenkerns, also, wie die Figur aus- Siehe Fig. 112.weiset, die ich nach dem Original, wel- ches in des Herrn Tourneforts Hän- den ist, habe stechen lassen, der auch zu gleicher Zeit so gütig gewesen, und mir vier oder fünff Blätter, die eben die ob- gedachte Gestalt und Geschmack hatten, verehret hat. Was den Ort anbetrifft, von dannen "Der Caneel kommt aus der Jnsel Wann nun die Einwohner den dünne K 3
Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch. [Spaltenumbruch]
hencket ſind, die Beeren, in Geſtalt einesOlivenkerns, alſo, wie die Figur aus- Siehe Fig. 112.weiſet, die ich nach dem Original, wel- ches in des Herrn Tourneforts Haͤn- den iſt, habe ſtechen laſſen, der auch zu gleicher Zeit ſo guͤtig geweſen, und mir vier oder fuͤnff Blaͤtter, die eben die ob- gedachte Geſtalt und Geſchmack hatten, verehret hat. Was den Ort anbetrifft, von dannen „Der Caneel kommt aus der Jnſel Wann nun die Einwohner den duͤnne K 3
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Die<lb/> „dritte wird gar nicht angeruͤhret, denn,<lb/> „wenn dieſelbe mit dem Meſſer zer-<lb/> „ſchnitten wuͤrde, verduͤrbe der Baum.<lb/> „Dannenhero lernt man es, als wie ein<lb/> „ander Handwerck, von Jugend auf.<lb/> „Der Caneel koſtet die Hollaͤnder weit<lb/> „mehr, als man gedencket: denn weil<lb/> „der Koͤnig von Zeilon, oder, wie er ge-<lb/> „woͤhnlich genennet wird, der Koͤnig<lb/> „von Candy, welches der Name der<lb/> „Hauptſtadt iſt, der Hollaͤnder abgeſag-<lb/> „ter Feind geworden, um weilen ſie<lb/> „ihm einſten ihr Wort nicht gehalten,<lb/> „darum ſchickt er alle Jahre ſeine Voͤl-<lb/> „cker aus, und laͤßt verſuchen, ob ſie die<lb/> „Hollaͤnder bey Einſammlung des Ca-<lb/> „neels uͤberfallen moͤgen; welches ſie<lb/> „dann noͤthiget, funffzehn bis ſechszehn<lb/> „hundert gewaffnete Mann zu halten,<lb/> „um eine gleiche Anzahl Volck, das den<lb/> „Caneel entrindet, zu beſchirmen. Uber-<lb/> „diß muͤſſen ſie dieſe Arbeiter das gantze<lb/> „Jahr hindurch unterhalten, ohnge-<lb/> „rechnet die Beſatzungen, die ſie an vie-<lb/> „len Orten der Jnſel unterhalten muͤſ-<lb/> „ſen. Dieſe ſo groſſen Unkoſten erhoͤ-<lb/> „hen den Preiß des Zimmets um ein<lb/> „merckliches, welches ſich doch zur Zeit<lb/> „der Portugieſen gantz anders verhiel-<lb/> „te; denn dieſe hatten nicht noͤthig, alle<lb/> „dieſe Unkoſten aufzuwenden, ſondern<lb/> „kunten alles zu Nutze machen. Nun<lb/> „waͤchſet an dem Caneelbaum eine<lb/> „Frucht, wie eine Olive, wird aber nicht<lb/> „gegeſſen: deren ſammleten ſie eine<lb/> „Menge, thaten ſie, zuſamt den aͤuſſer-<lb/><cb n="154"/> „ſten Spitzlein der Aeſte, in einen Keſ-<lb/> „ſel mit Waſſer, und lieſſen ſie mit ein-<lb/> „ander ſieden, bis daß alles Waſſer<lb/> „verrauchet. Wann es erkaltet, ſo war<lb/> „das oberſte als ein weiſſer Wachsku-<lb/> „chen, und am Boden lag der Campher.<lb/> „(Allhier verſtoͤßt der Herꝛ <hi rendition="#fr">Tavernier,</hi><lb/> „daß er es Campher nennet, denn der<lb/> „Campher kommt aus dem Stamme<lb/> „eines Baumes, wie ich in Cap. von<lb/> „Gummi erweiſen werde; es iſt nur eine<lb/> „dem Campher gleichende Mateꝛie. Das<lb/> „Wachs belangend, um daſſelbige habe<lb/> „ich nach <hi rendition="#fr">Liſſabon</hi> geſchrieben, allein<lb/> „man weiß nichts davon.) Von den<lb/> „Wachskuchen machten ſie die Wachs-<lb/> „kertzen, deren ſie ſich an hohen Feſten<lb/> „unter waͤhrendem Gottesdienſte in der<lb/> „Kirchen bedieneten, welche dann, ſo<lb/> „bald als nur die Kertzen angeſtecket<lb/> „wurden, voll Zimmtgeruch wurde.<lb/> „Sie haben derſelben mehrmahls nach<lb/> „Liſſabon fuͤr die Koͤnigliche Capelle ge-<lb/> „ſendet. 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Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch.
hencket ſind, die Beeren, in Geſtalt eines
Olivenkerns, alſo, wie die Figur aus-
weiſet, die ich nach dem Original, wel-
ches in des Herrn Tourneforts Haͤn-
den iſt, habe ſtechen laſſen, der auch zu
gleicher Zeit ſo guͤtig geweſen, und mir
vier oder fuͤnff Blaͤtter, die eben die ob-
gedachte Geſtalt und Geſchmack hatten,
verehret hat.
Siehe Fig. 112.
Was den Ort anbetrifft, von dannen
der Caneel kommt, auch wie man den
Baum entrinde, davon habe ich dasjeni-
je, was Tavernier davon aufgezeichnet,
allhier anzufuͤhren fuͤr gut erachtet.
„Der Caneel kommt aus der Jnſel
„Ceylon. Der Baum, der ihn traͤgt,
„kommt unſern Weiden gar ſehr nahe,
„und hat drey Rinden, davon nimmt
„man allein die erſte und andere, von
„welchen dieſe viel beſſer iſt als jene. Die
„dritte wird gar nicht angeruͤhret, denn,
„wenn dieſelbe mit dem Meſſer zer-
„ſchnitten wuͤrde, verduͤrbe der Baum.
„Dannenhero lernt man es, als wie ein
„ander Handwerck, von Jugend auf.
„Der Caneel koſtet die Hollaͤnder weit
„mehr, als man gedencket: denn weil
„der Koͤnig von Zeilon, oder, wie er ge-
„woͤhnlich genennet wird, der Koͤnig
„von Candy, welches der Name der
„Hauptſtadt iſt, der Hollaͤnder abgeſag-
„ter Feind geworden, um weilen ſie
„ihm einſten ihr Wort nicht gehalten,
„darum ſchickt er alle Jahre ſeine Voͤl-
„cker aus, und laͤßt verſuchen, ob ſie die
„Hollaͤnder bey Einſammlung des Ca-
„neels uͤberfallen moͤgen; welches ſie
„dann noͤthiget, funffzehn bis ſechszehn
„hundert gewaffnete Mann zu halten,
„um eine gleiche Anzahl Volck, das den
„Caneel entrindet, zu beſchirmen. Uber-
„diß muͤſſen ſie dieſe Arbeiter das gantze
„Jahr hindurch unterhalten, ohnge-
„rechnet die Beſatzungen, die ſie an vie-
„len Orten der Jnſel unterhalten muͤſ-
„ſen. Dieſe ſo groſſen Unkoſten erhoͤ-
„hen den Preiß des Zimmets um ein
„merckliches, welches ſich doch zur Zeit
„der Portugieſen gantz anders verhiel-
„te; denn dieſe hatten nicht noͤthig, alle
„dieſe Unkoſten aufzuwenden, ſondern
„kunten alles zu Nutze machen. Nun
„waͤchſet an dem Caneelbaum eine
„Frucht, wie eine Olive, wird aber nicht
„gegeſſen: deren ſammleten ſie eine
„Menge, thaten ſie, zuſamt den aͤuſſer-
„ſten Spitzlein der Aeſte, in einen Keſ-
„ſel mit Waſſer, und lieſſen ſie mit ein-
„ander ſieden, bis daß alles Waſſer
„verrauchet. Wann es erkaltet, ſo war
„das oberſte als ein weiſſer Wachsku-
„chen, und am Boden lag der Campher.
„(Allhier verſtoͤßt der Herꝛ Tavernier,
„daß er es Campher nennet, denn der
„Campher kommt aus dem Stamme
„eines Baumes, wie ich in Cap. von
„Gummi erweiſen werde; es iſt nur eine
„dem Campher gleichende Mateꝛie. Das
„Wachs belangend, um daſſelbige habe
„ich nach Liſſabon geſchrieben, allein
„man weiß nichts davon.) Von den
„Wachskuchen machten ſie die Wachs-
„kertzen, deren ſie ſich an hohen Feſten
„unter waͤhrendem Gottesdienſte in der
„Kirchen bedieneten, welche dann, ſo
„bald als nur die Kertzen angeſtecket
„wurden, voll Zimmtgeruch wurde.
„Sie haben derſelben mehrmahls nach
„Liſſabon fuͤr die Koͤnigliche Capelle ge-
„ſendet. Auch bekamen ſie, die Portugi-
„ſen, Zimmet aus den Laͤndern der Ka-
„jas um Cochin: ſeit dem aber die
„Hollaͤnder dieſelben erobert, und ſich
„der Jnſel Ceylon bemaͤchtiget, dabey
„vermercket, daß ihnen der Zimmt, der
„um Cochin wuchſe, Schaden braͤchte,
„weil er nicht ſo gut als der Ceyloniſche,
„und derowegen wohlfeil hin gegeben
„wurde, darum verderbten ſie alle Or-
„te, wo er ſonſt gewachſen: daß ſolcher
„geſtalt keiner mehr zu finden, als nur
„der Ceyloniſche, welcher anietzo gantz
„und gar in ihrer Gewalt iſt. Als die
„Portugiſen dieſe Kuͤſten inne hatten,
„kaufften die Englaͤnder den Caneel von
„ihnen.
Wann nun die Einwohner den
Zimmt geſammlet, ziehen ſie die oberſte
Schale, welche braun und hoͤckericht iſt,
herunter, und laſſen ihn hernachmahls
trocknen, da er dann zuſammenlaufft,
und die Geſtalt, die er hat, annimmt,
wird roͤthlicht, bekommt einen angeneh-
men Geruch, und beiſſenden, aromati-
ſchen, lieblichen Geſchmack. Es haben
mich etliche vergewiſſern wollen, daß
der Caneel dieſe herrlichen Eigenſchaf-
ten nicht ehe, denn nach Verlauff eines
Jahres erhielte, welches ich aber nicht
verſichern kan, weil ich ſelber nicht ge-
wiß bin. Sage immittelſt, man ſolle den
Caneel ausleſen, welcher als wie feine
duͤnne
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