Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils fünfftes Buch. [Spaltenumbruch]
verursachet, daß ich nichts davon nichtsagen kan, denn daß sie gäntzlich sollen verworffen werden, dieweil sie gar zu nichts taugen, welches denn auch ver- wehren solte, daß sie weder eingeführet, noch von den Kauffleuten verkauffet werden dürfften. Die Sennesschötlein belangend, Man muß aber diejenigen Sennes- Ausser diese Sorten der Sennesblät- Aus den Sennesblättern wird übern Es haben zwar etliche Scribenten ge- Jn Franckreich findet sich ein Cete M 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. [Spaltenumbruch]
verurſachet, daß ich nichts davon nichtſagen kan, denn daß ſie gaͤntzlich ſollen verworffen werden, dieweil ſie gar zu nichts taugen, welches denn auch ver- wehren ſolte, daß ſie weder eingefuͤhret, noch von den Kauffleuten verkauffet werden duͤrfften. Die Sennesſchoͤtlein belangend, Man muß aber diejenigen Sennes- Auſſer dieſe Sorten der Sennesblaͤt- Aus den Sennesblaͤttern wird uͤbern Es haben zwar etliche Scribenten ge- Jn Franckreich findet ſich ein Cete M 2
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Hingegen<lb/> ſollen die ſchwartzen, und die zuriſſenen,<lb/> in denen die Kerne ausgedorret, ver-<lb/> trocknet und ſchimmlicht, weggeworf-<lb/> fen werden, denn ſie ſind durchaus nicht<lb/> tuͤchtig, daß ſie ein Menſche zu ſich neh-<lb/> me, weil ſie nicht allein zu alt, ſondern<lb/> auch zum oͤftern in Seewaſſer geweichet<lb/> worden ſind.</p><lb/> <p>Auſſer dieſe Sorten der Sennesblaͤt-<lb/> ter und dererſelben Blaͤslein verkauf-<lb/> fen wir auch noch den Staub und Un-<lb/> rath davon, wiewohl es nicht recht iſt,<lb/> denn es iſt den mehrern Theil nichts als<lb/> Erde und die Blaͤtter eines Krau-<lb/> tes, welches die Tabuletkramer<lb/><hi rendition="#fr">Ourdon</hi> nennen, und entweder ſich<lb/> von ungefehr darunter befindet, oder<lb/> mit Fleiß unter die Sennesblaͤtter in die<lb/> Kuͤſten und Ballen gethan worden iſt.<lb/> Dieſes aber ſolte aufs ſchaͤrffſte verbo-<lb/> ten werden, nicht nur wegen der uͤbeln<lb/> Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter, ſondern<lb/> auch, weil vielen liederlichen Geſinde da-<lb/> durch Anlaß gegeben wird, allerley<lb/> Lumperey drunter zu mengen, und der-<lb/> geſtalt aus einer Wahre, die nicht werth<lb/> iſt, daß man ſie von der Erde aufhebe,<lb/> Geld zu machen. Andere verkauffen<lb/> an ſtatt des Staubes von Sennesblaͤt-<lb/> tern, getrocknete, zerhackt- und zerſtuͤck-<lb/> te Wegrichblaͤtter, denen ſie den Na-<lb/><cb n="182"/> men <hi rendition="#fr">Ourdon</hi> geben, und, ihrer Be-<lb/> truͤgerey ein deſto beſſeres Anſehen zu<lb/> machen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">petit Sené,</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſchlechte Sennet-<lb/> blaͤtter</hi> nennen, welches iedennoch<lb/> gantz leichtlich zu mercken iſt, denn die<lb/> zerſtuͤckten rechten Sennesblaͤtter, ſind<lb/> kleine zarte Stuͤcklein, Ourdon dagegen<lb/> ſind dickere Stuͤckgen, und die Nerven<lb/> des Wegrichs noch daran zu ſpuͤren.<lb/> Hier werden mir etliche einwerffen wol-<lb/> len, der reine und ſaubere Staub der<lb/> Sennesblaͤtter habe eben eine ſo gute<lb/> Kraft, als die gantzen Blaͤtter: denen<lb/> antworte ich aber, dieweil die Sennes-<lb/> blaͤtter, aus ſo gar ſubtilen Theilgen be-<lb/> ſtehen, derowegen haben ſie weniger<lb/> Kraft, ie mehr ſie zuſtoſſen ſind. Und<lb/> darum ſolte auch der Sennesblaͤtter-<lb/> ſtaub ausdruͤcklich bey der Handlung<lb/> verboten ſeyn, wie ingleichen die Stiele,<lb/> welche etliche gebrauchen; eines theils,<lb/> weil ſie gar gutes Kauffs, theils aber,<lb/> weil ſie viel heftiger purgiren, weder die<lb/> Sennesblaͤtter.</p><lb/> <p>Aus den Sennesblaͤttern wird uͤbern<lb/> Feuer mit Waſſer ein Extract gemacht,<note place="right"><hi rendition="#aq">Extractum fo-<lb/> liorum Sennæ.</hi></note><lb/> ſo gar ein gutes <hi rendition="#aq">purgans</hi> iſt. 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Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch.
verurſachet, daß ich nichts davon nicht
ſagen kan, denn daß ſie gaͤntzlich ſollen
verworffen werden, dieweil ſie gar zu
nichts taugen, welches denn auch ver-
wehren ſolte, daß ſie weder eingefuͤhret,
noch von den Kauffleuten verkauffet
werden duͤrfften.
Die Sennesſchoͤtlein belangend,
dererſelbigen gute Beſchaffenheit ſolte
wohl billich die Aertzte verpflichten, ſie
oͤfters als geſchicht, zu gebrauchen; denn
ſie uͤberaus ſanfte purgiren, auch den
Medicamenten bey nahe weder Geruch
noch Geſchmack geben, welches bey den
Blaͤttern gerade das Wiederſpiel, in-
dem ſie einen ſo widerlichen Geſchmack
machen, daß viel Leute, wegen des Ge-
ſchmacks und Geruchs der Sennesblaͤt-
ter, die Artzney zu nehmen verweigern.
Man muß aber diejenigen Sennes-
ſchoͤtlein ausſuchen, welche fein dicke,
groß und gruͤn ſind, in denen auch der
Samen recht voͤllig und dicke iſt, den
Roſinenkernen bey nahe gantz aͤhnlich,
auſſer daß er viel platter. Hingegen
ſollen die ſchwartzen, und die zuriſſenen,
in denen die Kerne ausgedorret, ver-
trocknet und ſchimmlicht, weggeworf-
fen werden, denn ſie ſind durchaus nicht
tuͤchtig, daß ſie ein Menſche zu ſich neh-
me, weil ſie nicht allein zu alt, ſondern
auch zum oͤftern in Seewaſſer geweichet
worden ſind.
Auſſer dieſe Sorten der Sennesblaͤt-
ter und dererſelben Blaͤslein verkauf-
fen wir auch noch den Staub und Un-
rath davon, wiewohl es nicht recht iſt,
denn es iſt den mehrern Theil nichts als
Erde und die Blaͤtter eines Krau-
tes, welches die Tabuletkramer
Ourdon nennen, und entweder ſich
von ungefehr darunter befindet, oder
mit Fleiß unter die Sennesblaͤtter in die
Kuͤſten und Ballen gethan worden iſt.
Dieſes aber ſolte aufs ſchaͤrffſte verbo-
ten werden, nicht nur wegen der uͤbeln
Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter, ſondern
auch, weil vielen liederlichen Geſinde da-
durch Anlaß gegeben wird, allerley
Lumperey drunter zu mengen, und der-
geſtalt aus einer Wahre, die nicht werth
iſt, daß man ſie von der Erde aufhebe,
Geld zu machen. Andere verkauffen
an ſtatt des Staubes von Sennesblaͤt-
tern, getrocknete, zerhackt- und zerſtuͤck-
te Wegrichblaͤtter, denen ſie den Na-
men Ourdon geben, und, ihrer Be-
truͤgerey ein deſto beſſeres Anſehen zu
machen, petit Sené, ſchlechte Sennet-
blaͤtter nennen, welches iedennoch
gantz leichtlich zu mercken iſt, denn die
zerſtuͤckten rechten Sennesblaͤtter, ſind
kleine zarte Stuͤcklein, Ourdon dagegen
ſind dickere Stuͤckgen, und die Nerven
des Wegrichs noch daran zu ſpuͤren.
Hier werden mir etliche einwerffen wol-
len, der reine und ſaubere Staub der
Sennesblaͤtter habe eben eine ſo gute
Kraft, als die gantzen Blaͤtter: denen
antworte ich aber, dieweil die Sennes-
blaͤtter, aus ſo gar ſubtilen Theilgen be-
ſtehen, derowegen haben ſie weniger
Kraft, ie mehr ſie zuſtoſſen ſind. Und
darum ſolte auch der Sennesblaͤtter-
ſtaub ausdruͤcklich bey der Handlung
verboten ſeyn, wie ingleichen die Stiele,
welche etliche gebrauchen; eines theils,
weil ſie gar gutes Kauffs, theils aber,
weil ſie viel heftiger purgiren, weder die
Sennesblaͤtter.
Aus den Sennesblaͤttern wird uͤbern
Feuer mit Waſſer ein Extract gemacht,
ſo gar ein gutes purgans iſt. Auch kan
man ein Saltz daraus ziehen, welchem
etliche ſehr groſſe Eigenſchaften zulegen,
bevoraus, wenn es zu der infuſion der
Sennesblaͤtter gethan wird, denn durch
ſolches Mittel wuͤrde, ihrem Vorgeben
nach, eine viel groͤſſere Kraft heraus ge-
zogen; und daran irren ſie auch nicht.
Extractum fo-
liorum Sennæ.
Es haben zwar etliche Scribenten ge-
ſchrieben, daß in Jtalien, vornehmlich
in Toſcanen uñ der Genueſiſchen Re-
vier, wie auch in Provence, die Sen-
nesblaͤtter in Menge wuͤchſen: weil ich
aber glaube, daß dieſe Art Sennet, viel-
mehr desjenigẽ Gewaͤchſes Blaͤtter ſind,
welches die Kraͤuterverſtaͤndigen Colu-
tea, Bagnaudier, Schaflinſen heiſſen,
derowegen will ich nichts davon geden-
cken, indem bereits genug Autores da-
von gehandelt haben.
Jn Franckreich findet ſich ein
Kraut, Gratia Dei oder Gratiola, Got-
tes Gnad/ genennet, welches eben ſo
ſtarck purgiret, als wie die Sennesblaͤt-
ter: weil es aber bey uns waͤchſt, dar-
um macht man kein groß Werck davon.
Auch giebt es noch ein ander Kraut,
welches die Simpliciſten Alypum montis
Ceti nennen, weil es auf dem Berge
Cete
Gratiola.
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